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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Nachhauseweg hatte er beschlossen, bei dem alten Mann vorbeizuschauen. Der wachte in diesem Augenblick auf und sah Erlendur.
    »Ich habe mich mit deinem Sohn Elmar getroffen«, sagte Erlendur. Er wusste nicht, wie viel Zeit er hatte, und kam sofort zur Sache.
    »Ja?«
    Der Mann, der gelesen hatte, legte das Buch auf den Nachttisch und drehte sich zur Wand. Erlendur ging davon aus, dass er alles hören konnte, was sie sagten. Der dösende Mann, der im Bett dazwischen lag, begann, leise zu schnarchen. Erlendur wusste, dass das keine idealen Bedingungen für eine Ermittlung waren, aber da war nichts zu machen. Zudem konnte man ja seine Bemühungen um den alten Mann kaum als Ermittlung bezeichnen.
    »Haben sich die beiden nicht immer gut verstanden?«, fragte Erlendur und versuchte, unverdächtig zu klingen. Wahrscheinlich hatte er sich auch schon früher einmal danach erkundigt.
    »Die Brüder waren sehr verschieden, falls du das meinst.«
    »Die Verbindung zwischen ihnen war also nicht sonderlich eng?«, fragte Erlendur.
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Nein, das war sie nicht. Mein Elmar kommt mich hier nie besuchen. Er sagt, dass er nichts mit Krankenhäusern, Pflegeheimen und Altersheimen und so etwas zu tun haben will. Er ist Taxifahrer. Wusstest du das?«
    »Ja«, sagte Erlendur.
    »Und wie so viele andere geschieden«, sagte der alte Mann. »Er ging immer seine eigenen Wege.«
    »Ja, manche sind so«, sagte Erlendur, um etwas zu sagen.
    »Hast du dieses Mädchen gefunden, nach dem du gefragt hast?«
    »Nein. Dein Sohn Elmar hat auch gesagt, dass Davið nie etwas mit Mädchen hatte.«
    »Da hat er recht.«
    Der Mann im mittleren Bett hatte wieder angefangen zu schnarchen.
    »Du solltest vielleicht mit dieser Suche aufhören«, sagte der alte Mann.
    »Es kann ja kaum als Suche bezeichnet werden«, antwortete Erlendur. »Im Augenblick ist nur wenig los. Mach dir also meinetwegen keine Gedanken.«
    »Glaubst du wirklich immer noch, dass du ihn eines Tages finden wirst?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Erlendur. »Menschen verschwinden, und manchmal werden sie gefunden, manchmal nicht.«
    »Es ist doch schon viel zu lange her. Meine Frau und ich haben schon seit einer Ewigkeit nicht mehr daran geglaubt, dass wir ihn lebend wiedersehen würden. Das war in gewissem Sinne eine Erleichterung, aber wir haben auch nie richtig um ihn trauern können.«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Erlendur.
    »Und bald werde ich verschwinden«, erwiderte der alte Mann.
    »Machst du dir deswegen Sorgen?«
    »Nein, davor fürchte ich mich nicht.«
    »Machst du dir Gedanken um das, was danach kommt?«, fragte Erlendur.
    »Überhaupt nicht. Ich gehe davon aus, dass ich meinen Davið wiedersehen werde. Und meine Frau. Das wird schön.«
    »Du glaubst daran?«
    »Ich habe immer daran geglaubt.«
    »An ein Leben nach dem Tod?«
    »Ja.«
    Sie schwiegen.
    »Ich hätte nur gern gewusst, was mit dem Jungen passiert ist«, sagte der alte Mann. »Seltsam, wie das alles gekommen ist. Er hat seiner Mutter gesagt, er wolle noch in einen Buchladen und anschließend zu seinem Freund, und damit war sein kurzes Leben zu Ende.«
    »In den Buchläden konnte sich niemand an ihn erinnern, weder hier in Reykjavík noch in den Nachbarorten. Der Sache ist man seinerzeit auf den Grund gegangen. Er war auch mit keinem von seinen Freunden verabredet.«
    »Vielleicht hat seine Mutter ihn missverstanden. Es war ja alles so unbegreiflich, so vollkommen unbegreiflich.«
    »Weißt du, was er im Buchladen kaufen wollte? Erinnerst du dich daran?«
    »Ja, das hatte er Gunnþórunn gegenüber erwähnt. Er wollte ein Buch über Binnengewässer kaufen.«
    »Ein Buch über Binnengewässer?«
    »Ja, irgend so ein Buch über isländische Seen.«
    »Seen? Was wollte er damit?«
    »Das Buch war gerade erschienen, hat seine Mutter gesagt. Ein Bildband über die Seen im Umkreis von Reykjavík.«
    »Interessierte er sich für solche Bücher über die isländische Natur?«
    »Das ist mir nie aufgefallen. Ich glaube, seine Mutter war auch der Meinung, dass er es irgendjemandem schenken wollte, aber sie war sich nicht sicher. Sie hat geglaubt, dass sie vielleicht etwas missverstanden hätte, weil er noch nie über so etwas geredet hatte.«
    »Wusstet ihr, wer das war? Wer das Buch bekommen sollte?«
    »Nein.«
    »Und seine Freunde wussten auch nichts davon?«
    »Nein, keiner von ihnen.«
    »Hätte es nicht das Mädchen sein können, von dem Gilbert sprach? Er glaubt doch, dass

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