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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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bezeichnen», sagte Ebbs kläglich. «Und ich nehme mir die Sache gewaltig zu Herzen. Meine Autorität an Bord hat einen schweren Schlag erlitten. Was, glauben Sie, werden die Passagiere dazu sagen? Was, stellen Sie sich vor, wird die Gesellschaft davon halten? Ich bin ruiniert, Burtweed, sobald diese Sache einmal nach London weitergegeben wird.»
    «Ach, du lieber Himmel, morgen ist das Ganze doch schon längst vergessen!» Burtweed lächelte Ebbs an wie eine Mutter ihr Kind, das auf die Nase gefallen ist. «Auf See haben die Leute ein kurzes Gedächtnis, Sir. In ein bis zwei Tagen werden sie so viel Neues zum Klatschen haben, daß sie nicht einmal mehr daran denken. Ich hab's schon soundso oft erlebt, Sir - nördlich von Suez sind sie alle die dicksten Busenfreunde, und zur Zeit, wo wir Sydney anlaufen, haben sie die Namen von denen vergessen, die in Melbourne ausgeschifft wurden. Ich sag immer, so ein Schiff ist wie der Himmel», fuhr Burtweed mit einem sonnigen Lächeln fort. «Die Passagiere kommen den Laufsteg herauf - egal, wer sie sind. In Australien verlassen sie uns wieder - egal, wohin sie gehen. In der Zwischenzeit beginnen sie alle sozusagen ein neues Leben, Sir, und benehmen sich so, wie sie: sich's immer gewünscht haben. Und daher kommen alle diese Szenen.»
    «Ich habe gar keine Lust, mich noch einmal im Salon zu zeigen», unterbrach ihn Ebbs, der nicht zugehört hatte. «So etwas ist Kapitän Buckle wahrscheinlich nie passiert?»
    «Oh, weitaus Schlimmeres, Sir!» sagte Burtweed mit Begeisterung. «Ich kann mich an zwei italienische Sänger erinnern, die wir nach Melbourne zu einem Gastspiel brachten, Sir. Beide fühlten sich zur gleichen jungen Dame hingezogen, und als es im Roten Meer so richtig heiß wurde, versuchten sie beim Lunch mit den Buttermessern aufeinander loszugehen.»
    «Es kam wenigstens zu keinem Akt roher Gewalt», murmelte Ebbs mit einem leisen Dankgefühl.
    «Und vergessen Sie nicht, Sir, morgen ist die Cocktail-Party des Kapitäns.»
    Ebbs stöhnte.
    «Ich würde nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen, Sir», sagte Burtweed, vorsichtig seinen letzten Trumpf ausspielend. «Schließlich gehört das ebenfalls zu den Pflichten eines Kapitäns, Sir, ist's nicht so? So wie das Einträgen ins Logbuch, wenn jemand von der Besatzung betrunken ist, Sir. Sie mögen's sicher nicht, aber Sie müssen's durchführen, wenn's einmal dazu kommt. Mit allem gehörigen Respekt, Sir.»
    Ebbs seufzte. «Sie haben schon irgendwie recht, Burtweed. Ich kann ja wirklich nicht mitten in der Fahrt meinen Posten verlassen, sei's nun im Kartenhaus oder im Salon.» Er dachte ein paar Augenblicke nach und sah dabei aus, als beschlösse er, seinen Lieblingshund zu erschießen. «Ich glaube, ich werde die Sache überschlafen», erklärte er sodann.
    «So ist's recht, Sir!»
    «Jedenfalls muß ich noch auf die Brücke gehen und meine Nachtordern niederschreiben.»
    Müde machte er sich daran, seinen Kragen wieder anzulegen. «Wie immer es mit dem gesellschaftlichen Leben eines Schiffes steht, seine Navigation muß weitergeführt werden. Dann gehe ich mich niederlegen. Zumindest hab ich den einen Trost, daß ich die Mühen des heutiges Tags überstanden hab.»
    Ebbs besaß wie alle Kapitäne das Talent, sofort in Schlaf zu fallen, doch bei der leisesten Unterbrechung des ruhigen Rhythmus einer Schiffsnacht aufzuwachen. Nachdem er ein paarmal hintereinander geträumt hatte, daß er mit Lady McWhirrey splitternackt das Bootsdeck der Charlemagne entlanggelaufen war, setzte er sich plötzlich im Bett auf. Draußen, in seiner Tageskabine, war ein Geräusch zu hören. Er griff nach seiner Uhr; es war knapp nach drei. Er lauschte nochmals. An der Außentür klopfte es kurz und schüchtern. Schlaftrunken kam er auf seine Beine zu stehen, schlüpfte in seinen mottenbenagten Wollschlafrock und in seine seifenbespritzten Pantoffeln, drehte das Licht der Tageskabine an und öffnete die Tür. Draußen standen Annette Porter-Williams und Mr. Dancer, Hand in Hand, und blickten belämmert drein.
    «Ja, nämlich», sagte Dancer. Er lachte nervös. «Ich wollte fragen, ob - ob Sie uns nämlich trauen können?»
    Ebbs sah die beiden einige Sekunden sprachlos an. Er zog sein Taschentuch aus dem Schlafrock und schneuzte sich.
    «Soll ich das so auslegen, daß Sie den Wunsch haben, ich möge die -äh, die Trauungszeremonie durchführen?» fragte er, als handelte es sich um eine Art chirurgischen Eingriff.
    «Ja,

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