Kaiser Trajan als Bauherr
Cassius Dio 68.7.1 )
. Offensichtlich konnte der Bau solcher Hafenanlagen vor Ort zugleich eine Neubauwelle nach sich ziehen, die im Ortsbild solcher Städte nachhaltig zur Wirkung kam. Dass dem Hafenausbau für Ancona eine besondere und zugleich innovative Bedeutung für diese Stadt und ihr Umland zukam, betont der am Hafen gleich einer Gründungsurkunde errichtete Ehrenbogen für diesen Kaiser. Trajan hatte hier an dem städtischen Vorgebirge eine nahezu 100 m lange und mehr als 11 m breite Mole bauen lassen, an deren Ende auf einem hohen Sockelbau dieser Trajansbogen als ein weit sichtbares Signal zu sehen war. Zugleich hat dieses Bogenmonument für die damalige Gegenwart und für zukünftige Zeiten die Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis in repräsentativer Form festgeschrieben. Zwar hat sich in folgenden Zeiten die dortige topographische Situation durch eine Versandung der Küste so nachhaltig verändert, dass der Ehrenbogen jetzt nördlich der heutigen Hafenmole steht, doch er selbst blieb weitgehend erhalten. Ursprünglich gehörte er zu einer Fortifikation, die Trajan mit einer gleichzeitigen Vergrößerung des Hafens als Schutz vor feindlichen Übergriffen hatte anlegen lassen.
Wie ein Aufriss (Abb. 45) von diesem gut 19 m hohen und etwas mehr als 10m breiten Ehrenbogens zeigt, kennzeichnet ihn ein 3 m weiter, mit einem Tonnengewölbe überdeckter Durchgang, den zwei starke Pylone flankieren, die eine mehr als 3m hohe Attika tragen. Die Pylone stehen auf einem knapp ausladenden, fast 3m hohen, verkröpften Sockel, dessen vier Ecken je eine 5.80m hohe, korinthische Halbsäule zugeordnet ist. Diese Halbsäulen fassen sowohl die Außenecken des Bogenmonuments als auch die Ecken des inneren Durchgangs architektonisch ein und tragen ein kanonisch mit einem Zweifaszienarchitrav und einem Friesband ausgestattetes, verkröpftes Gebälk korinthischer Ordnung, das in eine mächtige und erneut verkröpfte Attika mit breitem Mittelfeld und kleineren Seitenfeldern |119| überleitet. Auf diesen Feldern sind Inschriften erhalten
( CIL IX 5894
), in denen links außen Plotina Augusta in ihrer Rolle als die Gattin Trajans und an der gegenüber liegenden Seite die zur Gottheit erhobene Marciana, die bereits verstorbene Schwester des Princeps, genannt ist. Freilich ist nicht zu erkennen, aus welchem nennenswerten Anlass oder in welcher besonderen Absicht es zu diesen familiären Hinweisen auf Trajans Gattin und Schwester gekommen sein könnte, sodass es bei der eher allgemeinen Aussage bleibt, nach der es dynastischen Interessen des Kaisers entgegengekommen ist, mit diesem Ehrenmonument an Familienmitglieder der nächsten Verwandtschaft, die sogar in den Rang von Göttern aufgestiegen sind, zu erinnern.
|118| Abb. 45 Ancona, Trajansbogen. Aufriss
|119| Dagegen ist die ausführliche Inschrift in dem großen Mittelfeld der Attika informativer. Sie teilt mit, dass dieser Bogen vom Senat und dem römischem Volk zu Ehren Trajans errichtet worden ist, weil dieser zur Sicherheit von Schiffen, die hier anlegten, auf eigene Kosten den Bau dieses Hafens durchgeführt habe. Da in der Inschrift zusätzlich zum Namen des Kaisers sämtliche seiner damaligen Titel und Ehrenbezeichnungen, sowie die Ämter, die er zum Zeitpunkt der Errichtung dieses Ehrenbogens innehatte, ausdrücklich genannt sind, kann hieraus eine abgesicherte Datierung dieses Ehrenbogens ganz direkt für das Jahr 114 / 115 n. Chr. erschlossen werden. Dabei fällt auf, dass dies das gleiche Datum ist, das inschriftlich auch für die Errichtung des in seiner Form strukturell ähnlichen Ehrenbogens in Benevent genannt wurde (S. 109). Dabei muss auch die im Typus ihrer Architektur und in ihren Bauformen deutliche Verwandtschaft beider Bogenmonumente keineswegs verwundern, weil dies einer in solche Architektur übertragenen Sprache entspricht, deren Duktus offensichtlich dem Willen und Ansehen dieses Kaisers sichtbar Rechnung trug. Weshalb bei beiden Monumenten der Triumphbogen vom Forum Romanum, der von Domitian für seinen bereits früh verstorbenen Bruder Titus errichtet worden war, zum Vorbild genommen wurde, bleibt zwar eine offene Frage, doch könnten hierzu – abgesehen von der schechthin idealen Form es Titusbogens – sowohl Domitians bei den Soldaten gepflegtes Ansehen als auch die allgemeine Verehrung des als ein „Liebling des Menschengeschlechts“ bezeichneten
( Sueton
,
Titus 1.1
), aber früh verstorbenen Titus beigetragen haben. Zugleich ist
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