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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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haben unsere Erinnerungen durchleuchtet?“
    „Erinnerungen – Gedanken, Absichten ... Vermutlich alles, was uns ausmacht“, sagte Bals.
    „Das ist verrückt“, sagte Eiko. „Zugleich es auch Sinn ergibt ... glaube ich.“
    In Dorias Augen stand Zorn. „Das ist doch Unsinn.“
    Alain verstand Dorias Skepsis nicht und noch weniger ihren Zorn. „Was macht Ihnen eigentlich so zu schaffen?“
    „Die Vorstellung, daß jemand in meinem Kopf herumstochert.“
    Alain hielt Dorias Blick schweigend stand. Ihn durchlief ein Schauder, doch er verdrängte ihn entschlossen.
    „Ich bin sicher, wir haben nichts zu befürchten“, sagte Bals. Er klang, als wüßte er, wovon er sprach, riß dann aber jäh die Augen auf, als das Tor selbsttätig und lautlos aufschwang. Er sprang zur Seite, um nicht von einem der Flügel getroffen zu werden, undwich noch weiter zurück, als er das blaue Licht sah, das sich über die Schwelle ergoß. Die Blaukäppies rissen ihre Waffen hoch.
    „Auf keinen Fall schießen“, befahl Bals.
    Das Portal stand offen. Alle blinzelten ungläubig. Was sie sahen, war...
    „Ernüchternd, leider.“ Eiko wisperte. „Doch auch überwältigend, irgendwie.“
    Doria ging, wie einem stummen Kommando folgend, los. Erst schien es, als wollte sie die Schwelle überschreiten, doch stoppte dann davor. Sie reckte den Hals. Der Raum war oval und vielleicht drei Meter hoch. Und leer. Er hatte das Sterile eines Operationssaales. Die Decke war ein einziges Leuchten. Wand- und Bodenbelag schienen aus einem Metall zu bestehen. Dorias Anspannung ließ nach; die Enttäuschung blieb. „Dort drin ist nichts“, sagte sie über die Schulter.
    Alain warf Eiko einen Seitenblick zu. „Was findest du überwältigend?“
    Sie sah ihn irritiert an, hob eine Hand, schöpfte tief Atem und stieß ihn langsam wieder aus.
    Da trat Doria ein. Bals, wütend, reagierte instinktiv. Er winkte Eiko und Alain zu sich, verbat den Blaukappen, ihnen zu folgen, und folgte Doria.
    Kaum befanden sie sich im Inneren, fiel die Tür zu. Doria versuchte vergebens, sie zu öffnen. „Einfach wundervoll. Zuerst verstecken sie sich vor uns, dann sperren sie uns ein. Allmählich bin ich es satt, daß-“
    „Still“, forderte Bals sie eindringlich auf. Er spürte etwas ... heraufziehen. „Patrick ... weg da.“
    Sie wehrte die Warnung mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. „Verrückt ... Etwas ...“
    Und mitten im Satz – mitten im Schritt – verdichtete sich etwas vor ihr. Es begann mit einem Hitzeflimmern, das durchsichtig, dann dunstig, schließlich zu einem flirrenden Schatten wurde. Doria traute ihren Augen nicht. Sie fühlte sich in der Zeit zurückgesetzt, als sie an Bord eines Jagdfliegerprototyps einen diffusen, geisterhaften Zeppelin durch die Wolken brechen sah. Und wie damals blinzelte sie, jetzt aber blieb die Erscheinung bestehen. Sie war real. Der Schatten war gestaltlos, eine flüssige, farblose Form. Aber er war da. Und er veränderte sich. Er war etwa einen Meter lang, gewölbt und breit. Und er begann zu leuchten.
    Eiko sog scharf die Luft ein, sagte mit zusammengekniffenen Augen: „Eine … Schale?“
    „Ein Gefäß“, sagte Alain. „Wie ein Kelch“, und dachte, wohl um bei Verstand zu bleiben:
Natürliche Vorgänge
.
Wobei Natur darüber hinausreichen kann, was Wissenschaft darunter versteht. Aber es bleiben natürliche Vorgänge.
Er ging los. Eiko ergriff seine Hand, um sich von ihm mitziehen zu lassen.
    Alle waren perplex. Bal war in Ehrfurcht erstarrt. Auch Doria stand da wie festgewachsen.
    Es war großartig. Erschreckend. Nicht von dieser Welt.
    Da erschienen erneut silbernen Kugeln über ihren Köpfen. Drei insgesamt.
    Alain sah sie zuerst. „Seht!“, sagte er mit einem energischen Kopfnicken.
    Jetzt umgaben die Kugeln farbige Bögen und Schweife, die eigene Formen liefen.
    „Sag nichts“, sagte Alain zu Eiko. „Überwältigend?“ Seine Stimme war denkbar leise.
    Die drei Objekte strahlten an ihren Rändern ein dezentes Purpur ab, wie bei einer zeitigen Morgenröte.
    Wieder streckte Doria die Hand aus.
    „Captain.“
    Sie stoppte mitten in der Bewegung, Bals mit leicht schrägem Kopf aufmerksam ansehend.
    „Wir sollten nicht leichtsinnig werden.“
    „Leichtsinnig, Sir?“ Sie senkte die Hand. „Was immer Sie sagen.“
    Eiko schrie auf.
    Die Anderen rissen unisono den Blick herum. Und versteinerten.
    Unheimlich, wie in dieser Schale etwas entstand, das wie ein Gesicht aussah.
    „Sie schulden mir eine

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