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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Jahrhunderten in der Überzeugung, dass die hervorstechende Qualität eines Imperators sein muss, seine Truppen ins Feld zu führen und siegreich aus den Kämpfen gegen Barbaren und andere Feinde hervorzugehen. Alles, was darüber hinausgeht, wird als sekundäre Tugend angesehen. Das hat sich mit den Reformen des Diokletian noch verschärft, denn die Trennung von Militär- und Zivilverwaltung hatte zur Folge, dass viele neue Imperatoren zwar militärische Erfahrungen gesammelt hatten, aber keine in allen anderen wichtigen Dingen der Verwaltung. Darüber hinaus wurde erfolgreichen Männern aus dem nichtmilitärischen Bereich mehr oder weniger die Chance genommen, jemals den Purpur zu tragen. Und dann haben wir einen Thronfolger wie Gratian: sehr jung, zu jung, wie manche sagen. Ausgebildet in den schönen Künsten, ein großer Freund der Rhetorik, alles geschuldet einem sicher vorzüglichen Lehrer, dem geachteten Ausonius. In der Orthodoxie unterwiesen, schon sehr früh. Er hat in seiner gesamten Jugend keine andere als die trinitarische Lehre vermittelt bekommen – ich will hier gar nicht einmal von den traditionellen Religionen sprechen, deren höchster Repräsentant er ja eigentlich sein soll und formal auch immer noch ist. Seine mangelnde militärische Erfahrung sorgte vor allem für zwei Konsequenzen: Hohe Generäle missachten seine Befehle, weil sie den Imperator nicht für fähig halten, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und Gratian selbst neigt stark dazu, sich allzu sehr auf seine Heermeister zu verlassen, anstatt selbst Erfahrungen zu sammeln und sich das Ansehen seiner Truppen zu verdienen. Es hilft auch nicht, dass er massenweise Rhetoriker und Gelehrte an den Hof holt und wohlgesetzte Reden von größerer Wichtigkeit sind als militärische Fragestellungen.«
    Symmachus seufzte erneut.
    »Nicht, dass ich etwas dagegen einzuwenden hätte. Etwas mehr Feinsinn und etwas weniger Brachialität könnten dem Reich nicht schaden. Aber so funktioniert der Hof nicht. So funktioniert Rom nicht.«
    »Also ist Gratian sich seiner selbst noch nicht sicher?«
    »Er ist sich einiger Dinge durchaus sicher, etwa seines Glaubens. Ambrosius und Ausonius haben da ganze Arbeit geleistet, und dies wird nicht mehr umkehrbar sein. Muss es ja auch gar nicht. Solange Gratian seine Orthodoxie nicht in Fanatismus umschlagen lässt und der Fanatismus nicht zu Intoleranz führt, und solange er den Staat nicht als Instrument zur Verfolgung geistlicher Interessen missbraucht, so lange soll der Imperator glauben, an was er auch immer glauben möchte. Doch Euren Schilderungen entnehme ich, dass Gratian exakt auf dem Weg ist, diesen Fehler zu begehen.«
    Rheinberg schaute versonnen auf die zunehmend wellige Meeresoberfläche. Am Horizont zeichnete sich bereits die Landlinie Italiens ab. Er holte tief Luft.
    »Ich hoffe, er wird ihn nicht begehen. Gratians Wankelmut in diesen Fragen kann sich auch zu unserem Vorteil entwickeln. Er muss nur entsprechender Beeinflussung unterliegen. Wenn er sich auf der einen Seite seines Glaubens sicher ist, auf der anderen Seite aber auch erkennt, dass es nicht notwendigerweise zu seinen Pflichten als Herrscher gehört, seinen Glauben allen Untertanen aufzuzwingen, anstatt der Einheit des Reiches zu dienen, dann wäre das exakt die Balance, die ich gerne erreichen würde. Und wenn er dann zu dem Schluss käme, den östlichen Thron nicht an Theodosius zu geben, sondern selbst die Gesamtherrschaft im Reich anzutreten – dann wäre die Grundlage für ein längeres Überleben des Reiches gelegt und man könnte sich den wirklichen Problemen zuwenden.«
    Symmachus sah Rheinberg interessiert an.
    »Welche wären das?«
    »Die Vandalen von der Eroberung Afrikas abzuhalten und die Hunnen anzugreifen, ehe sie sich den Grenzen Roms zu sehr genähert haben. Ich könnte die Liste noch etwas ausweiten, aber ich denke, das sind mittelfristig die beiden wichtigsten Punkte.«
    Der Senator nickte. »Hört sich an, als ob große Herausforderungen gemeistert werden müssen. Und welche Rolle wird Trierarch Rheinberg dabei spielen?«
    Der forschende Blick des Senators konfrontierte Rheinberg mit der Erkenntnis, dass er sich über diesen Teil des Szenarios noch gar nicht so viele Gedanken gemacht hatte. Die Ratlosigkeit musste ihm anzusehen gewesen sein, denn Symmachus lächelte verständnisvoll.
    »Darüber solltet Ihr wirklich nachdenken. Ich vermute, so manches Eurer modernen Technologie wollt Ihr im Reich

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