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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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war eine Reifenspur abgebildet, daneben ein Lineal in schwarz-weiß.
    «Kommt die Spurensicherung?»
    «Ja», antwortete Kval und ging in die Hocke. «In spätestens einer Stunde.» Er hielt das Foto neben den Reifen. «Was meinst du?»
    Torp schaute genau hin. Auf den Reifen. Auf das Foto. Auf den Reifen. Die Profile waren identisch. Er blickte Kval an und sagte: «Ich lasse sofort nach dem Hyundai fahnden.»

Kapitel 39
    Anton stand am Fenster neben dem Haupteingang des Hotels. In der Hand hielt er einen Teller vom Frühstücksbuffet, auf dem eine halb verzehrte Scheibe Weißbrot mit Rührei lag. Torp sollte, sofern der Wicht nicht irgendwo zwischen Lisleby und Sarpsborg in den Graben gefahren war, jeden Moment da sein. Anton sah ungeduldig auf die Uhr. Vier Minuten nach acht. Er schaute auf den dunklen Parkplatz. Stellte sich an die Rezeption und plauderte ein wenig mit der jungen Schwedin, die höchstens neunundzwanzig war. Blonde, schulterlange Haare. Volle Lippen. Schmales Gesicht. Auf ihrem Namensschild stand
Jessica
. Er fragte sie regelrecht aus. Schlug so die Zeit tot, während er auf seinen minderbemittelten Kollegen wartete, dem ein weiteres Jahr an der PHS nicht geschadet hätte. Wo sie herkam: Uddevalla. Wie alt sie war: siebenundzwanzig. Was sie nach Sarpsborg verschlagen hatte: ihr Freund.
    Was sonst, dachte Anton und verlor das Interesse. Er reichte ihr den Teller.
    «Würden Sie den nehmen?»
    «Klar», antwortete sie mit routiniertem Lächeln.
    Er stellte sich wieder ans Fenster. Drei Minuten später schlitterte ein Wagen mit Fernlicht auf den Parkplatz. Selbst von hier aus konnte er erkennen, dass es sich weder um einen Passat noch um einen Mondeo aus dem Fuhrpark des Polizeireviers handelte: Dafür war er zu kurz. Der Fahrer indes bestens bekannt. Sein draufgängerischer, kindischer Fahrstil sagte alles. Magnus Torp war eingetroffen.
    Anton warf einen kurzen Blick auf den Wagen, dann lief er los. Torp betätigte die Lichthupe.
    Anton riss die Beifahrertür auf, beugte sich hinein und fragte: «Was ist das denn?»
    «Ein B … M … W», sagte Torp stolz.
    «Das seh ich, aber wieso holst du mich mit diesem Gefährt ab? Willst du uns umbringen?»
    Das Auto sah aus, als hätte es seine besten Zeiten längst hinter sich.
    «Ich überlege, ob ich mir nicht noch einen Pullover überziehe», fuhr Anton fort und blickte zum Hoteleingang. «Krasse Temperaturen.»
    «Brauchst du nicht. Ich bin hier drin ganz schön am Schwitzen.»
    Anton stieg ein. Inspizierte den Wagen. Das etwas ramponierte Armaturenbrett. Die rissigen Ledersitze, die ihn an das Gesicht einer alten Tante erinnerten. Torp fuhr langsam an und berichtete von dem neu erstandenen Wagen, den er seit nunmehr zwölf Tagen sein Eigen nannte. Der in Deutschland im selben Jahr vom Fabrikband gerollt war, in dem die Olympischen Spiele in Lillehammer stattgefunden hatten. Dass er den Preis von zwanzig- auf sechzehntausend Kronen heruntergehandelt hatte. Und dass er Anton deshalb in seinem Privatwagen abholte, weil er verschlafen hatte und nicht riskieren wollte, weitere fünfzehn Minuten zu spät zu kommen, indem er über das Sarpsborger Zentrum fuhr und dort in ein Zivilfahrzeug der Polizei umstieg.
    «Die beste Entscheidung des Jahres, Kollege», bemerkte Anton in gespielt schroffem Ton.
    «Wohin fahren wir eigentlich?», fragte Torp. «Und hast du herausgefunden, wer Rektor war, als Nils auf die Seiersten-Schule ging?»
    «Ja. Der Mann heißt Oscar Lind, dem statten wir jetzt mal einen Besuch ab.»
    «Unangemeldet?»
    «Immer unangemeldet, Torp. Schon mal von Slitu gehört?»
    Torp sah Anton fragend an. «Nein?»
    «Dort wollen wir hin. Inneres Østfold. Zwischen Askim und Mysen, ein echtes Kuhkaff.» Dann schielte er auf den Heizungsknopf. «Hier ist es kalt. Dreh mal die Heizung auf. Brauchst nicht deine altersschwache Batterie zu schonen, wenn hoher Besuch an Bord ist.»
    «Schon mit Kval gesprochen?», fragte Torp und drehte die Temperatur hoch.
    «Ich hab gesehen, dass er heute Nacht ein paarmal angerufen hat, ich war aber schon früh im Bett.» Anton verspürte nicht das geringste Bedürfnis, Torp den wahren Grund zu nennen, dass er nämlich nicht den Nerv hatte, mit einem überempfindsamen Kval zu telefonieren.
    «Dann weißt du es vielleicht noch gar nicht?»
    «Was weiß ich nicht?»
    Torp hielt an und erstattete wild gestikulierend Bericht. Von dem Lieferwagen mit den gestohlenen Schildern, der beim Solbergtårnet aufgetaucht war. Dass

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