Kairos (German Edition)
drin?“, brachte er im Laufen mühsam hervor. „Was erwartet mich?“
Bei dieser Formulierung rührte sich etwas kurz in Dorias Blick. Sie musterte ihn interessiert. „Was spürst du?“ Gleich darauf: „Sag nichts. Wir klären das später.“
Dann tauchten vor ihnen Menschen in rotbraunen Uniformen auf, auf deren Schultern irgendwelche Tiere saßen. Nein, keine Menschen. Doria fluchte. Corey fragte sich, was los sei, wußte aber bereits, daß die Gestalten nichts Gutes verhießen. Als Doria einen 38er unter ihrer Jacke hervorzog, wußte er bescheid: Shumgona. „Die wollen uns den Weg abschneiden“, sagte Doria. Ihr Blick irrte zwischen dem Hangar und den Shumgona hin und her. „Lauf“, sagte sie, und Corey gehorchte.
38
„Herr Präsident, noch immer keine Bilder vom Start der
Gaia
, aber wir haben bestätigte Schadens- und Verlusterhebungen der regulären Kampftruppen.“
Paul Blaskowitz hatte sich soeben per Vikom mit einigen niederen Chargen seines Stabes beraten. Noch immer liefen etliche Konferenzen. Doch Blaskowitz hatte genug vom Reden, vom sinnlosen Erörtern ihrer Lage. Er stand an dem schwarzen Tisch des Konferenzraumes für die Rumpfregierung und den Sicherheitsrat, Rufus Bals saß nicht weit von ihm entfernt vor einigen Monitoren, deren Leuchten seinem Gesicht einen blauen Schimmer verlieh. Der Bartschatten auf seinen Wangen war so noch deutlicher. Neben ihm saß der Katastrophenschutzkommissar Joel Andres und zwei leere Plätze weiter Sharon Saintluca.
„Ich höre, Paul“, sagte Bals, stand auf und schritt zu der nahen Kleinküche, auf deren Wärmeplatte eine Tasse mit abgestandenem, lauwarmem Mokka stand. Er nahm die Tasse und spülte zwei Aspirintabletten mit einem Schluck Kaffee herunter, verzog daraufhin angewidert das Gesicht und stellte die Tasse ab. Dann stand er da, die Hände in den Hosentaschen vergraben und mitvorgebeugter Haltung. Die schlechten Nachrichten rissen nicht ab und natürlich würde sich daran nichts ändern.
Schadens- und Verlusterhebungen. Kämpfende Truppen.
Am Liebsten hätte er Blaskowitz befohlen, sich seine Schadens- und Verlusterhebungen sonst wohin zu stecken. Es waren Zahlen der Niederwerfung, Statistiken des Untergangs. Es brauchte nicht immer neue Beweise, um des Offensichtlichen gewahr zu sein. Dies war das Ende, der Exitus. Bald, wenn auch der letzte Widerstand fortgeschwemmt wäre wie eine Sandburg bei Flut, würde ein Gewaltfrieden herrschen. Die Shumgona hätten die Erde erobert.
Nicht lange, und einer von ihnen steht genau an dieser Stelle, wo ich jetzt bin, sieht, was ich sehe, und ist an meiner statt bemächtigt, Befehle zu erteilen.
Warum auch immer sie das tun wollten.
Bals starrte an die Lochleisten an der Decke. Er überlegte, wie die Leute auf eine Neue Weltordnung reagieren mochten. Wenn es geschähe, würde es jedem selbst überlassen sein, wie er auf die Situation reagierte. Viele würden wohl entscheiden, gar nichts zu tun. Einige würden vielleicht den Aufstand proben, aber schnell wieder in die scheinbare Sicherheit der Kollaboration verfallen. Nur wenige würden sich entschließen, den sinnlosen Kampf gegen die Skulls anzunehmen.
Blaskowitz sagte: „Etwas Gutes vorweg: die Großstädte sind größtenteils intakt. Die Schäden in den Innenstädten sind durch abstürzende Flugzeuge entstanden, nicht durch diese Dornenschiffe. Letztlich beschränken sich die Skulls mit ihren Verheerungen nur auf die Industriezentren und Vorortgürtel der größten Siedlungen.“
„Was sich bald ändern dürfte“, sagte Saintluca.
„Warum?“, fragte Andres.
„Das liegt doch auf der Hand“, sagte Bals. „Wir sind besiegt. Was folgt, ist der Beutezug.“
„Ein historischer Augenblick“, ätzte Saintluca. „Eine Ära des Friedens und der Prosperität ist zu Ende gegangen. Faktisch gaben wir am heutigen Tag nach einhunderttausend Jahren die Macht über den Planeten ab.“
Bals, nicht darauf eingehend, fragte: „Was passiert als nächstes?“
Blaskowitz sagte: „Falls Sie mich fragen, werden sie die Hauptstädte einnehmen, die Kampfhandlungen aber auf den Bodenbeschränken und auf ein flächendeckendes Bombardement wie etwa beim Lyoner Flughafen verzichten.“
„Alle Aufmerksamkeit dieser Scheißkerle galt dem Sternenschiff“, sagte Saintluca. „Sie wollten ihres habhaft werden, um jeden Preis. In den Städten verfolgen sie ganz andere Ziele.“
„Nämlich?“, wollte Bals ohne Hintersinn wissen.
„Ich denke, im Großen und
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