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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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mußte eben hindurch. Aber die Menschen, verstehen Sie... das Leben jedes einzelnen von ihnen in meiner Hand zu haben... das war wohl eine entsetzliche Verantwortung.»
    «Erzählen Sie uns doch etwas aus Ihren reichen Erfahrungen!» flehte ihn eins der Mädchen mit weitaufgerissenen Augen an.
    Er schenkte allen von ihnen ein Lächeln. «Das interessiert Sie doch sicher nicht...»
    «O doch! Und wie sehr! »
    «Na also, ich war bei gar keiner so schrecklichen und großartigen Sache dabei, außer damals, als wir die Bismarck aufs Korn nahmen...»
    Die Mädchen keuchten.
    «Wir waren die ersten, die auf sie trafen - eines Nachmittags auf dem Atlantik, mitten in einem Orkan. Fast gleich darauf eröffnete sie das Feuer. Scheußliches Pech hatten wir, schon die erste Ladung traf uns mitten in die Brücke. Glücklicherweise wurde ich einfach weggefegt und brach mir dabei nur ein oder zwei Knochen. Die übrigen Offiziere waren umgelegt - das Steuer futsch - die Mannschaft in Panikstimmung. Zum Glück erlangte ich wieder das Bewußtsein. Ich schleppte mich nach achtern zum Notsteuer. fragte mich der Steuermann - der Arme, er war total verstört. rief ich ihm zu. Er glaubte, ich machte einen Scherz - eine Breitseite von der Bismarck, und wir wären ein Haufen Eisenspäne gewesen. Doch ich hatte einen Plan gefaßt. Der Maschinenraum war intakt, gottlob, so ließ ich beim Wind aufstechen und den Rauch niedergehen. Der wälzte sich im Sturm vor uns her, und ich setzte der Bismarck schön mit unseren Torpedos zu, bis die großen Schiffe daherkamen und sie total erledigten.»
    «Phantastisch!» sagten die Mädchen. Kalt und unberührt stand das Essen vor ihnen.
    Shawe-Wilson schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein, wobei ihm eines der Mädchen behilflich war. Einen Augenblick lang sah er sich als Kommandanten einer zertrümmerten Korvette und nicht als Vierten Offizier auf einem müden Pole-Star-Frachtschiff, das eines endlich Ruhe bringenden Torpedos harrte.
    «Hoffentlich konnten Sie danach auf Erholung gehen? » fragte eine Australierin ehrfurchtsvoll.
    «Der Schiffsarzt riet mir tatsächlich, Korvetten fernzubleiben», sagte er ihr und griff nach der Speisekarte. «So kam ich um Transferierung ein. Den Rest des Krieges verbrachte ich im Entminungsdienst.»

    An Ebbs' Tisch war die Konversation erstorben: es war so, als äßen zehn einander Fremde an der Theke eines Buffets.
    Als Ebbs schweigend sein Hühnchen anschnitt, fühlte er, daß sich sein linker Sockenhalter aufgehakt hatte. Im stillen überhäufte er Burtweed mit Vorwürfen. Er sah sich da einem grauenhaften Problem gegenüber: ließ er den Sockenhalter lose, so würde der beim Verlassen des Salons so augenfällig wie eine Kugel an einer Kette ihm nachschleifen; doch ebenso unausdenkbar war es, unter dem Tisch zu verschwinden und ihn festzumachen, solange er noch unter den richtenden Augen der Passagiere saß.
    Nach etlichen Minuten äußerster Bedrängnis fiel Ebbs eine glänzende Kompromißlösung ein. Er würde sich verstohlen herabbeugen und das freiheitsdurstige Gummiband in seinen Socken stopfen.
    Listig blickte er in die Runde. Alle aßen, als konzentrierten sie sich auf eine schmerzliche Pflicht. Er ließ langsam seinen linken Arm das Bein hinuntergleiten und begann an seinem Schuh herumzutasten. Dabei streifte er ungeschickt Mrs. Porteous' Strumpf. Sofort fand seine Berührung eine heftige Erwiderung, und sie warf ihm einen Blick zu, der besagte, daß nunmehr zwischen ihnen eine Beziehung angeknüpft war, die nichts mehr erschüttern konnte.
    «Sie werden doch mit mir nach dem Dinner ein Likörchen trinken kommen, nicht wahr?» gurrte sie und legte ihre Hand auf seinen Arm. «Außer, natürlich, Sie ziehen Ihren Rum vor?»
    «Ich muß auf die Brücke», stotterte Ebbs, von Panik erfaßt. Krampfhaft suchte er nach einem Gesprächsstoff. Am entgegengesetzten Ende der Tafel hatten Annette Porter-Williams und der junge Mr. Dancer das Mahl in einem selig losgelösten, intimen Schweigen hingebracht. «Macht Ihnen die Fahrt Spaß?» rief Ebbs herzlich hinüber.
    Das Mädchen blickte überrascht auf. Es war in dem Alter, da alle hübsch sind und einander zum Verwechseln ähnlich sehen.
    «Geradezu bestialisch!» sagte sie entschieden.
    Ebbs versuchte zu lächeln. «Wie gefällt Ihnen das Schiff?» fragte er.
    «Geradezu reizend», erwiderte sie. Annette stand ein beschränktes

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