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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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jedoch aus seiner Mißbilligung kein Hehl.
    «Eine reizende Dame, diese Mrs. Judd», erklärte Ebbs aufgeräumt am Morgen nach dem Konzert Burtweed beim Frühstück.
    «Ja, Sir.» Mürrisch klaubte Burtweed Ebbs' schmutzige Leinenwäsche zu seinem täglichen Bündel zusammen.
    «Solch eine empfindsame Frau, und dabei so fest auf den Beinen stehend», fuhr Ebbs fort und spießte eine halbe Niere auf die Gabel. «So gradeheraus und offen. So ganz unähnlich andern Weibern an Bord, die ich nennen könnte.»
    «Ja, Sir.»
    «Und sie ist mir auf dem Schiff zu einer beachtlichen Hilfe geworden. In allerlei Problemen.» Er zählte sie, mit dem Messer fuchtelnd, auf. «Wie man die Preise bei den Kindersportwettbewerben verteilt, zum Beispiel. Was man dieser unmöglichen Person sagen soll, deren Tochter sich mit einem Romeo aus der Touristenklasse eingelassen hat. Wie man diese Frauenzimmer zu beruhigen hat, die mir vorjammern, daß das Schiffswasser ihre Haare oder ihre Wäsche ruiniert. Außerdem hat sie meinen ekelhaften Ausschlag geheilt. Oh, von unschätzbarem Wert! Wirklich unschätzbar!» setzte er fort, sich wieder seinem Frühstück zuwendend. «Ich bedaure nur, daß ich ihre Freundschaft nicht schon gleich zu Beginn der Fahrt gemacht habe.»
    «Ja, Sir.»
    Ebbs blickte mit einer scharfen Kopfwendung auf. «Burtweed», sagte er, «soll ich am Ende Ihrem Verhalten entnehmen, daß Sie meine Bemerkungen mißbilligen?»
    «Ja, Sir.»
    Ebbs schnitt langsam eine Bratwurst entzwei. «Und warum, wenn ich fragen darf?»
    «Oh, Sir! » Burtweed ließ die Wäsche fallen und stand mit gerungenen Händen vor ihm. «Oh, Sir! Es geht mir gegen den Strich, mitansehen zu müssen, wie Sie eingefangen werden, Sir!»
    «Was meinen Sie damit, um alles in der Welt, Mensch?»
    «Oh, Sir - verzeihen Sie mir, Sir! Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über - aber ich hab schon gesehn, wie so mancher Kapitän gleich auf der ersten Fahrt, bevor er noch die Tricks heraus hatte, geschnappt wurde - weg war er, Sir! »
    «Burtweed, Sie reden den reinsten Unsinn zusammen. Die Dame ist die Ehrenhaftigkeit in Person. Und übrigens nur ein guter Kamerad für mich.»
    «Ich sag ja kein Wort gegen die gnädige Frau, Sir. Kein einziges Wort. Doch nun bessert sie Ihre Socken und Ihre Kleider aus, Sir, und räumt Ihre Kabine auf...»
    «Das ist nun einmal das weibliche Element, Burtweed.»
    «Aber, das ist doch meine Arbeit, Sir. Sie sind mein Kapitän, Sir -nicht der Kapitän der gnädigen Frau!»
    «Meiner Seel, Burtweed, Sie sind ja eifersüchtig!»
    «Außerdem, Sir - ist das recht, was Sie da tun?»
    «Recht? Mein Lieber», sagte Ebbs ihm streng, «da ist nicht der leiseste Schatten von Ungehörigkeit...»
    «Aber als verheirateter Mann, Sir!»
    «Aber ich bin doch nicht verheiratet, zum Teufel!»
    «Gewiß, Sir. Aber Sie sagen ihr, daß Sie verheiratet sind. Und das läuft auf dasselbe hinaus.»
    «Burtweed, Sie sind wirklich unmöglich.»
    «Ich hab eben meine festen Grundsätze», erklärte Burtweed mit Würde.
    «Dann behalten Sie sie gefälligst für sich. Ah, Mr. Shawe-Wilson! » rief Ebbs, als der Erste Offizier in der Tür erschien. «Einen schönen guten Morgen! Prächtiger Tag heute, was? Sie sehen bemerkenswert frisch aus. Haben doch hoffentlich vor dem Frühstück ein Schwimmbad genommen? Ausgezeichnet, ausgezeichnet! Nun, und was kann ich heute für Sie tun? »

18

    Am nächsten Morgen steckte Prittlewell seinen Kopf zur Tür seines Büros am «Square» heraus und winkte einen der Laufjungen zu sich heran, die ihre Tage damit verbrachten, ihre Hosenböden auf der davorstehenden Bank zu scheuern. «Hallo, Boy! Geh mir den Barmann holen. Und sah ihm, er soll ein bißchen fix machen.»
    Er polierte sein Monokel und musterte dann den Schwarm der Passagiere, die sich um die Anschlagtafeln des Schiffs tummelten. Sie trugen alle bündelweise buntes Zeug mit sich, Rollen von Kreppapier und Stöße von komischen Hütchen, denn nunmehr war der große Tag des Galamaskenballs an Bord gekommen. In dieser Nacht würde es Lustbarkeiten und Luftballons, Souvenirs und Preise geben, den letzten zollfreien Gin, das letzte Schwelgen in Schiffsfreundschaften, die letzten Küsse mondscheinumwobener Liebesromanzen: die Fahrt war nun fast beendet. Schon standen in den Kajütgängen verschnürte Reisekoffer mitten unter den Papierschnitzeln, dem Kehraus der Kabinen - Vergnügungsprogrammen, Speisekarten, Lotterienummern, Rennbilletts und eingelösten

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