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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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kochen und gähnen. Geschniegelte arabische Händler in bunten und bauschigen Gewändern standen erwartungsvoll in den winzigen Läden am Ufer bei ihrem Lager von indischen Sandalen, ägyptischen Handtaschen, japanischen Feuerzeugen, deutschen Uhren und amerikanischen Kameras. Die beflissenen Forschungsreisenden, die seit Eothen aus jeglichem englischen Reisebuch wissen, wie wichtig es ist, in heißen Zonen um die Preise zu feilschen, krabbelten an Land, um Gelegenheitskäufe zu tätigen; doch die Händler verbeugten sich einfach würdevoll und strichen sich die dichten schwarzen Bärte, so sicher waren sie, noch vor Einbruch der Nacht ihre Besucher ebenso mühelos und angenehm um ihr Geld zu erleichtern, wie sie ihre Mahlzeiten verdauten.
    An Bord hingegen lag Ebbs auf seinem rosenfarbenen Sofa und versuchte sich mit Willy Boasts Buch «Ein Schlag ins Auge» zu erheitern.
    «Wie machtvoll standen doch die englischen Urburschen Schulter an Schulter, während dieses dörrenden Kampftages da!» las er. «Phönixgleich der Asche ihrer ersten Läufe entsteigend, , trafen sie die Eindringlinge von den Antipoden schwer an Schultern und Lenden, und all die toskanischen Reihen am Kinderspielplatz konnten sich des Jubelns kaum enthalten. Die letzten englischen Schläger:

die unerreicht an Raschheit, Kraft und Mut>,

    riefen für einen ruhmreichen Augenblick die strahlenden Tage des großen Victor Trumper oder das Goldene Zeitalter zurück, da der unvergleichliche W. G. aus seinem geschmeidigen Füllhorn Läufe streute oder da sogar noch Englands Zauberwort galt. Doch, ach! Ein verhängnisvoller Fehlschlag lieferte den Ball     Sich etwas mystifiziert fühlend, wandte sich Ebbs Boasts zweitem Band aus der Schiffsbibliothek, «Das Ende des Gaswerks», zu. Er schlug ihn aufs Geratewohl auf und las weiter:
    «Magie lag in der Luft des Eirunds an jenem folgenschweren Abend! Magie rührte an die blitzenden Klingen der englischen Schläger, zuckte arielgleich um die herankriechenden Angreifer, ja die Gasometer selbst schienen bereit, auf Oberons Geheiß zu tanzen; der englische Captain - - rief die großen Tage des strahlenden Victor Trumper zurück oder die reichgesegneten Zeiten, da der unvergleichliche W. G. aus seinem geschmeidigen Samenkorb Läufe säte oder da sogar noch Englands Losungswort (Erledigt sie einzeln!> galt. Und abends kamen Tee und Sieg in einem. Fortes fortuna adiuvat!»
    Ebbs schleuderte die Bücher auf den Boden und stand auf. Er kratzte sich heftig. Seine Pickel waren über Nacht zu großen rosigen aufgedunsenen Flecken zusammengeschmolzen, und er hatte das Gefühl, als hätte er gerade eine neue Wollweste mit der Innenseite nach außen angelegt.
    Er nahm seine Mütze und schritt mit der Miene jemandes, der seine letzte Kindheit zu Grabe trägt, aufs gleißende Deck hinaus. Das Schiff war leer. Die Deckplanken ertönten nur unter den müßigen Schritten ungerufener Stewards, die übermütigen Pingpongbälle lagen still, die Geräte der Deckspiele kugelten in den Speigatts herum, und die Salons waren von allen Menschen verlassen, mit Ausnahme Willy Boasts, der in seiner gewohnten Rauchsalon-Ecke schnarchte. Ebbs genoß in vollen Zügen den Frieden, der von so betrüblich kurzer Dauer sein sollte. Unter ihm stieß lärmend das letzte halbvolle Boot von der Schiffsseite ab, und er erblickte Mrs. Porteous, die am Heck eng an einen Mann in eleganter Tropenkleidung geschmiegt saß, in dem er bald darauf Shawe-Wilson erkannte.
    «Hm», brummte er. Er hoffte von ganzem Herzen, daß sie einander genug zu schaffen machen würden.
    Der Chief kam langsam, mit feuerrotem und über und über schweißbeperltem Gesicht, in einem verschmierten Heizeranzug die Leiter heraufgekeucht.
    «Wie lang werden Sie noch mit den Bunkern zu tun haben, Mr. Earnshawe?»
    Earnshawe wischte sich das Gesicht mit einem Büschel Putzwolle ab. «Haben grad erst begonnen. Noch zehn Stunden, schätz ich.»
    Ebbs warf einen Blick auf seine Uhr. «Also Abfahrt um Mitternacht?»
    Earnshawe nickte. Nebeneinander lehnten sie an der polierten Teakholz-Reling und starrten auf die schimmernde ungastliche Küste, die sich jenseits der tankenden Schiffe abzeichnete.
    «Kein sehr anziehender Ort», sagte Ebbs.
    «Nein»,

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