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Kains Erben

Kains Erben

Titel: Kains Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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gleich, sondern ließ sich Zeit, um ihn auf den Nackenwirbel zu küssen und ihm mit den Händen von dem Glück abzugeben, das er ihr geschenkt hatte. Zum Schluss küsste sie ihm die Mundwinkel, in denen sich die kleinen Gruben abzeichneten, sooft er gegen ein Lächeln kämpfte. »Brauchst du im Ernst darauf eine Antwort, mein blinder Herr von Camoys? Du lässt dich die halbe Nacht von mir lieben und weißt noch immer nicht, wie sehr ich das will?«
    Er schloss die Augen und drückte sie an sich. »Es sind Bedingungen daran geknüpft!«, rief er gequält. »Und keine davon ist verdammt nochmal schön.«
    »Was mich betrifft, hängen auch Bedingungen daran«, sagte sie und gab ihm auf jede Wange einen zärtlichen Streich. »Zuerst darf dieser unbelehrbare Mann, der einfach nicht begreift, wie lieb er mir ist, nicht mehr fluchen, oder es drohen ihm ganz fürchterliche Strafen.«
    Durch das Dunkel sah sie sein halbes Lächeln, das sie kirre machte. »Was für welche? Ich bin ein Ritter, Zaubermädchen. Von ein paar Rutenschlägen darf ich mich nicht kleinkriegen lassen.«
    Sie küsste ihn aufs Ohr, dass es schnalzte. »Viel fürchterlicher. Ich binde dir einen Strick um den Hals und lasse dich in der Themse Fische fangen.«
    »In diesem Dreckspfuhl? Und was machst du, wenn ich nach draußen wate?« Er suchte ihre Lippen, und sie brauchte alle Beherrschung, um ihm auszuweichen.
    »Dann lasse ich dich zappeln, du Schuft.«
    Er zappelte, und mit ihrer Beherrschung war es vorbei. »Die zweite Bedingung«, stammelte sie zwischen Küssen, »lautet, dass du mir diesmal im Wort bleibst. Du verschwindest nicht wieder, sondern behältst mich bei dir, einerlei als was.«
    »Als meine Frau.«
    »Das musst du nicht, Matthew.«
    »Ich muss viel mehr«, sagte er. »Und ich will alles.«
    Sie küsste ihm die Lider. »Die dritte Bedingung lautet: Nenne mir deine, und hör auf, dich in meinem Arm zu verkriechen, als hättest du von mir etwas zu fürchten.«
    »Von wem denn sonst, Amicia?«
    Sie strich ihm das Haar aus der Stirn. Er hatte recht. Von niemandem hatten sie so viel zu fürchten wie voreinander. »Du bist mein Liebster. Mein unbelehrbares, schlecht erzogenes, geliebtes Stück Mensch. Ich wüsste nichts, das mich abhalten könnte, deine Frau sein zu wollen. Vor dem Gesetz, vor Gott oder zwischen dir und mir.« Noch ein letztes Mal glaubte sie die Stimme ihres Bruders zu hören, der ihr ans Herz legte: Euer heutiges Versprechen ist bindend. Dann sah sie in einem Wimpernschlag sein Gesicht und nahm Abschied. Du bist nicht mehr hier, Abel, und ich muss allein meinen Weg finden. Wärst du am Leben geblieben, ich würde dir Matthew vorstellen und dich um deinen Segen bitten.
    Matthews Hand tastete nach ihrer, und ihre Finger verschränkten sich. »Ich muss zu meinem Herrn nach Yorkshire und mich von meinem Eid entbinden lassen. So lange muss ich ein Quartier für dich finden, der Himmel weiß wo.«
    »Der Himmel hat Wichtigeres zu tun. Ich gehe mit dir.«
    »Das ist nicht möglich.«
    »Doch«, sagte sie einfach. »Und jetzt weiter. Was quält dich noch?«
    »Dass ich Randulph versprochen habe, dich nach Fountains zu bringen«, stöhnte Matthew. »Ich habe es auch deinem Herrn Vyves versprochen, der dich so sehr liebt.«
    »Das lass meine Sorge sein. Randulph hat dazu nichts mehr zu sagen, und Vyves spricht dich von allem frei, wenn er nur weiß, dass du gut zu mir bist.« Dessen war Amicia sicher. Sie würde es ihm schreiben, auf dem begonnenen Brief, den sie ihm irgendwann senden würde: Liebster Vyves, verzeih mir. Du hast dir gewünscht, dass ich glücklich werde, und du sollst wissen, dass ich es bin.
    »Aber ich bin ja nicht gut zu dir!«
    Sie küsste seine Schläfe. »Dann wirst du es lernen müssen, mein Starrkopf.«
    »Das ist noch nicht alles.«
    »Es hätte mich gewundert, wenn es das wäre.«
    »Du wirst mit dem, was ich tue, leben müssen. Mit meinem Dienst für den König, den du verachtest.«
    »Tu nichts, wofür du selbst dich verachtest«, sagte sie. »Dann verachte ich dich gewiss nicht, auch wenn ich nicht begreife, warum der König gegen Waliser, Juden, seine eigene Hauptstadt und die Kinder von Leuten, die seine Mutter mit Obst beworfen haben, kämpfen muss, um Herr in seinem Land zu sein.«
    »Des Königs Vater hat das auch nicht begriffen«, erwiderte Matthew. »Wach geworden ist er erst, als sein Land vom Bürgerkrieg zerrissen war, als er samt seiner Familie in seiner eigenen Festung gefangen saß und ganz

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