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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Lothar. »Das ist das Einzige, was man tun kann.«
    »Was wirst du ihnen über Emíl sagen? Wie willst du das erklären, was passiert ist?«
    »Ich werde ihnen sagen, dass ich ihn so vorgefunden und keine Ahnung habe, was da vorgefallen ist. Das schlucken sie schon. Aber jetzt hau ab! Raus mit dir, bevor ich es mir anders überlege!«
    »Weißt du, was aus Ilona geworden ist? Kannst du mir etwas über Ilonas Schicksal sagen?«
    Er stand bereits an der Tür des Schuppens, als er sich noch einmal umdrehte und nach dem fragte, was ihn die ganzen Jahre gequält hatte. Als würde eine Antwort ihm dabei helfen, sich mit dem Unabänderlichen abzufinden.
    »Ich weiß nicht viel«, sagte Lothar. »Ich habe gehört, dass sie versucht hat, zu fliehen. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht. Mehr weiß ich nicht.«
    »Aber weshalb hat man sie verhaftet?«
    »Das weißt du ganz genau«, sagte Lothar. »Sie war kein Unschuldsengel. Sie ist selber das Risiko eingegangen, und sie wusste, was sie tat. Sie war gefährlich, sie hat zu einem konterrevolutionären Putsch angestachelt. Sie hat gegen die Partei gearbeitet. Nach den Erfahrungen mit dem Volksaufstand von 1953 wollten sie nicht, dass sich so etwas wiederholte.«
    »Aber …«
    »Sie wusste, auf welches Risiko sie sich eingelassen hatte.« »Was ist aus ihr geworden?«
    »Hör damit auf und verschwinde!«
    »Ist sie tot?«
    »Ganz bestimmt«, sagte Lothar und betrachtete nachdenklich den schwarzen Kasten mit den kaputten Armaturen. Auf dem Tisch sah er ein Schlüsselbund mit Autoschlüsseln und einem Ford-Anhänger.
    »Die Polizei hier muss glauben, dass er aufs Land gefahren ist«, sagte er wie zu sich selbst. »Ich muss meine Leute überzeugen. Das könnte schwierig werden. Sie glauben sowieso kaum noch etwas von dem, was ich sage.«
    »Warum nicht? Warum glauben sie dir nicht?«
    Lothar lächelte.
    »Ich bin etwas unartig gewesen. Und das wissen sie, glaube ich.«

Sechsunddreißig
    Erlendur stand in der Garage in Kópavogur und betrachtete den Ford Falcon. In der Hand hielt er die Radkappe. Dann bückte er sich und hielt sie an das Vorderrad. Sie passte. Die Frau hatte ziemlich verwundert dreingeschaut, als Erlendur wieder auftauchte, aber sie hatte ihn in die Garage gelassen und ihm geholfen, die schwere Zeltplane abzunehmen. Erlendur trat einen Schritt zurück und ließ seine Blicke über den schwarzen Lack, die kreisrunden Rücklichter, die weißen Polster und das große, elegante Steuerrad gleiten. Auf einmal verspürte er einen Wunsch, den er seit langem nicht mehr in sich gefühlt hatte.
    »Das ist also die ursprüngliche Radkappe?«, fragte die Frau.
    »Ja«, sagte Erlendur, »wir haben sie gefunden.«
    »Da habt ihr aber gute Arbeit geleistet«, sagte die Frau.
    »Meinst du, dass er noch anspringt?«
    »Das hat er das letzte Mal getan, soweit ich weiß«, sagte die Frau. »Weshalb fragst du?«
    »Das Auto hat schon was«, sagte Erlendur. »Ich habe überlegt … falls er immer noch zum Verkauf steht, dass ich …« »Zum Verkauf?«, unterbrach ihn die Frau. »Seit mein Mann gestorben ist, habe ich versucht, das Ding zu verkaufen, aber niemand hat sich dafür interessiert. Ich habe sogar Anzeigen in die Zeitung gesetzt, aber da riefen nur so ein paar komische Kerle an, die nichts bezahlen wollten. Sie glaubten, dass ich ihnen das Auto schenken würde! So weit kommt es noch, dass ich dieses Auto verschenke!«
    »Was willst du dafür haben?«, fragte Erlendur.
    »Musst du nicht zuerst ausprobieren, ob er anspringt und so?«, erwiderte die Frau. »Du kannst ihn gern ein paar Tage Probe fahren. Ich muss mit meinen Söhnen sprechen, die haben mehr Ahnung davon als ich. Ich verstehe absolut nichts von Autos. Ich weiß bloß, dass es mir nicht im Traum einfallen würde, das Auto zu verschenken. Ich will einen anständigen Preis dafür bekommen.«
    Erlendur dachte an seine rostzerfressene japanische Klapperkiste. Er hatte nie nach Besitztümern gestrebt, denn er sah keinen Sinn darin, tote Gegenstände um sich herum anzuhäufen, aber dieser Falcon gefiel ihm. Vielleicht war es die Vergangenheit dieses Autos, seine Verbindung zu einem rätselhaften Vermisstenfall, der einige Jahrzehnte zurücklag. Aus irgendwelchen Gründen hatte Erlendur das Gefühl, dieses Auto besitzen zu müssen.
    Sigurður Óli konnte sein Erstaunen kaum verhehlen, als Erlendur ihn am nächsten Mittag abholte. Der Falcon war sofort angesprungen. Die Frau hatte erklärt, dass ihre Söhne regelmäßig

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