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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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zu sprechen, aber von Freundschaft zwischen Emíl und ihm konnte keine Rede sein, denn er glaubte zu wissen, was Emíl für ein Mensch war. Er berichtete Tómas davon, was sein Professor über Emíl und Lothar gesagt hatte und dass es ihm eine Art Bestätigung für den Verdacht gewesen war, dass Emíl sich aus vollster Überzeugung heraus an der Überwachung von Personen beteiligt und von seiner bedingungslosen Loyalität der Partei und der FDJ gegenüber profitiert hatte.
    »Hast du je darüber nachgedacht, ob Emíl Anteil daran gehabt hat, dass du die Uni verlassen musstest?«
    »Das ließ sich nicht feststellen. Eigentlich hätte damals jeder der FDJ Meldung machen können, mehr als nur einer, sogar mehr als zwei. Ich habe dir damals die Schuld daran gegeben, wie du weißt, und dir diesen Brief geschrieben. Es ist immer so kompliziert, mit Leuten zu reden, wenn man nicht weiß, was man sagen darf. Aber ich habe mich nicht weiter da hineingesteigert. Das ist längst vorbei. Vergraben und vergessen.«
    »Weißt du schon, dass Lothar im Lande ist?«, fragte Tómas plötzlich.
    »Lothar? Hier in Island? Nein.«
    »Er hat irgendeine Verbindung zur DDR-Vertretung, vielleicht hat er da einen Posten inne oder so etwas. Ich habe ihn ganz zufällig getroffen, eigentlich auch gar nicht getroffen, sondern ich habe ihn nur gesehen. Er war auf dem Weg in die Botschaft. Ich wohne da in der Nähe und machte gerade einen Spaziergang. Ich war zwar ein ganzes Stück von ihm entfernt, aber er war es, wie er leibt und lebt. Er hat mir einmal gesagt, ich soll meine Umgebung sondieren, als ich ihm vorwarf, an Ilonas Verschwinden schuld zu sein. Und ich begriff damals nicht, was er meinte. Ich glaube, ich verstehe es jetzt.«
    Beide schwiegen.
    Er schaute Tómas an und spürte, dass sein alter Kommilitone ganz allein auf der Welt war. Er hätte gern etwas für ihn getan.
    »Wenn ich dir mit etwas hel… Wenn ich etwas für dich tun kann …«
    »Hat dein Professor dir wirklich gesagt, dass Lothar und Emíl unter einer Decke steckten und Emíl davon profitiert hat?«
    »Ja.«
    »Weißt du, was aus Emíl geworden ist?«, fragte Tómas.
    »Lebt er nicht im Ausland? Ich glaube, er ist nach dem Studium nie zurückgekommen.«
    Geraume Zeit herrschte Schweigen.
    »Diesen Quatsch über Ilona und mich, den du erwähnt hast, wer hat dir das erzählt?«
    »Das war Lothar«, sagte Tómas.
    Hannes zögerte.
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen soll«, sagte er schließlich, »aber mir ist etwas ganz anderes zu Ohren gekommen, kurz bevor ich wegging. Du warst völlig verstört, als du aus der DDR zurückkamst, deswegen wollte ich dir nicht irgendwelche Klatschgeschichten erzählen. Von denen gibt es immer mehr als genug. Was mir zu Ohren kam, war, dass Emíl hinter Ilona her war, bevor ihr zueinander fandet.
    Tómas starrte ihn an.
    »Das habe ich gehört«, sagte Hannes, der bemerkte, wie Tómas erbleichte. »Es muss aber keineswegs stimmen.«
    »Willst du damit sagen, dass sie zusammen waren, bevor Ilona und ich …?«
    »Nein, sondern nur, dass er hinter ihr her war. Er ist dauernd um sie herumgeschlichen, bei der Trümmersäuberung, und …«
    »Emíl und Ilona?«, stöhnte Tómas ungläubig, als könne er sich keinen Reim darauf machen.
    »Er war hinter ihr her, das war das Einzige, was ich gehört habe, mehr nicht«, beeilte sich Hannes zu versichern, der seine Worte schon wieder bereute. An Tómas’ Miene konnte er ablesen, dass es besser gewesen wäre, das nicht zu erwähnen.
    »Wer hat dir das gesagt?«, fragte Tómas.
    »Daran kann ich mich nicht erinnern, und es kann gut sein, dass es gar nicht stimmt.«
    »Emíl und Ilona? Und sie hat nichts mit ihm zu tun haben wollen?«, fragte Tómas.
    »Genau«, sagte Hannes. »Das habe ich gehört. Sie hat sich überhaupt nicht für ihn interessiert. Das hat Emíl ihr übel genommen.«
    Sie schwiegen.
    »Ilona hat dir gegenüber nichts davon erwähnt?«
    »Nein«, sagte Tómas. »Das hat sie nie erwähnt.«

    »Und dann ist er gegangen«, sagte Hannes und schaute Elínborg und Erlendur an. »Seitdem habe ich ihn nicht gesehen, und ich habe keine Ahnung, ob er überhaupt noch am Leben ist.«
    »Das muss eine scheußliche Erfahrung für euch in Leipzig gewesen sein«, sagte Erlendur.
    »Das Schlimmste waren diese unerträgliche Bespitzelung und dieses ewige Misstrauen. Aber daneben gab es auch einige positive Seiten. Die meisten von uns haben sich nicht mit der Hochglanzfassade des Sozialismus

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