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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Reservoir an Konversation zur Verfügung, und sie ließ es nur tröpfchenweise abfließen.
    «Kapitänchen, Sie erinnern mich so sehr an einen lieben, lieben Freund!» flüsterte Mrs. Porteous ihm ins Ohr.
    «Gibraltar!» rief Ebbs; es war das erstbeste, was ihm einfiel. «Ja richtig, Gibraltar!» Er rieb sich heftig die Hände. «Wer von Ihnen ist schon in Gibraltar gewesen?»
    «Ich wollt, Sie würden da anlegen, Kapitän!» sagte Bill Coke munter. «Hab mir schon immer gewünscht, diese Affen da auf dem Felsen zu sehen.»
    «Ich kann Ihnen etwas sehr Interessantes über den Aberglauben erzählen, der die britische Weltherrschaft mit den Affen von Gibraltar in Verbindung bringt», begann sofort Brigadier Broster loszulegen. «Allem Anschein nach wurde diese Legendenbildung ursprünglich dadurch begünstigt, daß...»
    «Ach, geh doch, Bill!» unterbrach ihn Gwenny Coke. «Du kannst doch so viele Affen, wie du willst, im Taronga Park Zoo sehen.»
    «Das wohl, aber diese Affen hier sind was ganz anderes, Gwenny. »
    «Na, mir geht das nicht ein, worin ein Affe von einem andern verschieden sein kann. »
    «Ei, sieh mal, Gwenny», sprach ihr Gatte ärgerlich. «Seit wann fühlst du dich als Autorität, was Affen betrifft?»
    «Seit ich in deine Familie geheiratet hab, Bill Coke.»
    Er sprang auf die Füße. Sein Sessel fiel um und zerschmetterte das Rolltischchen mit den Süßigkeiten. «Halte dich gefälligst davon zurück, meine Familie vor fremden Leuten zu beleidigen!» schrie er.
    «Du verstehst offenbar keinen Spaß mehr?» schnappte Gwenny retour.
    «Das nenn ich keinen Spaß! »
    «Und ich nenn das nicht Sinn für Humor!»
    «Ich geh in die Bar - gute Nacht!» Er hieb wild auf den Tisch, daß die Bestecke klirrten.
    «Und komm mir nicht in die Kabine zurück, um mich anzusabbern, wenn du stockbesoffen bist!» kreischte sie.
    Willy Boast, der bis dahin kein Wort geäußert hatte, schrie aufgeregt: «So soll man sie behandeln! » und schleuderte einen Wasserkrug in Mrs. Lomax' Schoß. Mrs. Lomax brüllte; Bill Coke stelzte geräuschvoll durch die Salontür; an allen Tischen stockte die Konversation; die Kapelle brach mißtönend ihr Spiel mitten in einem Takt ab.
    Ebbs saß da, das Haupt in den Händen vergraben.
    «Meine Damen und Herren...» Ganz betäubt erhob er sich. «Bitte entschuldigen Sie... bitte...»
    Ein Bild des Jammers, enteilte er, stolperte auf der Schwelle und fiel der Länge nach über seinen Sockenhalter.

7

    Ebbs saß einsam in seiner Kabine; ihm war zumute, als wäre er in eine Tonne mit Eiswasser geworfen worden und begänne nun schmerzhaft aufzutauen. Sein Messerock rekelte sich auf dem Sofa, Krawatte und Kragen waren auf den Boden gestreut, die Schuhe in die Ecken geschleudert und sein Sockenhalter noch immer lose. Endlich griff er nach einem Bleistift und einem Bogen Schiffsbriefpapier auf seinem Schreibtisch. Er begann seine Rücktrittserklärung aufzusetzen. Er wollte sie in Suez absenden und auf diese Weise wenigstens seiner sicheren Entlassung in Fremantle zuvorkommen. Er hatte sich als Fehlschlag erwiesen. Was Sir Angus angedeutet, seine Offiziere geahnt und er selbst heimlich gefürchtet hatte, war wahr geworden. Nachdem er nun so endlos lange das rauhe Weltmeer hintenherum auf schwimmenden Möbelwagen befahren hatte, hatte es sich herausgestellt, daß er das gesellschaftliche Leben auf der Charlemagne ebensowenig zu meistern verstand, wie die Maschinen der Martin Luther diese fortzubewegen vermocht hätten. Fünfundzwanzig Jahre hindurch hatte er sich auf hoher See nur dadurch seinen Verstand bewahrt, daß er sich ausmalte, wie er dereinst beim Dinner im Erste-Klasse-Salon eines Pole-Star-Dampfers den Vorsitz führen würde. Und was war statt dessen eingetreten? Das größte maritime Fiasko seit dem Schiffbruch des Hesperus.
    Es klopfte sanft an die Jalousietür, und Burtweed trat mit einem Tablett ein.
    «Da wären ein bißchen Tee und ein paar Brötchen, Sir», bot er an. «Im Salon haben Sie nicht sehr viel zu essen bekommen.»
    «Wieviel Uhr ist es?» fragte Ebbs düster.
    «Grade elf, Sir.»
    Ebbs sah ihm schweigend beim Aufstellen des Geschirrs zu.
    «Ich fürchte, das Dinner heute abend war kein Riesenerfolg, Burtweed.»
    «Ich würde mir an Ihrer Stelle eine solche Kleinigkeit nicht zu Herzen nehmen, Sir», erwiderte Burtweed mit respektvoll gedämpfter Fröhlichkeit. «Auf hoher See benehmen sich die Leute manchmal recht eigenartig. »
    «Das kann man kaum als

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