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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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aufschneiden und das Herz herausnehmen, täte es dir bestimmt auch weh. Bei Katzen ist es genauso. Sie haben ein ausgeprägtes Schmerzempfinden. Sie tun mir sehr leid, denn ich bin kein Sadist, der weder auf Blut noch Tränen achtet. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich muss ihnen wehtun. Auch das ist eine Vorschrift. Es gibt hier überhaupt mächtig viele Vorschriften, was?«
    Johnnie Walker zwinkerte Nakata zu.
    »Aber Dienst ist Dienst. Und Pflicht ist Pflicht. Ich werde eine nach der anderen erledigen, und als Letzte kommt Goma dran. Du hast also noch ein bisschen Zeit, dich zu entscheiden. Ich töte die Katzen, oder du tötest mich. Eins von beidem.«
    Johnnie Walker legte die wehrlose Katze unter den Schreibtisch. Dann öffnete er eine Schublade auf der einen Seite und zog mit beiden Händen ein großes, schwarz eingeschlagenes Bündel hervor. Er schlug das Tuch behutsam auseinander und reihte die Dinge darin auf dem Schreibtisch auf. Eine kleine Kreissäge, Operationsskalpelle in verschiedenen Größen und ein großes Messer. Alles blitzte hell und neu, wie frisch geschärft. Johnnie Walker legte alles auf dem Schreibtisch aus, wobei er liebevoll jede einzelne Klinge prüfte. Nun nahm er aus einer anderen Schublade ein paar Metallteller und stellte auch sie auf den Schreibtisch. Alles schien seinen festen Platz zu haben. Als Letztes holte er noch eine große schwarze Plastiktüte aus einer Schublade. Die ganze Zeit über pfiff er »Heiho«.
    »Für alles, mein lieber Nakata, braucht man eine bestimmte Vorgehensweise«, sagte Johnnie Walker. »Man darf nicht zu weit in die Ferne schauen, sonst läuft man Gefahr zu stolpern und zu stürzen. Aber nur direkt vor seine Füße schauen sollte man auch nicht. Denn bei mangelndem Weitblick kann es geschehen, dass man irgendwo dagegenrennt. Also erweist es sich als das Beste, eins nach dem anderen zu erledigen und dabei gleichzeitig ein wenig nach vorn zu schauen. Das ist das Entscheidende. In jeder Situation.«
    Johnnie Walker kniff die Augen zusammen und streichelte eine Weile liebevoll den Kopf der Katze. Dann fuhr er mit der Fingerspitze von oben nach unten über ihren weichen Bauch, nahm ein Skalpell in die rechte Hand und schnitt ohne Vorwarnung und ohne Zögern den Bauch des jungen Katers mit einem Schnitt auf. Es dauerte nicht mehr als einen Augenblick. Der Bauch klaffte der Länge nach auseinander, und die roten Eingeweide quollen heraus. Die Katze öffnete den Mund, um zu schreien, aber es kam kein Laut. Ihre Zunge war gelähmt. Sie schien auch den Mund nicht richtig öffnen zu können. Aber ihre Augen ließen keinen Zweifel daran, welch furchtbare Qualen sie durchlitt. Nakata stellte sich vor, wie heftig diese Schmerzen waren. Nun schoss Blut aus der Wunde. Es lief über Johnnie Walkers Hände und spritzte auf seine Weste. Aber Johnnie Walker achtete überhaupt nicht darauf. »Heiho« pfeifend, steckte er die Hand in den Körper der Katze und schnitt mit einem kleinen Skalpell geschickt ihr Herz heraus. Es war ein kleines Herz. Offensichtlich schlug es noch. Er legte das kleine blutige Herz auf seine Handfläche und streckte es Nakata entgegen.
    »Da, das ist das Herz. Schau, es bewegt sich noch.«
    Nachdem er es Nakata ein paar Augenblicke lang hingehalten hatte, warf er es sich, als wäre das völlig selbstverständlich, in den Mund und bewegte mahlend seine Kiefer. Ohne etwas zu sagen, genoss er ohne Hast und kaute lange. In seinen Augen lag die reine Glückseligkeit eines Kindes, das eine süße Leckerei verspeist. Schließlich fuhr er sich mit dem Handrücken über die von Blut triefenden Mundwinkel und leckte sich mit der Zungenspitze sorgfältig die Lippen ab.
    »Warm und frisch. Es hat sich im Mund noch bewegt.«
    Nakata hatte die Szene sprachlos verfolgt und den Blick nicht abwenden können. Er hatte das Gefühl, als beginne sich in seinem Kopf etwas zu drehen. Das ganze Zimmer war vom Geruch frischen Blutes erfüllt.
    »Heiho« pfeifend, sägte Johnnie Walker der Katze den Kopf ab. Knirschend durchtrennte die Säge den Knochen. Er hatte geübte Hände, der Knochen war nicht dick, und so dauerte es nicht lange. Dennoch hatte der Ton eine düstere Schwere. Fürsorglich legte er den abgesägten Katzenkopf in eine der Metallschalen. Johnnie Walker trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen, als bewundere er ein Kunstwerk. Dann unterbrach er kurz sein Pfeifen, pulte mit dem Fingernagel einen Fleischrest zwischen den

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