Kaiser des Mars
half etwas. Jedenfalls war der Doktor überzeugt, daß der Computer sie in den Ebenen westlich der Drylands landen konnte, ohne daß eine Düse platzte oder eine Rumpfnaht aufging. Ich konnte nur hoffen, daß er recht hatte.
Sobald wir die Landung hinter uns hatten, war es den KA-Bullen absolut unmöglich, uns zu finden; es sei denn, sie verfügten inzwischen über dreißigmal soviele Flugboote, als sie während meines letzten Aufenthalts gehabt hatten. Sie konnten die d’Eauville nämlich nur entdecken, wenn sie die gesamte Oberfläche des Planeten aus der Luft absuchten, Meter um Meter; und das war aus rein logistischen Gründen unmöglich.
Das Problem einer Planetenlandung in den westlichen Drylands lag darin, daß wir danach eine beträchtliche Strecke würden zurücklegen müssen. Aber das ließ sich nicht vermeiden. Wenn wir näher bei einer größeren Kolonie wie Laestrygonum landeten, könnten wir ebenso gut mit einer roten Flagge herumwedeln und schreien: »Da sind wir!« Und wir brauchten flaches Land mit massivem Felsgestein, um unser Fahrzeug darauf abzusetzen.
Da wir unbeobachtet herunterkommen wollten, riskierten wir nicht einmal einen einzigen Orbit um den Planeten. Bolgov hatte den Navigationscomputer der d’Eauville bereits während der Überfahrt sorgfältig programmiert, so daß die Maschine aus ihrem Interplanetflug unmittelbar in den Landeanflug übergehen konnte. Diese Aufgabe hatte er meisterhaft gelöst, und es gab auch keine Schwierigkeiten.
Wir kamen im langsamen Gleitflug herunter, um die dünne Atmosphäre zum Abbremsen auszunützen. Wir wollten nämlich auch die übliche Spiralbremsbahn nicht riskieren. Eine schnelle Landung war unerläßlich, da wir die ganze Zeit während des Auftauchens aus dem Tiefraum bis zu dem Augenblick, da wir die Planetenoberfläche berührten, in beständiger Gefahr waren, daß uns irgend jemand auf seinem Radarschirm ortete.
Also kamen wir hoch in der nördlichen Hemisphäre über Arcadia herein und fuhren flach über Orcus herunter und schlugen dann einen Haken. Die Gleitbahn ließ uns über die mittleren Regionen des Mare Sirenum in Richtung auf Aonius Sinus dahinziehen. Unser Ziel lag westlich von Zentral-Phaethontis.
Das Material, aus dem unser Schiff bestand, begann sich aufzuheizen, und bald würde die Außenwand kirschrot glühen. Das Sirenum zischte als ein purpurrotrostiger Flecken unter uns vorbei, viel zu dunstig, als daß wir mehr als die größten Krater hätten ausmachen können. Es war eine Schande, daß wir zu schnell flogen, um die Landschaft zu erkennen. Dies war nämlich historisches Gelände. Die Gegend, die wir jetzt überflogen, war das erste Stück Mars gewesen, das wir Erdenmenschen je aus der Nähe zu sehen bekommen hatten. Ich meine damit den Geschichte machenden Flug von Mariner IV, damals, 1965. Das winzige, unbemannte Fahrzeug war damals über eben diesen Teil des Sirenum geflogen, und sämtliche Kameras an Bord hatten sich emsig gedreht.
Der einzige größere Kanal, der die westliche Hälfte von Phaethontis durchschneidet, heißt Thermodon. Der Doc hatte gehofft, die d’Eauville am Westufer des Thermodon absetzen zu können, weil die Maschine einen dunkelgefleckten Anstrich hatte und sich daher von den Farben des Kanals nicht abheben würde. Auf die Weise wollte er das Risiko einer Entdeckung reduzieren. Aus dem Gleitflug in eine Schwanzlandung überzugehen, war ein höchst kompliziertes Manöver; aber die Kreisel waren ihm gewachsen, und wir setzten auf, wenn wir auch dabei etwas durcheinandergeschüttelt wurden, die Außenhülle kreischte und die Struktur ächzte. Aber wir hatten es geschafft. Die Düsen verstummten mit einem Husten, die Maschine zitterte und stand dann still. Und dann begannen wir alle wieder zu atmen …
Wir hatten es geschafft, und zwar in einem Stück.
»Mein Kompliment für den Wartungsstab im Museum, Doc«, sagte ich in dem plötzlichen Schweigen. »Nicht viele Schiffe hätten eine solche Planetenlandung überlebt.«
»Danke, mein Junge, aber ich glaube, das Lob gebührt den Rolls-Royce-Leuten. Die haben damals gute Schiffe gebaut …«
Wir schnallten uns ab und stemmten uns aus den Drucksesseln, die sich pfeifend leerten, und begannen unsere Raumanzüge abzulegen und sie mit den leichten Thermoanzügen zu vertauschen, die wir auf dem Mars brauchen würden.
Es schien, daß nur der Doktor und ich schon einmal auf dem Mars gewesen waren. Also halfen wir den beiden anderen, sich mit ihren
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