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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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künftighin die Zeitung. Und lassen Sie mich sie anschauen, bevor sie vervielfältigt wird. Selbst wenn das soviel heißt, daß Sie mich jeden Morgen um sechs aufwecken. »
    «Nun, und was mein Kabel betrifft -» fing Broster an, nachdem der Funker abgezogen war.
    Ebbs hob die Hand. Er stand auf und begann in der Kabine auf und ab zu schreiten.
    «Brigadier Broster», sagte er, «ich bitte Sie, ein Einsehen zu haben. Sie kennen nur zu gut die Umstände, denen ich mein Kommando verdanke. Sie kennen die Schwierigkeiten, die mich von allen Seiten umgeben. Und die Fahrt ist noch nicht einmal zur Hälfte vorbei. Ich brauche dringend eine Chance, endlich richtig auf meine Füße zu stehen zu kommen. Ich versichere Ihnen, daß ich mein Bestes tue.»
    «Ich habe den Aktionären der Gesellschaft gegenüber meine Pflichten. »
    «Ich bitte nur um eine Chance - mehr nicht.»
    «Kapitän, die Pole Star Line kann es sich nicht leisten, Chancen zu geben -»
    Ebbs unterbrach ihn: «Versetzen Sie sich doch bitte in meine Lage, Sir. Nehmen Sie an, Ihnen blickte stets irgendein Bursche vom Kriegsministerium über die Schulter, wenn Sie Ihr - Ihr Regiment kommandieren. Sie verstehen doch sicher, was ich meine, Sir? »
    Broster machte eine Pause. Er hatte vorübergehend einen Posten im Zahlamt innegehabt, korrigierte jedoch nie, wenn man ihn mit einem etwas aggressiveren Kommando ausstattete.
    «Nun ja», sagte er.
    Ebbs packte Broster am Arm. «Und welch eine Hilfe könnten Sie mir sein, Sir! Sie, dessen Erfahrung und Menschenkenntnis - dessen kommerzielles Genie - an Bord so unsinnigerweise brachliegen müssen.»
    «Ich -»
    «Doch, Sir!» nahm Ebbs seinen Vorteil wahr. «Wenn ich nicht Hemmungen hätte, Sie zu überlasten, wäre ich schon längst an Sie herangetreten, noch mehr für das Schiff zu tun. Ich weiß, daß Sie die Tennis-Wettspiele, die diversen Deck-Rennturniere, die täglichen Preisverteilungen, die Diskussionszirkel und das Bingo leiten. Wenn es noch irgend etwas gäbe —»
    Broster zögerte. Er knurrte: «Ich dachte schon daran, eine kleine Plauderei über meine Erlebnisse in China zu halten.» .
    «Das werden Sie, Sir, das werden Sie! Noch heute abend. Sie werden sehr viele Zuhörer haben. Werde selber dafür sorgen. Und gäbe es noch irgendein Amt -?»
    Ebbs stellte mit Überraschung fest, daß Brigadier Broster errötete.
    «Es war immer schon mein Wunsch, beim Gottesdienst das Evangelium zu lesen.»
    «Am nächsten Sonntag! Ich werde den Kanonikus entsprechend informieren.»
    «Ich habe es bereits vorgeschlagen», gestand Broster ein. «Aber der verdammte Kerl machte Einwände.»
    «Überlassen Sie das mir, Sir! Ich mache das schon mit ihm aus. Indessen, Ihr Kabel -»
    Broster zögerte. «Im Hinblick auf alles», sagte er, widerstrebend das Formular zerknüllend, «will ich davon Abstand nehmen. Aber das ist Ihre letzte Chance, Kapitän!»
    «Ich werde keine weitere benötigen.»
    «Ich werde Sie daran erinnern, merken Sie sich das! » Er fuchtelte mit seinem Finger vor Ebbs' Gesicht herum. «Und an Ihre anderen Versprechungen!»
    «Selbstverständlich, Sir. Ich halte mein Wort, Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Sir.»
    «Ich wünschen Ihnen einen guten Tag, Kapitän!»
    Als er gegangen war, vergrub Ebbs das Haupt in den Händen. «Sagen Sie allen anderen Besuchern», wandte er sich mit hohler Stimme an Burtweed, «daß ich fort bin.»
    «Sehr wohl, Sir.»
    «Und richten Sie Kanonikus Swingle meine besten Empfehlungen aus. Sagen Sie ihm, daß Brigadier Broster am Sonntag, aus dem Evangelium vorlesen wird. Beide Male. Sagen Sie dem Kanonikus, daß ich ihn an seinen früheren Tisch zurücksetzen werde, wenn er es mir abschlägt. Zusammen mit den fünf anderen.»
    «Und was ist mit den Hymnen, Sir?»
    «Wir werden bei denselben bleiben, Burtweed. Ich fürchte, wir haben die Gefahren des Meeres noch nicht erschöpft.»

15

    In Aden senkten sich wieder Friede und Stille, die seit Tilbury unterbrochen waren, auf das Schiff herab.
    Als die gelbe Quarantäne-Flagge von der Brücke niedergeholt wurde, begannen die Passagiere miteinander wetteifernd an Land zu strömen, Kindern gleich, die sich an einem Sommernachmittag darum balgen, als erste die Schule zu verlassen. Ein Schwarm von Booten brachte sie gemächlich quer über das ölige Hafenwasser in die
    Stadt, die sich an die scharfen Schultern der Klippen duckt und in der die Europäer auf ihren Pflichttouren vor Hitze gleichzeitig

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