Kaiserkrieger 2: Der Verrat
verankern.«
»Oh ja. Das Reich muss zwei zentrale Probleme lösen: Transport und Kommunikation. Ersteres kann größtenteils durch eine Flotte von Dampfschiffen gelöst werden, nicht so weit entwickelt wie die Saarbrücken , aber schnell, hochseetauglich und von großer Tragfähigkeit. Und für den Bereich Kommunikation habe ich auch schon einige Ideen.«
»Ihr benötigt ein Amt. Mehrere Ämter. Und eigentlich seid Ihr somit auch ein Opfer der diokletianischen Reformen, denn Ihr müsstet sowohl ein militärisches wie auch ein ziviles innehaben, das es Euch ermöglicht, dies alles zu tun.«
Rheinberg dachte einen Moment darüber nach, dann jedoch schüttelte er den Kopf. »Das wird nicht nötig sein. Es macht keinen Sinn, die Reformen wieder aufzuheben. Es ist nicht grundsätzlich falsch, zivile und militärische Karrieren voneinander zu trennen, das befördert Professionalität in beidem. Nein, ich denke, wenn es tatsächlich um die Besetzung von Ämtern geht, wird es eine andere Lösung geben müssen. Ich würde ein ziviles Amt anstreben, um die notwendigen Veränderungen zu veranlassen. Was den militärischen Teil angeht … warten wir ab, wie sich Becker gegen die Goten empfiehlt!«
Symmachus nickte. »Jetzt macht Ihr Euch Gedanken. Wie weise. Verschwendet noch einiges mehr an Kraft darauf.«
»Einen hohen, zentralen Posten für Euch würde ich auch für erstrebenswert und möglich halten.«
Der Senator lachte und hob abwehrend die Hände. »Keine Posten! Wie entsetzlich, allein die Vorstellung! Anstrengender Staatsdienst, nervenaufreibende Verpflichtungen! Keine Zeit mehr für die feinen Dinge des Lebens, die kulturellen Genüsse! Oh nein, Rheinberg, seht mich bitte nur dann für ein Amt vor, wenn Ihr mich furchtbar strafen wollt. Ich kann mir nichts Entsetzlicheres vorstellen als solch eine Perspektive! Vade retro!«
Rheinberg hörte der Rede des Symmachus lächelnd zu. Nicht, weil er ihm sein Entsetzen nicht abnahm, sondern weil er wusste, dass der Senator nichts als die Wahrheit sprach.
Auf Symmachus würde er hier nicht bauen können.
24
Thessaloniki war groß. Schon während ihres Rittes durch die Stadt, bei dem sie von den Bewohnern mit großen Augen bestaunt wurden, kamen die Deutschen nicht umhin, zurückzustaunen. Was in ihrer Zeit nur noch in Ruinenform vorhanden war, stand hier als neues Gebäude und der Glanz der Stadt als kaiserliche Residenz strahlte zwischen dem Trubel sowie der bedrückenden Stimmung hervor. Der Galeriusbogen war eines der ersten beeindruckenden Gebäude, lag er doch direkt an der Via Egnatia. Und der Kaiserpalast, in dem sie den Heermeister Flavius Victor zu treffen gedachten, war erst vor rund 60 Jahren fertiggestellt worden, ebenfalls von jenem Kaiser Galerius, der Thessaloniki in den Stand einer Kaiserresidenz erhoben hatte. Parallel daneben lag das Hippodrom, die große Rennbahn. Becker musste an sich halten, den Bürgern der Stadt in die Augen zu blicken, denn wenn er einen Fehler machte, würden viele von ihnen Todgeweihte sein.
Theodosius würde, zum Kaiser gekrönt, in Thessaloniki eine seiner schwärzesten Stunden erleben, mit einem Aufstand gegen ihn. Der Kaiser, für seine plötzlichen Launen bekannt, würde die Massenhinrichtung von 7.000 Bürgern in eben jenem Hippodrom anordnen. Später würde er seine Tat bereuen, doch zu spät. Ein Grund mehr, den neu ernannten Feldherren des Ostens nicht zum Kaiser werden zu lassen. Nichts warf ein deutlicheres Schlaglicht auf jenen Herrscher, den die Historiker später als »den Großen« bezeichnen würden.
Flavius Victor, der Überlebende der beiden östlichen Heermeister, erwartete sie am Hauptportal des Palastes. Die ganze Stadt war voller Soldaten, hatten hier doch die Reste des oströmischen Heeres Zuflucht gefunden. Und den Gesichtern der Soldaten war die Stimmung anzusehen: Die Niederlage vor Adrianopel steckte allen noch in den Knochen. Der Kontrast zur Einheit, die mit den Deutschen eingetroffen war, konnte nicht größer sein. Nach dem Sieg über die gotischen Haufen vor einigen Tagen war die Stimmung auf ihrem Höhepunkt angekommen. Für die Römer des Arbogast war eines klar: Der Sieg gehörte ihnen, so oder so.
Flavius Victor schien davon noch nicht überzeugt. Dennoch ließ seine Begrüßung es nicht an Herzlichkeit fehlen. Als die Ankömmlinge versorgt worden waren, bat er Becker, Arbogast und einige seiner eigenen Unterführer zu einer Besprechung. Becker hielt sich vorerst zurück
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