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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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«Anton hier.»
    «Ich muss also Torp anrufen, wenn ich dich an die Strippe kriegen will?» Er klang übellaunig.
    Anton entschuldigte sich damit, dass er sich gestern früh schlafen gelegt und sein Handy auf lautlos gestellt habe. Er berichtete außerdem, dass sie vor Oscar Linds Haus warteten, bis der alte Rektor von der Physiotherapie zurück sei.
    «Verrat mir mal eins», sagte Kval ernst, «wieso seid ihr denn jetzt dort?»
    «Das weißt du doch. Damit uns der Rektor verrät, warum Viggo Holm die Seiersten-Schule verlassen hat. Das ist, wie du selbst gesagt hast, äußerst merkwürdig.» Anton vertilgte das halbe Caramello in einem Happs.
    «Siehst du denn nicht das Offensichtliche, Anton?»
    «Tu ich doch», sagte er, den Mund voller Schoko-Karamell-Masse. «Gestern Abend warst du noch damit einverstanden, dass wir Nils Jahr etwas genauer unter die Lupe nehmen.»
    «Ja, aber dann ist der Lieferwagen aufgetaucht, der zum Tatzeitpunkt am Tatort
war
. Alles deutet auf seinen Fahrer hin, Anton.» Sein Ton schwankte zwischen Bangen und Flehen.
    «Kümmer du dich um den Lieferwagen. Fingerabdrücke?»
    «Weshalb bist du so scharf darauf, Nils Jahr was anzuhängen?»
    Anton antwortete nicht.
    «Dann halt nicht …», sagte Kval, gefolgt von einem langen Seufzer.
    «Fingerabdrücke?», wiederholte Anton und stopfte sich den restlichen Riegel in den Mund.
    «Der Wagen war voll davon. Ein Erwachsener und mindestens ein Kind.»
    «Hört sich nicht so an, als gäbe es Übereinstimmungen.»
    «Nein.»
    «Schon bei Europol nachgefragt?»
    «Nein, noch nicht. Mach ich jetzt.»
    «Gut. Wir sehen uns später.»
    Anton gab Torp das Handy zurück. Hielt die Hände vor den Heizlüfter in der Mitte des Armaturenbretts und spürte, wie sie in der Warmluft geschmeidig wurden. Bis zu Oscar Linds Rückkehr waren es noch anderthalb Stunden. Genauso lang, wie Torps Kiste bei diesen Wetterverhältnissen von hier nach Sarpsborg brauchen würde. Sie konnten ebenso gut warten. Er schraubte die Colaflasche auf und nahm einen Schluck.
    «Ist Kval sauer oder was?», wollte Torp wissen.
    «Warum sollte er sauer sein?» Nächster Schluck.
    «Hat sich ein bisschen so angehört, das Telefonat.»
    «Echt?», sagte Anton und packte die Flasche wieder in die Tüte. «Nein. Nicht sauer. Was weiß ich. Er ist halt so, wenn’s nicht nach seinem Willen geht. Das hast du bei der Sitzung mit dem Staatsanwalt bestimmt auch bemerkt?»
    Torp nickte. «Ja, er wusste sicher selbst, dass wir nie im Leben die Erlaubnis kriegen würden, die Handynummern zu überwachen.»
    «Klar. Vielleicht wollte er testen, wie weit er gehen kann, weil der Staatsanwalt verhältnismäßig jung war.»
    «Warum hat er eigentlich bei der Kripo aufgehört?»
    Im Armaturenbrett krachte es gewaltig. Unmittelbar darauf ertönte das Geräusch einer Trommel, die ihre letzten Umdrehungen machte, bevor sie mit einem dumpfen Knall stehen blieb.
    Anton blickte zu Torp hinüber und sagte: «Das ist jetzt ein Scherz, oder?»
    Torp war bleich geworden. Seine rechte Hand fummelte bereits am Heizungsknopf herum. Er rüttelte daran. Aus den Lüftern kam weder warme noch kalte Luft.
    «Wunderbar», bemerkte Anton sarkastisch. «Das hat uns gerade noch gefehlt.» Er holte Luft. Sah Torp wütend an. «Wer billig kauft, kauft Scheiße.»
    «Ich weiß nicht, was hier los ist», sagte Torp besorgt. «Die ganze Zeit hat’s funktioniert.»
    «Ja, an sämtlichen zwölf Tagen.» Anton schüttelte den Kopf. «Verdammte Dreckskarre. Hätte ich das gewusst, hätte ich mir im Hotel eine Thermoskanne mit heißem Kaffee mitgeben lassen.» Er beugte sich hinunter zu seiner Tüte. Nahm die Packung Marzipanstangen heraus. «Jedenfalls wird man mich mit hohem Blutzuckerspiegel auffinden.» Er schob sich eine halbe Stange in den Mund, brach sie ab und schob den Rest hinterher. Spülte alles mit einem Schluck Cola hinunter.
    Torp versuchte vergebens, die Heizung wieder in Gang zu bringen.
    «Gib’s auf. Du hast doch gehört, dass das Ding den Geist aufgegeben hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder anspringt, ist genauso groß wie dass du eines Tages Polizeipräsident wirst. Ain’t gonna happen.»
    Es vergingen einige Minuten, ohne dass ein Wort fiel. Das Armaturenbrett verkündete, dass die Zeit mittlerweile auf 9 :55 vorgerückt war und draußen minus dreizehn Grad herrschten. Anton nahm in jede Hand eine Marzipanstange.
    «Typisch», sagte Torp und warf sich gefrustet gegen die Lehne. «Kostet bestimmt ein paar

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