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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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aufgetaucht und hat mir dieses Zeug runtergerasselt. Um es kurz zu machen: Im Endeffekt hat er mir geholfen, den Stein zu finden und ihn herzuschleppen. Ich will nicht jammern, aber es war eine anstrengende Nacht. Und ich habe dir den Stein geliefert und alles für dich erledigt. Den Rest möchte ich dir überlassen, offen gesagt.«
    »Jawohl, Nakata übernimmt jetzt den Stein.«
    »Gut«, sagte Hoshino. »Du kapierst schnell.«
    »Herr Hoshino«, sagte Nakata.
    »Was denn?«
    »Es kommt jetzt ein großes Gewitter. Wir wollen es erwarten.«
    »Nützt uns das Gewitter denn etwas mit dem Stein?«
    »Nakata weiß noch nicht genau, aber allmählich hat er so ein Gefühl.«
    »Gewitter … na gut. Klingt interessant. Also warten wir aufs Gewitter. Und sehen mal, was passiert.«
    Wieder auf ihrem Zimmer legte Hoshino sich bäuchlings auf die Tatami und schaltete den Fernseher ein. Auf sämtlichen Kanälen liefen Unterhaltungsmagazine für Hausfrauen. Hoshino hätte lieber etwas anderes gesehen, aber da ihm nichts Besseres einfiel, um die Zeit totzuschlagen, schaute er zu, wobei er höhnisch den Inhalt kommentierte.
    Unterdessen saß Nakata vor dem Stein, betrachtete ihn und fummelte daran herum. Hin und wieder murmelte er etwas. Aber was er sagte, verstand Hoshino nicht. Wahrscheinlich unterhielt sich Nakata mit dem Stein.
    Um die Mittagszeit begann es endlich zu donnern.
     
    Ehe es zu regnen anfing, holte Hoshino noch Milch und etwas Gebäck aus einem Supermarkt in der Nähe, das die beiden als Mittagessen verzehrten. Als sie beim Essen waren, steckte das Zimmermädchen den Kopf hinein und wollte saubermachen, aber Hoshino lehnte ab. Es sei schon in Ordnung so, sagte er.
    »Gehen Sie denn gar nicht aus?«, fragte sie.
    »Nein. Wir bleiben hier«, antwortete Hoshino.
    »Weil es Gewitter gibt«, sagte Nakata.
    »Aha, Gewitter«, sagte das Mädchen, machte ein skeptisches Gesicht und verzog sich. Sie beschloss, sich möglichst wenig mit den beiden abzugeben.
    Bald darauf ertönte von ferne dumpfes Donnergrollen, begleitet von platschenden Regentropfen. Bis jetzt war der Donner noch nicht beeindruckend; er klang, als würde ein träger Zwerg auf einer Trommel herumstampfen. Aber die Regentropfen wurden immer riesiger, bis es in Strömen goss. Die Welt versank in dampfigem Regendunst.
    Wie zwei Indianer, die die Friedenspfeife rauchen, saßen die beiden um den Stein herum. Vor sich hin brummelnd, strich Nakata bald über den Stein, bald rieb er sich den Kopf. Hoshino sah ihm dabei zu und rauchte.
    »Herr Hoshino«, sagte Nakata.
    »Was ist?«
    »Können Sie jetzt eine Weile hier bleiben?«
    »Ja, klar. Bei dem Wetter könnte ich sowieso nirgends hin.«
    »Vielleicht passiert etwas Komisches.«
    »Meiner bescheidenen Meinung nach«, sagte Hoshino, »ist schon eine Menge Komisches passiert.«
    »Herr Hoshino?«
    »Was ist?«
    »Nakata fällt plötzlich was ein. Was ist Nakata überhaupt für ein Mensch?«
    Hoshino überlegte. »Mann, frag mich was Leichteres. Wie soll ich das so plötzlich beantworten? Ich weiß ja nicht mal, was für ein Mensch ich selber bin. Wie soll einer, der nicht mal weiß, was er selber ist, sich bei anderen auskennen! Nicht dass ich stolz drauf wäre, aber im Denken bin ich eine Null. Meinem Gefühl nach bist du jedenfalls eine ehrliche Haut. Oder ein bisschen großartiger ausgedrückt, einer, dem man vertrauen kann. Wäre ich sonst bis nach Shikoku mit dir gekommen? Ich bin vielleicht nicht der Schlauste, aber für Menschen hab ich einen Blick.«
    »Herr Hoshino?«
    »Was ist?«
    »Nakata ist nicht nur schwach im Kopf. Er ist auch leer. Das hat er jetzt gemerkt. Nakata ist wie eine Bibliothek ohne ein einziges Buch. Früher war das nicht so. Da gab es Bücher in Nakata. Die ganze Zeit wusste er es nicht mehr, aber jetzt ist es ihm wieder eingefallen. Jawohl. Nakata war einmal ein ganz normaler Mensch, genau wie die anderen. Aber irgendwann ist etwas passiert, und aus Nakata wurde eine leere Schachtel.«
    »Aber Nakata, wir sind doch alle mehr oder weniger leer, oder? Wir essen, kacken, machen irgendeine alberne Arbeit, bekommen ein paar Kröten, und manchmal ficken wir. Mehr nicht. Und trotzdem leben wir lustig weiter. Wie, weiß ich nicht, aber … Mein Großvater hat oft gesagt, das Leben ist nur interessant, wenn wir unseren Willen nicht kriegen. Da ist was Wahres dran. Wer würde sich noch Baseball angucken, wenn die Chunichi Dragons alle Spiele gewinnen würden?«
    »Sie haben Ihren Großvater

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