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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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zivilisiertes Gewässer als der ungestüme Atlantik, nahm die Charlemagne gastlich mit milden Lüftchen auf, und seine artigen Wellen geleiteten das Schiff den ganzen Tag lang auf zauberhafte Weise zur nordafrikanischen Küste. Da die Körperkräfte der Passagiere nicht mehr von den Wetterunbilden in Anspruch genommen wurden, konnten sie sie nun lustig auf allen möglichen Gebieten austoben: sie aßen herzhaft, schliefen tief und fest, gingen federnd auf den Decks spazieren, tranken mächtig und ergaben sich rüstig der Liebe. Die Sportler hüpften wie die Lämmlein auf den Deck-Tennisplätzen, die Mädchen stolzierten, vorwitzig mit Badeanzügen angetan, in der Januarsonne, und sämtliche jungen Männer stiegen ihnen unermüdlich rund um die Decks nach.
    Bei Anbruch der Nacht verwandelte sich das Schiff in ein sanft dahingleitendes Sternbild, und die Tonleitern, die die Stewards auf den Gongs schlugen, signalisierten einen munteren Gesellschaftsabend an Bord. Die Passagiere schüttelten ihre Abendanzüge aus und schellten so unentwegt, daß die Lichtsignale in den Pantries wie in einer Telefonzentrale aufblitzten; und währenddessen schlug Scottie, der Barmann, im Rauchsalon der ersten Klasse - mit glattem Haar und Lächeln - mittels der in seinem Shaker hüpfenden Eisstückchen den Zapfenstreich. Die Passagiere beeilten sich, ihrer durch die Seekrankheit bedingten Abstinenz abzusagen; sie waren nicht mehr das erfrorene Häuflein, das in Tilbury dankbar den Laufsteg erklommen hatte: nun saßen sie behaglich inmitten des Luxus der reklametüchtigen Pole Star Line, bestellten immer umfangreicher werdende Runden von Drinks und gingen wie Schwämme in der Meeresluft auf.
    Ein großer Herr mit borstigem weißem Schnurrbart betrat den Rauchsalon, blieb bei der Tür stehen, taxierte die Gesellschaft rasch und ohne Wohlgefallen und verbeugte sich schließlich vor einer unter einem Wandgemälde sitzenden Gruppe, das drei weibliche Akte darstellte, die wie rosa Gummienten auf einem blauen Gewässer dahinschwammen.
    «Guten Abend!» grüßte er dröhnend, indem er herüberstelzte. «Gestatten Sie, daß ich mich selber vorstelle. Mein Name ist Broster-Brigadier Broster. Wir sitzen alle am Tisch des Kapitäns, nehme ich an?»
    Er stand drei Personen gegenüber: einem dicken Herrn, dessen Gesichtsfarbe frisch aufgeschnittenem Schinken glich, einer muskulösen Blondine in einem rosa Abendkleid und einer hübschen blassen Frau in Schwarz.
    «Sehr erfreut, Brigadier!» Der Dicke streckte seine Hand aus. «Mein Name ist Coke - bitte mich nur Bill zu nennen! Komme von Sydney. Das hier ist das süßeste Frauchen auf der ganzen Welt -meine Gattin Gwenny. »
    «Meiner Seel, ist das aber nett!» sagte die Blondine mit einem herzhaften Händedruck.
    «Und hier unsere liebe Schiffsbekanntschaft, Mrs. Judd.»
    «Hocherfreut, Madam», knurrte Broster.
    «Parken Sie hier, Brigadier», lud ihn Bill Coke ein. «Trinken Sie einen Grog mit uns.»
    «Kommt gar nicht in Frage!» Broster nahm einen Sessel in Beschlag. «Sie tun viel besser daran, das mir zu überlassen. Steward!» Der Erste Steward des Rauchsalons eilte gewandt zwischen den Tischen herbei. «Wie ich sehe, noch immer dieselben Stewards, Mutt und Jeff», bemerkte Broster nebenhin. «Ah, Steward! Noch eine Runde hier, und sagen Sie Scottie, er soll mir das Übliche geben.»
    «Gewiß, Sir! Sofort, Sir! Darf ich Sie im Namen des Rauchsalon-Personals willkommen heißen, Sir?»
    «Sie scheinen ja das Schiff recht gut zu kennen, Brigadier», sagte Mrs. Judd.
    «Kennen?» Broster lachte. «Madam - es gehört sozusagen mir!»
    Die drei waren so beeindruckt, daß sie schwiegen.
    «Steward! » rief Broster, sobald er von seinem Drink genippt hatte.
    «Sir?»
    «Sehen Sie sich das einmal an - Scottie hat schon Besseres zustande gebracht. Mit seinem sonstigen Standard nicht zu vergleichen. Wäre nicht überrascht, wenn er den ganzen Cointreau weggelassen hätte. Die richtige Art, eine zu mixen», vertraute er wirkungsvoll der Gruppe an, «sind zwei Jigger Gin, ein Jigger Zitronensaft, frisch aus der Frucht gepreßt, und ein ganzer Jigger Cointreau. So hab ich's jedenfalls mein ganzes Leben lang selber zubereitet. Wir Engländer», fuhr er, zu den Cokes gewandt, fort, nachdem der Steward das beanstandete Getränk unter einem Schwall von Entschuldigungen fortgetragen hatte, «mixen uns oft selber unsere Cocktails. Wir ziehen es manchmal vor, unsere Gäste zu bewirten, ohne daß

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