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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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die ersten Zelte errichtet wurden. Männer bemühten sich lärmend in einer benachbarten Baumgruppe um das Abholzen für die Stämme der Lagerpalisade. Dabei wurde zur Ermunterung laut und deutlich gesungen, und da die Treffsicherheit der Äxte offenbar unter dem langen Marsch gelitten hatte, hallten wiederholt Flüche sowie wüste Beschimpfungen der zuständigen Dekurios bis hier hinauf. Es war ein wunderbares Spektakel, nicht zu überhören und letztlich auch nicht mehr zu übersehen.
    Becker schaute den Hügel hinab, nachdem er seinen sanft geschwungenen Gipfel erklommen hatte. Secratus war zu seinen Männern zurückgekehrt, doch Africanus und Arbogast hatten sich zu dem Deutschen gesellt.
    Die Infanteristen hatten sich ausgezeichnete Stellungen ausgesucht. Oberleutnant von Geeren hatte mit scharfem Auge Felsenformationen für die MG-Schützen gewählt, auf denen das Dreibein des MGs sicheren Stand haben würde. Die ganze Hügelseite war durch die Kompanie bedeckt, ab einer Höhe von etwa sechs Metern über der vor ihnen liegenden Ebene. Das dicke Gebüsch und die Felsbrocken dienten als hervorragende Deckung, und solange die Männer sich flach auf den Boden legten, würde niemand etwas von ihrer Anwesenheit bemerken. Beckers einzige Befürchtung war nun, dass trotz der Umsicht des Secratus doch noch ein gotischer Späher den Aufstieg und die Positionierung der Deutschen hat beobachten können. Zwar würde er auch nicht mehr berichten können, als dass etwa hundert Männer in seltsamen Uniformen und bewaffnet mit ebenso seltsamen Stöcken den Hügel hinaufgelaufen waren, aber die Tatsache ihrer bloßen Existenz mochte einem gotischen Unterführer, der nicht völlig auf den Kopf gefallen war, durchaus zu denken geben.
    Becker ließ sich, bewaffnet mit seinem Feldstecher, auf den Boden nieder, stützte sich hinter einigen hohen Grasbüscheln auf und fixierte die Ebene vor sich. Die Römer machten immer noch ein großes Aufheben um die Errichtung ihres Lagers und nur Becker erkannte von seiner Seite, dass alle Arbeitenden die Waffen griffbereit hatten und sich bei ihrer Beschäftigung nie weiter als zwei oder drei Meter von ihnen entfernten. Die aufgestellten Wachen wirkten aufmerksam, waren aber angewiesen worden, die heranrückenden Feinde nicht sofort zu bemerken, was ihrem professionellen Ethos offenbar widersprochen hatte; jedenfalls hatte der Legat diesen Teil des Planes mehrfach eindringlich wiederholen müssen.
    Dann richtete er das Okular weiter gen Osten. Die feine Linie der sich vorsichtig nähernden Goten sprang in sein Gesichtsfeld. Becker schürzte die Lippen. Der Feind war noch gut fünf Kilometer entfernt und damit bereits ganz wunderbar in Reichweite der MGs. Doch der Sieg sollte absolut werden. Die Goten mussten heranpreschen und gut im Schussfeld der gesamten Kompanie operieren, damit dann das passieren würde, was Becker bisher in den Planungen eher höflich umschrieben hatte: ein Gemetzel.
    Der Hauptmann wappnete sich. Es lag wenig Ehre darin, einen völlig überrumpelten und überraschten Gegner niederzumähen. Andererseits ging es hier nicht um Ehre, es ging um ihr Überleben, und zwar vor allem das langfristige.
    Becker legte den Feldstecher beiseite und suchte das Gesicht von Geerens. Der Oberleutnant, etwa drei Meter weiter unter ihm in einer ähnlichen Haltung, schaute ihn wohl schon länger erwartungsvoll an. Becker schüttelte den Kopf. Sein Stellvertreter nickte. Die Deutschen würden erst auf ausdrücklichen Befehl feuern.
    Direkt neben von Geeren hockte Oberfeuerwerker Thannfeld. Er hatte sein Gewehr vor sich liegen und bohrte sich in den Ohren. Seine speziellen Dienste waren hier nicht gefragt. Becker war sich sicher, dass dies bei ihrem Aufeinandertreffen mit dem gotischen Hauptheer anders verlaufen würde.
    Doch jetzt galt es, diese Schlacht zu gewinnen.
    Erneut führte Becker den Feldstecher vor seine Augen. Die dunkle Linie der Goten löste sich jetzt in Details auf. Becker fand die Schätzung des Spähers konservativ. Der Haufen umfasste sicher mehr an die 1.000 Reiter, wenngleich eine Zählung schwer zu bewerkstelligen war. Es gab jetzt kein Zurück mehr – die Goten ritten nun zunehmend schneller auf den Hügel zu und die römischen Wachen hatten die Erlaubnis erhalten, den Feind zu bemerken –, aber die Chance, dass jemand dem Gemetzel entkommen würde, war nun deutlich gestiegen. Becker blieb nichts anderes übrig, als die Barbarenreiter wirklich nahe herankommen zu

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