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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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Sie haben ihren Spaß am Kämpfen, daran, unsere regulären Truppen aufzureiben und mattzusetzen, aber darum scheint es jetzt nicht mehr zu gehen.“
    „Warum auch“, sagte Saintluca. „Sie haben gewonnen. Wir sind definitiv am Arsch.“
    Bals sah sie kurz an. Ihr Ärger war überdeutlich und machte ihr Gesicht häßlich. Früher hätte er sie für eine solche Formulierung gemaßregelt, dabei Bergs Segen gehabt, dem viel an politischer Schulung und Loyalität gelegen war, und zudem Julie Monterreys Sympathie. Wieder wurde ihm auf schmerzhafte Weise bewußt, wie sehr sich die Dinge geändert hatten. Aber aller Niedergeschlagenheit zum Trotz freute es ihn auch, zu erleben, wie offen und – zumeist – auch produktiv Sharon Saintluca an der Diskussion teilnahm. Kontroversen gebaren oft die besten Vorschläge. Außerdem schien es, als wäre mit Monterreys Ausscheiden auch etwas von Saintlucas alter Impertinenz und Radikalität von ihr gefallen, als erachtete sie es jetzt nicht mehr als nötig, ein moralisches und staatskluges Gegengewicht zu Bergs erster Beraterin darzustellen. Sharon Saintluca. Bals dachte kurz an die Anfänge ihrer Karriere zurück. Aron Berg hatte sie als junges, aufstrebendes Politiktalent aus dem römischen Senat in sein Brüsseler Team geholt, wohl hoffend, sie entwickelte sich einmal zu einer ausgewogen denkenden und handelnden Hochkommissarsanwärterin. Bals war immer dagegen gewesen, diese Frau in die Villa zu holen, aber Berg hatte alle Bedenken zerstreut und die Sache durchgezogen. Im Gegenzug war der nonchalante Schwede zu einigen Zugeständnissen an ihn, Bals, bereit gewesen, unter anderem, einer brillanten, aber ebenso übermütigen und aufsässigen irischen Starpilotin nach deren erheblichen Fehlleistungen als Luftschiffkapitänin eine gewisse Sonderbehandlung angedeihen zu lassen. Vor seinem geistigen Auge sah er sich Schmunzeln. Zumindest
das
hatte zu einem guten Abschluß geführt. Sein Schmunzeln erstarb. Ein guter Abschluß, vorausgesetzt, Mary-Doria Patrick hatte es tatsächlich geschafft, die
Gaia
mit den letzten freien Terramenschen an Bord in den Weltraum zu bringen...
    „Rufus“, sagte Saintluca; Bals sah sie an. „Haben Sie es sich einmal durch den Kopf gehen lassen, was es bedeuten würde, sich den Shumgona, nun ... zu stellen? Ich betone“, sagte sie rasch, als sie Blaskowitz’ Seitenblick gewahrte, „von einer offiziellen Kapitulation oder gar einem Schulterschluß mit dem Feind kann keineRede sein, nur...“ sie wog ihre Worte, „daß Sie die Möglichkeit einer offenen Unterredung mit den Anführern der Außerirdischen in Betracht ziehen sollten. Das könnte die Dinge wegen eines Friedenabkommens mit den Shumgona auf Basis einer Koexistenz doch beschleunigen, meinen Sie nicht?“
    „Keinesfalls“, sagte Blaskowitz. Ihm war klar, daß ihre kleine Rede perfekt einstudiert und keinesfalls, wie sie alle glauben lassen wollte, spontan erfolgt war. Was sie vorschlug, war Wahnsinn, warum sie es tat, offenkundig. Saintluca wollte Bals loswerden. Blaskowitz sagte: „Sie sprechen davon, sich denen auszuliefern.“
    „Sie habe ich aber nicht gefragt, Paul.“
    Der, eine Entgegnung bereits auf den Lippen, sog scharf die Luft ein. In dem Moment erklang das Kommunikationssignal. Der Präsident, froh um die Unterbrechung, ging ran. „Bals hier. Was gibt es?“
    Die Stimme aus der Lautsprechermembran klang aufgeregt und triumphierend zugleich. „Sir, der Kontrolloffizier meldet einen bestätigten Abschuß.“
    Paul Blaskowitz löste die Arme aus der Verschränkung. „Was soll das heißen, einen Abschuß? Was wurde getroffen?“
    „Ein Dornenschiff der Rostschädel, Sir.“
    Er sah kurz zu Bals, der seinen Blick stirnrunzelnd erwiderte, und fragte: „Sind Sie auch sicher?“
    „Sir, absolut. Sehen Sie selbst. Die Bilder sind eindeutig.“
    Bei aller Freude über diese Meldung, daß man überhaupt auf satellitengestützte Bilder zugreifen konnte, mochte dies seitens der Skulls die größte Demütigung sein. Die Invasoren hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, das die Erde umspannende Netz aus Militär-, Späh- und Telekommunikationstrabanten auszuschalten.
    „Was nur kann denn ein Dornschiff abgeschossen haben?“, fragte Bals den Marschall. In seinem Kopf formte sich ein bestimmtes Bild, das er aber rasch wieder zu den Akten legte.
    Blaskowitz schien es ganz ähnlich zu gehen. „Ich weiß es nicht, Herr Präsident. Das kann keine unserer Waffen bewerkstelligt

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