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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Schicksal gerne vermeiden. Dafür muss ich gewisse Dinge tun und werde andere zulassen, und nicht alles davon wird die Zustimmung des Ambrosius finden.«
    Sein Blick verengte sich.
    »Wenn man mit einem ehrlosen Tod in nicht allzu ferner Zukunft konfrontiert wird, verändert das den Blick auf das eigene Leben und lässt einen die Prioritäten anders setzen. Und die erste Priorität ist ein Sieg im Osten.«
    Gratian wandte sich Arbogast zu.
    »Ihr werdet in zwei Tagen mit einer ausgesuchten Einheit und Beckers Männern aufbrechen. Lasst ihm das taktische und strategische Kommando, geht aber kein persönliches Risiko ein. Berichtet mir regelmäßig. Ich werde noch eine Weile in Sirmium bleiben, dann aber werde ich nach Ravenna gehen, mir dieses Schiff genau ansehen. Schon länger trage ich mich mit dem Gedanken, die Stadt zu meiner Residenz zu machen, vielleicht ist dies ein guter Anlass.«
    Arbogast stand auf und verbeugte sich.
    »Es wird geschehen, wie Ihr befehlt, Augustus!«
     

 
     
4
     
    »Irgendwas stimmt da nicht«, murmelte von Klasewitz und legte seinen Kopf zur Seite. Seit Volkert sich nächtens davon gemacht hatte, war der Erste Offizier ausgesucht schlechter Laune gewesen. Als ihm zu Ohren gekommen war, dass er nicht alleine, sondern höchstwahrscheinlich mit dieser Senatorentochter verschwunden war, hatte seine Stimmung ihren absoluten Tiefpunkt erreicht. Weder Köhler noch Behrens konnten es ihm übel nehmen, beide hielten die liebestrunkene Entscheidung des Fähnrichs zur Desertion für lebensgefährlich, unüberlegt und letztendlich schlicht selten dämlich, wenngleich Köhler noch bereit war, einiges dem Ungestüm der Jugend und, wie er es umschrieb, den »Wallungen körperlicher Säfte« zuzuschreiben. Auch bei von Klasewitz war einiges in Wallung und das bis heute, als die Saarbrücken schließlich unter dem Kommando Joergensens wieder in Ravenna eingetroffen war. Die Tatsache, dass sich ihre Wachen jedoch beharrlich weigerten, sie zurück auf das Schiff zu lassen, obgleich dies die Vereinbarung gewesen war, wurde von den Geiseln eher unterschiedlich bewertet: Köhler und Behrens waren sich einig, dass es nur mit einer politischen Veränderung in Ravenna zu tun gehabt haben konnte, während von Klasewitz die Überzeugung vertrat, dass Rheinberg einen dummen Fehler begangen hatte und sich daher der Wind drehte. Was auch immer den Tatsachen entsprechen mochte, etwas war definitiv anders.
    Doch niemand wollte mit ihnen reden.
    Für von Klasewitz war dies besonders frustrierend. Der Einladung des Petronius folgend, war er in einen Teil der ravennischen Gesellschaft eingeführt worden, die ihm besonders gut behagte. Die Gottesdienste, die er besucht hatte, waren ihm immer noch sowohl vertraut wie auch fremd erschienen. Doch der Freiherr war in jedem Falle hoch beeindruckt gewesen. Was ihm am meisten imponiert hatte, war diese tiefe religiöse Überzeugung gewesen, die mit brennender Kraft das nahende, ja fast unmittelbar bevorstehende Jüngste Gericht erwartet, vielleicht sogar herbeigesehnt hatte. Es war diese Inbrunst, die er selbst oft vermisst hatte und dieses Gefühl hatte eine Saite in ihm berührt, die er so bisher nicht gekannt hatte. Dazu kamen dann die anschließenden Gespräche, vor allem mit Petronius, aber auch anderen Kirchenoberen, mit Vertretern der städtischen Kurie, mit Senatoren der christlichen Fraktion. Ihm war die Verderbtheit, die im Römischen Reich herrschte, mit großer Wortgewalt und sehr eindringlich vor Augen geführt worden, die Sünden, in denen das Imperium unterzugehen drohte, die Schismen und Apostasien, die es zerrissen. Von Klasewitz wusste ziemlich genau, dass kein Jüngster Tag bevorstand, ebenso, wie er recht genau wusste, was mit Westrom in wenigen Jahrzehnten passieren wurde. Und genauso wie Rheinberg sah er die Notwendigkeit, dies zu verhindern – nur, und das wurde ihm mit jedem Tag klarer, auf eine ganz andere Art und Weise, als es der Kapitän vorhatte. Keine falsche Toleranz und Duldung abwegiger Meinungen war die Lösung, keine Kooperation mit zivilisatorisch niedrig stehenden Völkerschaften und Stämmen, sondern allein die reinigende Kraft wahren Glaubens sowie eine starke, führende Hand, die neuen Patriotismus in das Reich einpflanzt – zur Not auch mit Gewalt und gegen alle möglichen Widerstände.
    Petronius sprach zu ihm, wie andere zu ihm sprachen. Sie hießen ihn willkommen und öffneten seine Augen mehr und mehr für die irrigen Annahmen,

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