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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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wirst. das hast du nicht unter kontrolle. es geht über deine kraft. dir bleibt nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren.
    DU fürchtest dich vor deiner fantasie. und vor deinen träumen. und vor der verantwortung, die im traum beginnt. aber ohne schlaf geht es nicht, und im schlaf kommen die träume. im wachen kannst du deine fantasie zügeln, NICHT ABER IM TRAUM.
     
    Ich lege mich mit Kopfhörern aufs Bett und konzentriere mich auf die seltsam glatte Musik von Prince. Bei »Little Red Corvette« macht die erste Batterie schlapp. Die Musik bricht ab, wie von Treibsand verschluckt. Ich nehme die Kopfhörer ab und lausche der Stille. Stille kann man hören. Das weiß ich.

16
    Der schwarze Hund erhob sich und führte Nakata in die Küche, aus dem Büro hinaus und ein Stück den dunklen Korridor entlang. Die Küche hatte kaum Fenster, und es war dunkel. Sie war sauber und aufgeräumt, wirkte aber irgendwie steril wie der Chemiesaal einer Schule. Der Hund blieb vor einem großen Kühlschrank stehen, drehte sich um und sah Nakata mit kaltem Blick ins Gesicht.
    MACH die linke tür auf, sagte der Hund leise. Aber Nakata wusste, dass der Hund nicht wirklich sprach. In Wirklichkeit sprach Johnnie Walker. Er redete durch den Hund mit Nakata und sah ihn durch die Augen des Hundes an.
    Folgsam öffnete Nakata die avocadogrüne linke Tür des Kühlschranks, der größer war als er selbst. Mit einem trockenen Klacken sprang der Thermostat an, der Motor begann zu brummen. Nebelartiger weißer Dampf schwebte Nakata entgegen. Anscheinend war die Temperatur auf der linken Seite sehr niedrig eingestellt.
    Innen waren säuberlich irgendwelche runden Früchte aufgereiht. Ungefähr zwanzig Stück. Abgesehen davon schien der Kühlschrank leer. Nakata bückte sich und betrachtete sie aufmerksam. Als der weiße Dampf sich weitgehend verzogen hatte, erkannte er, dass die aufgereihten Dinger keineswegs Früchte waren, sondern Katzenköpfe. Mehrere in Farbe und Größe verschiedene, abgehackte Katzenköpfe lagen auf drei Fächer verteilt, aufgereiht wie Orangen in einem Obstladen. Alle Köpfe hatte man mit dem Gesicht nach vorn eingefroren. Nakata stockte der Atem.
    SCHAU genau hin, befahl der Hund. ÜBERZEUGE dich mit eigenen augen, ob goma dabei ist.
    Wie geheißen nahm Nakata einen Kopf nach dem anderen in Augenschein. Er verspürte keine besondere Furcht dabei. Ihn beherrschte vor allem der Gedanke, die verschwundene Goma zu finden. Sorgfältig inspizierte er einen Kopf nach dem anderen und vergewisserte sich, dass der von Goma nicht darunter war. Kein Zweifel, eine gefleckte Katze war nicht dabei. Die Gesichter der Katzenköpfe wirkten seltsam leer. Keines zeigte einen gequälten Ausdruck, was Nakata seine Aufgabe zumindest ein bisschen erleichterte. Nur wenige hatten die Augen geschlossen, fast alle starrten blicklos auf einen Punkt im Raum.
    »Anscheinend ist die kleine Goma nicht dabei«, sagte Nakata mit tonloser Stimme zu dem Hund.
    OHNE jeden zweifel?
    »Jawohl.«
    Der Hund stand auf und geleitete Nakata wieder in das Büro, wo Johnnie Walker ihn noch in der gleichen Haltung auf seinem Lederstuhl erwartete. Als Nakata ins Zimmer trat, tippte er wie zum Gruß an den Rand seines Zylinders und lächelte liebenswürdig. Dann klatschte er zweimal in die Hände, und der Hund verließ den Raum.
    »Diese ganzen Katzenköpfe habe ich abgeschnitten«, sagte Johnnie Walker und nahm einen Schluck Whiskey aus seinem Glas. »Ich sammle sie.«
    »Dann sind Sie es also, der die Katzen auf dem Bauplatz fängt und tötet, Herr Johnnie Walker.«
    »Ich bin Johnnie Walker, der berühmte Katzenmörder.«
    »Nakata versteht das nicht. Darf er eine Frage stellen?«
    »Natürlich, natürlich«, sagte Johnnie Walker und hielt sein Whiskeyglas in die Höhe. »Frag, was du willst. Ich werde dir bereitwillig Auskunft geben. Damit wir Zeit sparen, musst du mir aber erlauben, etwas vorauszuschicken. Ich will, dass du zunächst erfährst, warum ich Katzen töten und ihre Köpfe sammeln muss.«
    »Genau das möchte Nakata wissen.«
    Johnnie Walker stellte sein Glas auf dem Schreibtisch ab und sah Nakata geradewegs ins Gesicht.
    »Es ist ein großes Geheimnis, das ich gewöhnlichen Sterblichen nicht in allen Einzelheiten erzähle, aber bei dir will ich heute mal eine Ausnahme machen. Also hüte dich, jemandem davon zu erzählen – wenn du es dennoch tust, glaubt dir ohnehin niemand.«
    Johnnie Walker kicherte.
    »Nun denn. Ich bringe diese Katzen natürlich

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