Kaiser Trajan als Bauherr
zu einer stark ökonomisierten Blockbebauung geführt, die angesichts der prosperierenden Wirtschaft einem rapide angewachsenen Bedarf an Wohnraum für die hier arbeitende Bevölkerung mit ihren Arbeitern, Angestellten und Händlern und zugleich dem Interesse von Investoren, die durch Vermietung von rarem Wohnraum reichen Gewinn erwarten konnten, entgegengekommen ist. Zu einem sichtbar |129| gewordenen Ergebnis dieses Wandels gehören nicht zuletzt die großen, mehrgeschossigen Gebäudeblocks mit Geschäftsräumen im Erdgeschoss und Wohnungen in den oberen Etagen. Allerdings ist bei diesen Gebäudeblocks nur selten die eigene Baugeschichte so eindeutig geklärt, dass deren genauere Datierung bekannt ist, zumal ohnehin nicht zu erwarten ist, dass sich Trajan für eine so alltägliche Profanarchitektur wie den Wohnungsbau – und sei dies auch die damals neuartige Form der großstädtischen Blockarchitektur – persönlich interessiert und engagiert hat. Deshalb interessieren in Ostia mit Blick auf Trajan weniger Bauten, deren Entstehung direkt oder in unmittelbarem Zusammenhang mit Trajans Initiative für den Ausbau des Hafens in Verbindung gebracht werden kann, sondern vor allem Gebäude, deren Entstehung auf den Bau dieses neuen Hafens zurückgegangen ist.
Abb. 47 Ostia. Ansicht des Hauses der Diana an der Straße mit den Balkonen
Dabei ist unstrittig, dass Ostia im zweiten Jahrhundert sein Gesicht maßgeblich zu Gunsten eines städtischen Zuschnitts verändert hat und von Trajans Initiative für den neuen Hafen bei Ostia zumindest indirekt der entscheidende Impuls ausgegangen ist für einen Ausbau dieser Stadt mit öffentlichen und privaten Bauten, |130| die administrativ genutzt oder für das Geschäftsleben und Wohnungen benötigt wurden. Dabei wurden in dem jetzt vorangetriebenen Bau großer Wohnblocks und Geschäftshäuser vor allem private und finanziell potente Bauherren aktiv, die in Investitionen für solche Immobilien die Chance zu gutem Gewinn sahen. Zugleich zeigen mehrere Baubefunde, dass dieses profitable Engagement noch über Trajans Lebenszeit hinaus für zusätzliche Jahrzehnte attraktiv genug war, um weiterhin das private Interesse an Neu-, Um- und Ausbau von Geschäftshäusern in Ostia wach zu halten. Auch deshalb stellt sich angesichts des Wohnungsbaus in Ostia nicht die Frage, wer zu welchen dieser Bauten vielleicht selbst den Anstoß gegeben hat, sondern vor allem die Frage nach den Folgen der durch Trajans Initiative begonnenen signifikanten Erneuerung dieser Stadt.
Abb. 48 Ostia. Haus der Diana. Grundriss
Besonders deutlich zeigt der als Haus der Diana bezeichnete Gebäudeblock (Abb. 47), der allgemein in spättrajanische oder in die unmittelbar daran anschließende Zeit der Antoninen datiert wird, die für Ostia aktuell gewordenen großen Wohn- und Geschäftshäuser. Sein ziemlich prominenter Standort liegt etwa 120 m nördlich vom Tiberufer im südwestlichen Teil des zentralen Stadtgebiets an |131| der Ecke zwischen der zum Tiber führenden Straße mit den Balkonen, der via dei balconi, und der als via di Diana bezeichneten Straße, die parallel zur Hauptstraße des decumanus maximus nach Westen bis zum Forum verläuft. Bereits der Standort und die Größe des Gebäudes, das mit einer 40,5m langen und 23m breiten Grundrissfläche (Abb. 48) von nahezu 1000 qm mehr als ein Viertel einer ganzen Insula einnimmt, lassen vermuten, dass es zu den anspruchsvolleren Bauten im Stadtzentrum Ostias gehörte. Das Gebäude selbst besteht aus vier Flügeln, zwischen denen ein zweigeteilter Innenhof liegt. Wahrscheinlich konnten seine 56 cm (ca. zwei Fuß) starken Wände mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Geschosse tragen. Da für das Erdgeschoss eine Raumhöhe von 3.50 m überliefert ist, wäre bei gleich hohen Räumen in oberen Geschossen angesichts der gesetzlich erlaubten Gebäudehöhe von maximal 60 Fuß (knapp 18 m) sogar eine viergeschossige Bauweise möglich gewesen. Unter der Voraussetzung, dass die Grundrisse der oberen |132| Geschosse jenen des Erdgeschosses entsprachen, könnte die Kapazität dieses Wohn- und Geschäftshauses insgesamt fast 90 Räume unterschiedlicher Größe und Qualität erreicht haben.
|131| Abb. 49 Ostia. Haus der Diana. Fassadenaufriss an der Dianastraße
Dabei liegt zwischen den vier Gebäudeflügeln ein zweigeteilter Innenhof, dessen eigentümliche Trennung in zwei Höfe vorerst kaum verständlich ist. Hierzu kann jedoch zumindest als Hypothese zur Diskussion
Weitere Kostenlose Bücher