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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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BAU 17 kam immer näher.
Und mit ihm – was?
    Als ganz in der Nähe ein vorbeirasender Nachschubkonvoi von einem plötzlich von oben fallenden Lichtball getroffen und nahezu ausradiert wurde, sprangen Doria und Corey hinter einem Flachbau des Räumdienstes in Deckung. Das Donnern der Explosion, und Corey, nah am Durchdrehen, blickte wild in alle Richtungen.
Doria Patrick – BAU 17 – fremdartige Objekte über ihm – Patrick.
    Doria hielt den Blick geradeaus gerichtet. „Was starrst du denn?“ Sie taxierte ihn. „Du weißt, wer ich bin.“
    Es war keine Frage, er nickte trotzdem. „Sicher, Ma’am...“
    Sie hob die Hand. „Sprich es nicht aus.“
    In Gedanken tat er es dennoch. Er sah sie kurze Zeit weiterhin an – kornblumenblaue Augen, in ihnen die Spiegelwelt einer Frau, die viel erlitten und es überstanden hatte. Eine gefallene Heldin, ein moderner Ikarus – ein Idol tausender Düsenjockeys. Er glaubte, er stürzte sich nur so darauf, daß Captain Patrick neben ihm stand, weil es von allen Unfaßlichkeiten dieses Tages die Verdaulichste schien.
Ich habe eine lebende Legende geschlagen.
    Weiteres Anbeten wurde jäh unterbunden, als in diesem Moment das Buswrack hinter ihnen von irgend etwas getroffen wurde. Corey wandte das Gesicht ab, ehe er doch hinsah und orangefarbenen Feuerschein dort erblickte, wo eben noch der Bus gestanden hatte. Es hatte ihn mehrere Meter in die Luft geschleudert, schließlich krachte der ganze Schrott scheppernd wieder zu Boden.
    „Autsch“, sagte Doria und schwieg ansonsten. Was sie nicht aussprach, war der Umstand, daß sie Corey jetzt offiziell das Leben gerettet hatte. Corey wußte es auch so. Es regnete schwarze Ebonitfäden.
    „Weiter“, sagte die Pilotin.
    BAU 17 ragte jetzt vor ihnen auf, dieser weiße Metallkomplex mit seinen gigantischen Rolltoren und den vielen Ein- und Ausgängen. Corey spürte die Veränderung heraufziehen. Doria bemerkte irgend etwas über ›das verdammte Ei, das seine Kräfte demonstriert‹. Dann geschah wirklich etwas. Es gab einen Kräuseleffekt, der zunächst kleine, dann riesige Partien, schließlich das ganze Gebäude überzog, ein diffuses Wabern und Schillern, wo eine Struktur aus Fibercarbid-Aluminium und Polykomposit-Beton gewesen war. Alle Geraden, Flächen, Winkel waren fort. Entstanden war ein sich in alle Richtungen bewegendes Fließen, ein seltsam transparentes, eigenleuchtendes Strömen Myriaden funkelnder Scherben und Juwelen. Auf Corey wirkte das Ganze wie ein blauscheckiges Mosaik, das aufgrund externer Einflüsse in einem ständigen, polychromen Wandel begriffen war. BAU 17 war durch diesen ätherischen Strahlenvorhang immer noch zu erkennen.
    Corey riß den Mund auf. „Was ist das?“
    „Das Leuchten? Ich weiß auch nicht. Vielleicht ein Kraftfeld. Das ist schon mal passiert. Es kommt und geht. Das Ei erschafft es – wohl, um sich zu schützen. Die Shumgona würden es liebend gern in die Finger bekommen, aber es weiß sich zu wehren.“
    Coreys Kopf ruckte kurz zur Seite. „Shumgona?“
    „Die Arschlöcher, denen wir alles zu verdanken haben.“
    Er begriff nichts.
    „Und das Ei...?“
    „Noch mehr, das wir nicht wissen. Aber definitiv unser Ticket hier weg. Nun Komm.“
    Er lief neben Doria her und starrte unentwegt zur Montagehalle. Normalerweise nichts als abergläubischer Hokuspokus. Aber die blauen Lichtkaskaden waren da. Was er sah, war Magie. Oder Ausbund einer unvorstellbar weit vorangeschrittenen Technologie. Dafür konnten sich unmöglich Menschen von der Erde verantwortlich zeichnen. Das hier ging viel zu weit. Innerlich schüttelte er sich. Wohin spülten ihn die Ereignisse noch, in dessen Sog er geraten war? Wo endete es?
    Seltsamerweise ahnte er nicht das Schlimmste, nur das ... Absonderlichste. Und dieses Gefühl wuchs in ihm, je näher er BAU 17 kam. Da war dies Empfinden, er kannte es: eine abnorme Energie sein Rückgrat hochschießend, kalt und heiß zugleich. Jetzt kribbelte sie wie statische Elektrizität unter seiner Kopfhaut.
    Ein Gedanke machte sich in ihm breit. Er lief weiter, aber der Gedanke kam und blieb. Genaugenommen war es kein Gedanke: es war das in ihm aufsteigende
Wissen
, alles, was er erlebte, wärekein Zufall. Er wußte nicht, woher dieser Eindruck rührte, diese Sicherheit. Alles hier atmete Schicksalhaftigkeit, die Auflösung seines Kismets, seines persönlichen, unabwendbaren Loses. Anders konnte es nicht sein. Es bloß Zufälle zu nennen, wäre idiotisch.
    „Was ist da

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