Kaiser Trajan als Bauherr
heutige Ortsbezeichnung als Portus erhielt er in spätantiker Zeit, nachdem es in seiner unmittelbaren Nähe zu Siedlungsaktivitäten gekommen war, durch die direkt beim Hafenbecken ein eigener Ort entstanden ist. Zur Geschichte dieses Hafens gehört, dass hier bereits seit der frühen Kaiserzeit Schiffe mit Lieferungen aus den Kornkammern Aegyptens und Nordafrikas anlegten. In folgenden Zeiten war dies für die Versorgung der inzwischen zu einer Metropole mit mehreren hunderdtausend Bewohnern angewachsenen Stadt Rom eine verkehrs- und handelspolitisch unverzichtbare Station geworden, von der aus Rom über den Tiber leicht zu erreichen und zu versorgen gewesen ist. Außerdem war dieser Hafen auch aus strategischen Gründen eine für militärische Belange äußerst wichtige Stätte, weil sich von hier für die römische Marine die Wege über das Mittelmeer mit seinen von Rom beherrschten Küstenländern öffneten. Außerdem konnte ein solcher Flottenstützpunkt dazu beitragen, Rom vor gegebenenfalls hier ankommenden Feinden zu schützen. Deshalb hatten auch schon lange vor der Zeit Trajans mehrere Aus- und Umbauten dieses Hafens stattgefunden und es entspricht seiner frühen Bedeutung, dass Ostia spätestens im 4. Jh. v. Chr. als einem der ersten, wenn nicht vielleicht sogar als dem ersten Ort innerhalb des Imperium Romanum, der Status einer römischen Kolonie und damit ihren Bewohnern das römische Bürgerrecht verliehen worden ist. Deshalb war Ostia für das aufstrebende und seine Herrschaftsgebiete kontinuierlich ausweitende Rom ein Vorposten von höchster Bedeutung.
In den Zeiten vor Trajan sollte der Hafen zuletzt um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. unter Kaiser Claudius grundlegend erneuert und mit einem vor Stürmen und anbrandendem |124| Wasser geschützten Hafenbecken ausgestattet werden
( Cassius Dio 60.11,3 – 5
). Die damit verbundenen Arbeiten waren anscheinend so schwierig und langwierig, dass Claudius eine Vollendung dieser Bauarbeiten nicht mehr erlebte. Der Hafen konnte erst 54 n. Chr. unter Nero – wie eine deshalb geprägte Münze bestätigt – nach mehr als zwölfjähriger Bauzeit eröffnet werden. Dass jedoch auch dieser neue Hafen den hier anlegenden Schiffen nicht den erhofften Schutz bieten konnte, berichtet eine zeitnahe antike Schriftquelle
( Tacitus
,
Annalen 15.18 )
, nach der es im Jahr 62 n. Chr. bei stürmischem Wetter zu einer Katastrophe gekommen ist, bei der nicht weniger als 200 Schiffe in diesem Hafen zerstört worden sind. Deshalb war schon nach relativ kurzer Zeit erneut eine Revision der ganzen Anlage des für Rom unverzichtbaren Hafens mit einem nochmals erneuerten und an besser gelegener Stelle projektierten Hafenbecken aktuell geworden. Allerdings dauerte es mehr als eine Generation, bis ein solcher Plan in die Tat umgesetzt wurde. Es war offensichtlich erst Trajan, der sich ziemlich bald nach Übernahme der kaiserlichen Macht – wahrscheinlich schon am Ende des 1. dakischen Kriegs zu Beginn des 2. Jh. n. Chr. – diese Aufgabe zu eigen gemacht hatte. Die Befunde der Hafenanlage wie auch die durch den Hafen nachhaltig beeinflusste Entwicklung und Baugeschichte der Stadt Ostia bestätigen, dass dieser Hafenausbau und die dadurch angeregten Folgebauten Trajan während seiner gesamten Regierungszeit begleiteten. Darüber hinaus ist die Fortsetzung von Bauarbeiten, die mit diesem Projekt in Gang gesetzt waren, auch nach Trajan noch für längere Zeit aktuell geblieben.
Zwar ist der Name des Ingenieurs, der diesen neuen Hafen entworfen hat, nicht überliefert, doch lassen bauliche Reste und eine daraus erschließbare Rekonstruktion erkennen, dass er zu den erfahrenen und versierten Könnern seines Faches zählte. Dies ist nicht nur aus der richtigen Entscheidung, das neue Hafenbecken hinter dem claudischen Hafen ein Stück weiter landeinwärts zu verorten, ersichtlich, sondern ebenso aus der Größe und Form dieser Anlage sowie dem Reichtum ihrer Ausstattung. Dies bestätigt nicht zuletzt auch der Kanal, der eine direkte Verbindung des Hafens mit dem Tiber und damit ohne Umwege flussaufwärts bis nach Rom ermöglichte. Der wichtigste Teil des unter Trajan angelegten neuen Hafens ist zuerst ein fast 4m tief ausgehobenes und im Durchmesser mehr als 700 m sowie in seiner Fläche etwa 32 ha großes Becken. Seine noch gut erkennbare Grundform (Abb. 46) entspricht einem regelmäßigen Sechseck mit mehr als 350m großen Seitenlängen. Auch wenn dieses Becken wesentlich kleiner
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