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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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verlassen hatte und er geschieden war. Kinder hatten sie nicht gehabt. Jóhannes war in jüngeren Jahren selbst ein sehr guter Schauspieler gewesen, doch mit zunehmendem Alter gab es immer weniger Rollen für ihn, und er begann, an der Schauspielschule zu unterrichten. Zwischendurch wurde ihm immer mal wieder eine Rolle angeboten, sowohl von professionellen Theatern als auch von Amateurbühnen. Die ein oder andere Filmrolle hatte ebenfalls den Namen des Schauspielers vor der Vergessenheit bewahrt, und manchmal tauchte er in Talkshows im Rundfunk und im Fernsehen auf und rekapitulierte frühere Zeiten.
    »Ich kann mich gut an Baldvin erinnern«, sagte Jóhannes, als sie sich mit dem Kräutertee in sein Arbeitszimmer gesetzt hatten. Erlendur probierte den Tee und fand, dass er scheußlich schmeckte. Er hatte Jóhannes gesagt, um was es ging, und ihn gebeten, die Tatsache, dass er sich nach einem alten Schauspielschüler erkundigt hatte, für sich zu behalten. Nach dem, was Orri ihm gesagt hatte, hatte es wahrscheinlich wenig Sinn, sich Vertraulichkeit auszubitten, doch Erlendur hoffte das Beste.
    »Er war nicht sonderlich talentiert als Schauspieler, er hat auch gleich im zweiten Jahr aufgehört«, fuhr Jóhannes fort. »Komische Rollen lagen ihm aber ganz gut. Er hörte mittendrin auf, mitten in der Vorstellung sozusagen, weil er fand, dass er besser in der Medizin aufgehoben war. Ich habe ihn seitdem eigentlich kaum noch gesehen.«
    »War sein Jahrgang eine gute Gruppe?«
    »Ja, durchaus«, sagte Jóhannes und trank von seinem Tee. »Sie waren gut. Also, da war Orri Fjeldsted, ein ganz ordentlicher Schauspieler, obwohl er etwas stereotyp wirken konnte. Ich habe gerade diese schauerliche Aufführung von Othello gesehen. Da war er alles andere als gut. Außerdem war Svala noch in der Gruppe, und Sigríður, die war eigentlich die bessere Schauspielerin. Die Rollen von Ibsen und Strindberg, diesen nordischen Giganten des Theaters, waren ihr wie auf den Leib geschrieben. Ja, und natürlich Heimir. Meiner Meinung nach hätte der größere Rollen bekommen sollen. Mit dem Alter wurde er bitter und enttäuscht und suchte Trost im Alkohol. Ich hab ihm die Rolle des Jimmy in Blick zurück im Zorn gegeben, wo ich Regie geführt habe, und ich fand, dass er das gut gemacht hat, obwohl … Ich weiß eigentlicht nicht, wo er heute steckt, aber ich habe ihn neulich in einer kleinen Rolle in einem Hörspiel im Rundfunk gehört. All diese Leute gehen auf die fünfzig zu, Lilja, Sæbjörn, Einar. Ach ja, und dann war noch Karólina in dieser Gruppe. Die Ärmste, sie war wirklich keine besonders gute Schauspielerin.«
    »Kannst du dich an die Zeit erinnern, als Baldvin aufhörte?«, fragte Erlendur, der merkte, dass es keinerlei Anstrengung bedurfte, um dem alten Schauspieler Informationen aus der Nase zu ziehen.
    »Baldvin? Tja, der hat einfach aufgehört. Er hat keine Gründe dafür angegeben. Damals war es aber außerordentlich schwierig, zur Schauspielschule zugelassen zu werden. Der Andrang war enorm, deswegen haben die wenigsten einfach so mittendrin aufgehört, das kann ich dir versichern. Mitten in der Vorstellung.«
    »Er hat aber doch nicht buchstäblich mitten in einer Vorstellung aufgehört?«
    »Nein, ich will damit nur sagen, dass er einfach mir nichts, dir nichts aufgehört hat. Das kam so plötzlich, fand ich, gemessen daran, was für Anstrengungen diese jungen Leute auf sich genommen hatten, um zugelassen zu werden. Damals träumten die noch davon, Schauspieler zu werden, das war ein Traumberuf. Den Durchbruch zu haben und berühmt zu werden. Das ist in der Schauspielerei möglich, wenn man denn nach so etwas strebt. Allen ernsthaften Schauspielern gibt sie aber viel mehr. Sie hat mir die ganze Kultur erschlossen, die Literatur und die dramatischen Werke für die Bühne, sie hat mir die Tür ins eigentliche Leben geöffnet.«
    Der alte Schauspieler lächelte und schwieg eine Weile. »Du entschuldigst, dass ich so pathetisch geworden bin. Wir Schauspieler tendieren manchmal zur Übertreibung, vor allem, wenn wir auf der Bühne stehen.«
    Er lachte laut über sich selbst.
    »Soweit ich weiß, hat Baldvin damals seine Frau kennengelernt und geheiratet, kurz nachdem er an der Schule aufgehört hat«, sagte Erlendur lächelnd.
    »Ja. Sie war Historikerin, nicht wahr? Sie ist vor Kurzem verstorben, habe ich gehört. Hat sich umgebracht. Du bist vielleicht deswegen hier, oder …?«
    »Nein«, sagte Erlendur. »Hast du sie

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