Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
Vom Netzwerk:
Erlendur. »Ich bin auf dich gekommen, weil … Aber du hast doch noch deine Ausrüstung, oder nicht?«
    »Doch, ja.«
    »Und das Gummiboot?«
    »Ja, das kleine.«
    »Und du tauchst doch auch noch, selbst wenn du nicht mehr für uns arbeitest?«
    »Ziemlich selten.«
    »Das hier ist keine, wie soll ich das ausdrücken, keine offizielle Ermittlung«, sagte Erlendur. »Eigentlich spekuliere ich nur etwas herum. Und ich würde dir das auch aus eigener Tasche bezahlen.«
    »Erlendur, ich kann doch kein Geld von dir annehmen.«
    Þorbergur stöhnte. Erlendur wusste ganz genau, weshalb er nicht mehr für die Polizei arbeitete. Es hatte ihm gereicht, als er eines Tages im Hafen von Reykjavík nach der Leiche einer Frau tauchen musste, die drei Wochen vorher als vermisst gemeldet worden war. Die Leiche war in einem entsetzlichen Zustand gewesen, als er zu ihr hinuntergetaucht war. Dem Risiko, noch einmal so etwas sehen zu müssen, wollte er sich nicht aussetzen. Er wollte nicht mehr mitten in der Nacht aus dem Schlaf hochschrecken, weil ihn ein Anblick wie der von dieser Frau nicht mehr losließ.
    »Es geht um zwei uralte Vermisstenfälle«, sagte Erlendur. »Wirklich uralt. Zwei junge Leute, die verschwanden. Jahrzehntelang sind wir in beiden Fällen nicht vom Fleck gekommen, doch gestern wurde urplötzlich ein neues Licht auf sie geworfen. Es ist zwar nicht viel, worauf man aufbauen kann, trotzdem fand ich es angebracht, mit dir zu reden. Um mein Gewissen zu beruhigen.«
    »Und dabei soll ich dir wohl helfen«, entgegnete Þorbergur.
    »Mir fiel kein anderer ein. Ich wüsste von niemandem, der das besser könnte als du«, sagte Erlendur.
    »Du weißt, dass ich damit aufgehört habe. Wenn ich heutzutage abtauche, dann unter eine Motorhaube.«
    »Ich verstehe dich gut«, sagte Erlendur. »Ich hätte auch schon längst aufgehört, wenn ich etwas anderes könnte.«
    »Und was für ein neues Licht ist da gestern aufgetaucht?«, fragte Þorbergur.
    »In dem Fall?«
    »Ja.«
    »Bislang sind wir davon ausgegangen, dass diese beiden Fälle nichts miteinander zu tun haben. Möglicherweise sind die beiden aber zusammen spurlos verschwunden. Der junge Mann stand kurz vor dem Abitur, und sie war ein bisschen älter und studierte Biologie an der Universität. Im Grunde genommen ist da kaum etwas, was die beiden miteinander verbindet, aber wir haben sie bislang auch nicht separat finden können. Der Fall war bis vor Kurzem völlig festgefahren, und das praktisch seit Jahrzehnten. Gestern habe ich erfahren, dass die Frau, die Guðrún hieß und Dúna genannt wurde, möglicherweise in Þingvellir war und zum Sandkluftavatn wollte. Ich habe heute Morgen noch einmal die Daten verglichen. Sie stimmen nicht überein. Die Frau wurde im Spätherbst in Þingvellir gesehen. Die beiden jungen Leute verschwanden aber erst einige Monate später, der Junge im Februar 1976, das Mädchen im März. Seitdem ist keine Spur von ihnen aufgetaucht, was ebenfalls ungewöhnlich ist: zwei gleich gelagerte Fälle mit so kurzem Abstand dazwischen, und bei beiden ist nicht das Geringste zu finden. Meistens gibt es irgendwo irgendeine Spur. Das ist aber bei diesen beiden Verschollenen nicht der Fall.«
    »Leute in diesem Alter hängen es nicht an die große Glocke, wenn sie sich verlieben«, sagte Þorbergur. »Nicht, wenn das Mädchen älter war.«
    Erlendur nickte. Er hatte das Gefühl, dass das Interesse des Tauchers geweckt war. »Genau«, sagte er. »Es gab nichts, was die beiden verband.«
    Die beiden saßen in Þorbergurs kleinem Büro in seiner Reparaturwerkstatt. Drei Mitarbeiter hantierten geschäftig an Autos herum und warfen ab und zu Blicke in das Büro, das eigentlich nur aus einer gläsernen Zelle bestand, aus der man die Werkstatt überblicken konnte. Immer wieder wurde das Gespräch durch das Klingeln des Telefons unterbrochen, doch Erlendur ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.
    »Ich habe mich auch kundig gemacht, wie das Wetter in dem Winter war«, sagte er. »Es war ein ungewöhnlich kalter Winter. Die meisten Seen waren zugefroren.«
    »Du hörst dich an, als hättest du eine Theorie.«
    »Ja, aber sie hängt an einem seidenen Faden.«
    »Niemand darf davon wissen?«
    »Es würde die Sache verkomplizieren«, sagte Erlendur. »Wenn du etwas findest, rufst du mich an. Wenn nicht, bleibt die Sache genauso festgefahren wie vorher.«
    »Im Sandkluftavatn habe ich noch nie getaucht«, sagte Þorbergur. »Im Sommer ist der See zu flach, nur

Weitere Kostenlose Bücher