Kaiser Trajan als Bauherr
Trajan gezeigt, wie er – von links nach rechts schreitend und wiederum von Lictoren und weiteren Personen begleitet – Alimenta für Kinder bedürftiger Familien aus Städten Italiens, die hier durch die Gestalten mehrerer, mit Stadtkronen ausgestatteter Göttinnen vertreten sind, verteilt. Vor dem Kaiser steht ein Tisch, zu dem in Not geratene Väter und Mütter mit ihren Kindern kommen, um eine Unterstützung zu erhalten. Diese Maßnahme geht auf die bereits von Trajans Vorgänger Nerva ins Leben gerufene „institutio alimentaria“ zurück, die im Sinne eines nachhaltig geförderten, sozialen Ausgleichs auch von Trajan übernommen worden ist. Es war dies ein Teil seines innenpolitischen Programms, mit dem er – wie eine zeitgenössische Schriftquelle bestätigt –
( Plinius d. J., Panegyricus 28.4 – 5
) – auch breite und eher unterprivilegierte Schichten des römischen Volkes erreichte. Dabei scheint das System, nach dem die Beschaffung und Verteilung dieser Gelder durchgeführt wurde, zwar ziemlich kompliziert gewesen zu sein, doch war es in seiner auf Dauerhaftligkeit ausgerichteten Konsequenz ebenso erfolgreich wie folgerichtig. Dabei sind die verteilten Mittel weder unmittelbar vom Kaiser noch von anderen Stiftern zur Verfügung gestellt worden und waren deshalb auch nicht von deren Belieben oder einem wechselnden Stand ihres Vermögens abhängig. Stattdessen ergaben sie sich aus dem Ertrag von Krediten, die an Bauern, Handwerker oder Kaufleute vergeben und mit 5 % verzinst worden sind. Offensichtlich wurde von diesen Krediten so reichlich Gebrauch gemacht, dass der hieraus erwirtschaftete Gewinn ausreichte, um zum Beispiel in einer normalen Kleinstadt ungefähr 300 Kindern eine Unterstützung von jeweils 15 Sesterzen pro Monat zukommen zu lassen, ein Betrag, der drei bis vier Tageslöhnen |115| eines Arbeiters entsprach für den sich bei einer täglichen Arbeitszeit von ca. 10 Stunden ein Stundenlohn von etwa ½ Sesterz ergibt. Versucht man dies in einer Gegenrechnung mit dem Wert heutiger Löhne zu vergleichen und stellt hierfür einen Stundenlohn von 10 Euro in Rechnung, dann entspräche ein römischer Sesterz etwa 20 Euro und die Alimenta von 15 Sesterz pro Kind und Monat einem Betrag, dessen Wert mit ungefähr 300 Euro vergleichbar wäre. Auch wenn solche Rechnungen nicht allzu wörtlich zu nehmen sind und nicht überstrapaziert werden dürfen, könnten sie als Hinweis auf die Größenordnung dieses sozialen Engagements des römischen Staates unter der Herrschaft Trajans brauchbar sein. Zumindest betont eine Szene wie in diesem Durchgangsrelief des Beneventer Ehrenbogens die Bereitschaft Trajans zu großzügiger Mildtätigkeit, durch die er sich mit Blick auf die Zukunft als Bewahrer und Förderer der Jugend in einer weiteren Kategorie kaiserlicher Tugenden und als ein Pater Patriae in des Wortes engerer Bedeutung profilieren konnte.
Abb. 44 Der Trajansbogen in Benevent. Südliches Durchgangsrelief mit der Darstellung Trajans bei der Verteilung der Alimenta
Gegenüber der Fülle an Bildschmuck und dessen anspruchsvoller Thematik tritt der Bogen selbst als Architektur fast in den Hintergrund. Zwar blieb deutlich, |116| dass er anlässlich des Baus der Via Traiana errichtet worden ist und seine feierliche Gestalt dies auch angemessen repräsentiert, doch diente er zugleich und nicht weniger dazu, ein ebenso anspruchsvolles und wie zum Ruhm des Kaisers breit angelegtes Bildprogramm zur Wirkung zu bringen. Es propagierte vor allem Trajans, von göttlichem Willen und eigenen Qualitäten be- und geleitetes Wirken, das für Rom überaus segensreich war und das hier zum eigentlichen Thema dieses Ehrenbogens geworden ist. Dies bestätigt zugleich die große Architravinschrift, deren Text jeden Hinweis auf ein besonderes Ereignis vermeidet, sondern ausschließlich den Kaiser und die ihn auszeichnenden Titel nennt. Offensichtlich wurde mit diesem Ehrenbogen in einem nur auf Trajan selbst zugeschnittenen Bildprogramm dessen von göttlichem Willen begründete und als segensreich gepriesene Herrschaft thematisiert, um ihn damit zugleich als den wahren und einzigen Optimus Princeps auch außerhalb Roms erkennbar und verständlich werden zu lassen.
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|117| Der Hafen und der Ehrenbogen
für Trajan in Ancona
Zusätzlich zum Straßenbau galten dem Ausbau und der Sicherung von Hafenanlagen Trajans besondere Aufmerksamkeit und gehörten zu den von ihm sehr großzügig geförderten Maßnahmen
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