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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Wein-Gutscheinen -, weggeworfen und wertlos geworden wie die Schätze eines Schulbuben bei Ferienbeginn. Den morgigen Tag würde man mit hastigem Packen verbringen und mit der offiziellen Trauerkundgebung des Abschiedsdinners würdevoll abschließen; dann würden die meisten Passagiere an der indifferenten Küste Fremantles ausgeleert werden und die übrigen bis Melbourne und Sydney auf einem freudlosen Schiff Zurückbleiben.
    «Na, Sie haben sich ja reichlich Zeit gelassen!» schnappte Prittlewell auf Scottie los, als dieser erschien. «Ich kann nicht Ihnen zuliebe meinen ganzen Tag vergeuden.»
    «Tut mir schrecklich leid, Sir», sagte Scottie demütig.
    «Das will ich hoffen. Einer der Passagiere - es war Brigadier Broster - hat sich darüber beschwert, daß Sie frech zu ihm waren. Was haben Sie dazu zu sagen?»
    «Es tut mir wirklich furchtbar leid, Sir.»
    Einige Passagiere sahen mitfühlend herüber, als der Barmann unter Prittlewells versengenden Blicken zu brotzeln begann.
    «Sie waren nicht nur frech, sondern sollen sich auch beim Mixen seiner White Lady vergriffen haben.»
    «Es wird nicht wieder Vorkommen, Sir.»
    «Das wäre angezeigt», fuhr Prittlewell laut fort. «Außerdem berichtete er mir, er hätte Sie im Verdacht, daß Sie ihm gelegentlich nicht das volle Maß einschenken.»
    «Nie, Sir! Das ist nie im Leben geschehn! » rief Scottie voll Entsetzen. «Ich bin ein ehrlicher Bursche, Sir - jedermann in der Pole Star Line weiß das. Ich wollte lieber tot umfallen, bevor ich jemandem nicht das volle Maß einschenke, Sir.»
    «Kommen Sie herein», befahl Prittlewell. «Wir müssen das noch eingehend besprechen.»
    Scottie betrat den Büroraum, legte seine Füße auf den Schreibtisch, hakte den hohen weißen Kragen seines Jacketts auf, zog eine alte Pfeife aus seiner Hosentasche und begann sie mit dem Tabak aus Prittlewells Behältnis zu stopfen.
    «Na, Herbiechen», sagte er, als Prittlewell die Tür geschlossen und versperrt hatte. «Wir haben, scheint mir, auf dieser Fahrt noch nicht viel Zeit zu einem gemütlichen Plausch gefunden.»
    «Du weißt schon, wie das ist, Jim», sagte Prittlewell entschuldigend. «Der alte Bürokrat da oben! » Er deutete mit dem Daumen auf die Brücke. «Es ist doch am besten, man hält sich an das gute, alte und erprobte Spielchen.»
    «Oh, da hast du recht, Herbie. Wie immer.» Scottie setzte seine Pfeife in Brand. «Hast du von deiner Alten in Aden was gehört?»
    «Hab ein paar Zeilen von ihr bekommen. Sie schrieb mir, daß die deinige mit einem hübschen Schinkenbein angefahren kam. Tausend Dank, Jim.»
    «Nichts zu danken, Herbie. Schließlich sind wir doch alle hier dazu da, einander zu helfen, nicht? Wie steht's mit den Hotelgeschäften? »
    «Kann nicht klagen, Jim. Was macht deine Farm?»
    «Es geht ihr nicht schlecht.»
    «Trinken wir ein Schlückchen Scotch», sagte Prittlewell und ging zum Kasten. Er zwinkerte ihm zu. «Nicht das Zeugs, das wir den Kunden geben, was? Das, was wir für uns beiseite geräumt haben.»
    Als sich's beide mit ihren Drinks bequem gemacht hatten, fragte Scottie: «Wie schneiden wir auf dieser Fahrt ab?»
    Prittlewell sperrte eine seiner Schreibtischladen auf und entnahm ihr ein kleines rotes Kassenbuch. «Hier siehst du die Einnahmen vermerkt, die wir laut Lagerbestand mit der Gesellschaft zu verrechnen haben», erklärte er, mit seinem Finger die einzelnen Zahlen bezeichnend. «Und hier das Geld, das du an der Bar eingenommen hast. Im ganzen bleiben für jeden von uns - oh, so an die tausend Pfund Sterling übrig.»
    Scottie nickte nachdenklich. «Könnt noch besser sein, mein ich. Hab der Alten von dieser Fahrt einen neuen Pelzmantel versprochen.»
    Prittlewell stimmte ihm zu.
    «Heutzutag hat's unsereiner wirklich nicht leicht, sich sein Brot zu verdienen», bemerkte Scottie. «Ich hab den Boden der Meßgefäße sowieso schon so beschwert, als ich mich überhaupt traue. Ich stopf so viel Eis in die Gläser, daß man kaum zum Drink dazukommt. Dann hab ich diesen Wirbel mit dem Vichy-Wasser gehabt -»
    ... das du an der Bar eingenommen hast, sagte Prittlewell. Ein Zahlmeister mit einnehmendem Wesen. Ein Meister im Profitieren. Zieht Bares aus der Bar, hohe Prozente aus Hochprozentigem. Eine besondere Form der Ausschüttung.
    Mancher kommt durch seine schlechten Anlagen zu Geld, andere durch ihre guten Geldanlagen.

Prittlewell grinste. «Da hast du dich in eine schöne Patsche hineingeritten, Jim.»
    «Na, wie hätt ich wissen

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