Kaiser des Mars
hingen. Dieses Tiefengefühl übertraf alles, was ich bisher erlebt hatte; etwas Drückendes schwebte in der Luft. Ich fühlte mich wie ein müder Atlas, auf dessen Schultern der Himmel lastete.
Und dann wurde uns langsam bewußt, daß da Licht war, selbst in dieser Tiefe. Ein düsteres, safranfarbenes Glühen, schattenlos und ohne Ursprung. Als unsere Augen sich langsam an das seltsame, gelbliche Glühen gewöhnt hatten, stellten wir fest, daß es von flockigen, quarzähnlichen Mineralien ausging, die hier und da von den Kavernenwänden hingen. Diese Kristall- oder Metallvorsprünge waren vielleicht radioaktiv oder phosphoreszierten.
Und je besser wir uns an das gelbe Licht gewöhnten, desto mehr begannen wir uns zu orientieren. Wir standen am Fuß der steinernen Treppe, am einen Ende einer riesigen Kaverne, deren steinernes Dach sich weit über unseren Köpfen wölbte. Direkt über uns gähnte der schwarze Abgrund; vor uns lag das grenzenlose Unbekannte.
»Hier auch, sehen Sie?« hauchte Keresny. »Nichts von alledem ist natürlich – das alles ist das Werk intelligenter Wesen. Aber – Gott steh uns bei – welche Wissenschaft kann in diesem Maßstab gearbeitet haben?«
Er hatte recht: Der Boden der Kaverne wies die gleiche glänzende und unnatürliche Glätte auf, die wir auch an den Schachtwänden bemerkt hatten. Nie hätte ich mir träumen lassen, daß die Wissenschaft der Alten über solche Kräfte verfügt hatte, die im Stande gewesen waren, solches zu bewirken!
Wir gingen auf das Zentrum der mächtigen Kaverne zu. Unsere Stiefel hallten auf dem gläsernen Pflaster. Echo dröhnte in der titanischen Kuppel und erstarb in Flüsterlauten über uns.
Und dann ein weiteres Wunder!
Plötzlich erstrahlte um uns Licht. Weit über unseren Köpfen blitzten Kugeln aus dunklem Metall auf. Licht erblühte aus mächtigen Sphären, die oben in der Kuppel hingen oder schwebten.
Es war von dunklem Karmin, jenes Licht, wie das Blut aus sterbenden Sonnen. Und in dem blutigen Schein verblaßte das schwächere, safranfarbene Glühen der Mineralknollen. Die Sphären aus Licht waren sieben an der Zahl, und als sie zum Feuer aufblühten, wurde der fette Huw bleich.
» Aii, Brüder!« wimmerte der kleine Sänger. »Jetzt sind wir in die Unterwelt der Zeitlosen eingedrungen! Kennt ihr nicht die alten Geschichten? Dies sind die sieben scharlachroten Sonnen, die die undurchdringliche Finsternis von Yhoom beleuchten!«
Wir staunten, bogen die Hälse nach hinten, um das erstaunliche Phänomen zu beobachten. Die sieben Sphären von rubinrotem Licht waren in einem mächtigen Ring angeordnet, ein Kreis karminroter Sonnen. In ihrem Licht konnten wir jetzt ganz deutlich erkennen, daß sie frei schwebten. Keiner konnte sagen, welches Wunder der Wissenschaft oder der Zauberkunst sie dort festhielt.
Kuruk klammerte sich an meinen Arm.
»Lord – schau!« stöhnte er.
So, als könnte nur das blutige Licht der schwebenden Sphären ihn sichtbar machen, schmolz langsam ein Weg vor uns in den Boden. Eine Zone scharlachroten Leuchtens führte ebenso gerade wie eine gepflasterte Straße vom Fuß der steinernen Treppe quer durch die Kaverne zur anderen Seite, wo in der Kavernenwand eine schwarze, halbkugelförmige Öffnung gähnte. Noch vor einem Augenblick war kein Weg zu sehen gewesen: jetzt flammte er vor uns.
»Ich nehme an, daß wir in diese Richtung gehen sollen«, erklärte der Doktor.
Wir untersuchten den roten Weg neugierig. Soweit wir vom Ansehen und Berühren feststellen konnten, war es die gleiche dunkle, glasige Substanz, die den ganzen Boden der Kaverne bedeckte. Vielleicht war die rote Zone irgendein chemischer Stoff, der nur im Schein der künstlichen Sonnen sichtbar wurde.
»Nun, worauf warten wir?« grunzte Bolgov. »Hier ist nichts, also wollen wir ihm folgen und sehen, wo er uns hinführt.«
Wir schalteten unsere Bronston-Lampen ab, da das blutige Licht von der Decke genügend Helligkeit lieferte. Dann nahmen wir die Seile ab und ließen sie und die Lampen am Fuß der Treppe zurück.
Ich zögerte, dann holte ich die eiserne Krone heraus, die in ihr heiliges Tuch gehüllt war. Ich hatte beschlossen, sie mitzutragen, nicht nur, weil ich mich nicht von dem wertvollen Gegenstand trennen wollte, sondern weil mir eine innere Stimme riet, daß ich noch Gelegenheit haben würde, meine Macht zu gebrauchen, ehe dieses seltsame Abenteuer sein Ende fand.
Fürst Kraa und die anderen behielten ihre Waffen, obwohl Dhu meinte, daß
Weitere Kostenlose Bücher