Kaiserkrieger 2: Der Verrat
Perfidität und Verdorbenheit in jenen fremden Besuchern, als es der äußere Anschein zeigt! Seid auf der Hut, und lasst Euch nicht von den süßen Worten dieser Fremden beeindrucken.«
»Es sind seine Taten, die mich beeindrucken sollen«, antwortete Gratian unbewegt. Dennoch stand in seinen Augen Zweifel. Ambrosius beherrschte sich, um seinen Triumph nicht offensichtlich werden zu lassen. Er war noch rechtzeitig gekommen. Noch konnte er seinen eigenen Einfluss dem häretischen Geschwätz der fremden Dämonen entgegenstellen. Doch er musste es Rheinberg gleichtun und voller Vorsicht vorgehen. Die Situation des Reiches war verzweifelt, Gratian klammerte sich an jede Hoffnung, und es schien in der Tat so, als könnten die Fremden die Gefahr durch die Goten eindämmen.
»Mein Imperator – lasst die Fremden ruhig gegen die Goten ziehen. Sie mögen Erfolg haben, wo Valens gescheitert ist. Aber dann, mein Herr, dann müsst Ihr wachsam sein.«
»Ich bin immer wachsam«, murmelte Gratian und seinem Gesichtsausdruck war nicht zu entnehmen, ob er dies für eine Tugend oder eine Last hielt.
»Natürlich«, beeilte sich Ambrosius zu bestätigen. »Aber hier geht es um mehr als nur um die politische Macht und das Eindämmen einer militärischen Bedrohung. Es geht letztendlich um das Seelenheil des gesamten römischen Volkes! Hier kann und soll uns kein Risiko zu groß sein, um zu gewährleisten, dass beim nahenden Ende aller Tage auch Rom bereit ist für das Urteil des Herrn.«
Gratian nickte. »Das stimmt, Eminenz, und ich wäre der Letzte, der Euch da widersprechen möchte. Ich werde Eure Worte erwägen. In jedem Falle wird es Euch freuen, dass ich den jüngeren Theodosius zum Feldherrn des Ostens ernannt habe, ich habe bereits nach ihm geschickt.«
Ambrosius' Gesicht hellte sich auf.
»Theodosius? Ein weiser Mann, voller Ehre wie auch von rechtem Glauben. Ein Römer, wie er das Reich nicht stolzer machen kann, vor allem nach den höchst bedauerlichen Vorfällen um seinen Vater. Eine ganz ausgezeichnete Wahl, mein Imperator!«
Gratian lächelte erfreut. »Danke, Eminenz. Ich bin froh, dass meine Entscheidung Euren Segen findet.«
»In der Tat.«
Gratian sah sich um.
»Wir haben noch einige militärische Dinge zu besprechen, mein Freund. Ihr seid sicher müde von der langen Reise und bedürft der Ruhe. Lasst uns dieses Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen.«
Ambrosius wusste, wann er erwünscht war und wann seine weitere Anwesenheit störend wirken würde. Er erhob sich und verließ unter Verbeugungen das Zelt.
Arbogast starrte ihm nach.
»Ein frommer Mann«, sagte er schließlich.
Gratian sah Richomer an. Jeder im Zelt wusste, dass der Offizier arianischer Christ war. Doch dieser blieb absolut ohne emotionale Regung und ließ nicht erkennen, ob ihn die Worte des Bischofs verletzt hatten oder nicht.
»Fromm ja, aber er verwechselt Politik und Religion in einem Maße miteinander, das seine Urteilsfähigkeit einzuschränken droht«, sagte nun Gratian selbst. »Er sieht Gefahren, wo es keine gibt, und die Chancen will er nicht erkennen.«
»So hört Ihr nicht auf ihn?«
Gratian sah Arbogast mit hochgezogenen Brauen an.
»Keineswegs. Ich werde absolut auf ihn hören. Er repräsentiert eine große Macht im Reich, eine Macht, auf die ich angewiesen bin. Ich glaube an Gott und seinen Sohn, Jesus Christus. Ich glaube, dass die Arianer im Irrtum sind und die Trinitarier die wahre Lehre vertreten. Ich denke auch, dass wir die alten Kulte und anderen Religionen zu lange und zu großzügig toleriert haben.«
Er hielt für einen Moment inne.
»Darüber hinaus glaube ich, dass das Reich sich in einer schweren Stunde befindet. Ich glaube, dass die Idee Konstantins, aus dem Christentum das einigende Band zu machen, das das Reich zusammenhält, gescheitert ist. Ich glaube, dass ich Leute wie Symmachus und Richomer brauche, wenn ich das Reich erhalten und festigen möchte. Ich glaube, dass ich Kaiser von Rom bin und das gewisse Verpflichtungen mit sich bringt und ich möglicherweise nicht die Freiheit habe, allzu sehr meinen persönlichen Vorlieben zu frönen.«
Er maß die anwesenden Offiziere mit einem langen Blick.
»Ich glaube außerdem, dass es historische Entwicklungen gibt, an denen man nicht vorbei kann. Was mir Rheinberg über mein Ende erzählt – gefällt und verraten, Opfer eines Usurpators –, habe ich oft und lange genug in der Geschichte meiner Vorgänger nachlesen dürfen. Ich würde dieses
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