Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
Vom Netzwerk:
machen, ist Rom noch sicher, wenn es uns schon nicht mehr gibt. Und ich habe schon das Gefühl, dass wir hier Familien gründen werden, oder sehe ich das völlig falsch?«
    Er erwartete und erhielt keine Gegenrede. Niemand erwähnte Volkert. Als Rheinberg von dessen Desertion erfahren hatte, war er für einige Momente außer sich gewesen. Es schien nicht passend, ihn darauf anzusprechen, dass es anscheinend genau das »Familien gründen« gewesen war, was der Fähnrich im Sinn gehabt hatte.
    »Dann wäre das soweit klar. Morgen möchte ich, dass das Schiff zum Auslaufen klargemacht hat. Renna hat die römischen Seeleute ebenfalls für morgen versprochen. Wir sollten keine Zeit verlieren.«
     

 
     
27
     
    Godegisel sah Agiwulf an. Er wünschte sich, er könnte behaupten, der Mann würde seinen Blick erwidern, aber das war schwer. Agiwulf, ein ansonsten schmächtiger, ja fast dünner Krieger, dessen aus Fellen geschneiderte und selbst für einen Goten ausgesprochen grobe Kleidung um seine Knochen schlotterte, hatte ein martialisches Gesicht. Ein Auge fehlte völlig, und Agiwulf hielt es keinesfalls für nötig, die tiefe, vernarbte Höhle abzudecken. Das andere Auge zitterte und schaute permanent in verschiedene Richtungen, auch, wenn das Gesicht des Mannes dem Adligen zugewandt war. Agiwulf galt als völlig durchgedreht, spätestens, seit er bei einem Kampf gegen die heranrückenden Hunnen mehrmals eins auf den Kopf bekommen hatte. Er sprach oft zusammenhangloses Zeug, sabberte beim Essen und Trinken wie ein Schwein und lief nachts, anstatt zu schlafen, durch die gotischen Lager und »bewachte« sein Volk vor den »dunklen Geistern«. Der einzige Grund, warum ihn noch niemand von seinem Leid erlöst hatte, lag wohl darin, dass er im Kampf absolut furchtlos war, immer an vorderster Front ritt, genau wusste, wohin und wie er sein Schwert zu führen hatte, und in der Lage war, Befehle zu verstehen und auszuführen. Da man ihn außerdem nicht füttern musste und er eigenständig seine Notdurft verrichtete, hatte man sich mit ihm abgefunden.
    Godegisels Blick wanderte von Agiwulf zu den anderen neun Männern. Einige sahen ähnlich derangiert aus wie der Einäugige, andere hielten sich besser, doch allen war gemeinsam, dass man sie unter den Goten für verrückt hielt. Es waren Ausgestoßene, alle ohne Familie oder Angehörige, oder, sollten sie noch welche haben, von diesen verleugnet. Keiner hatte ein Weib oder Kinder, zumindest keine, von denen man wusste. Der mächtige Bilimer, der nur aus gigantischen Fettwülsten zu bestehen schien und bei jeder Bewegung schnaufte, hatte wahrscheinlich nie eine Frau besessen. Er galt als zurückgeblieben, kaum mehr als ein Kind, doch besaß er eine nahezu überwältigende Kraft und ihm fehlte jedes Verständnis für Gefahr oder die eigene Verletzlichkeit. Ervig hatte während des Trecks nach Rom seine Familie verloren und war darüber vor Gram fast zerbrochen. Der muskulöse Krieger, der trotz der Kälte nur eine einfache Tunika trug, führte ein asketisches Leben, aß nur das Nötigste und sprach mit niemandem. Im Kampfe war er von eiskalter Präzision. Es war, als suche er den Tod, doch habe die Absicht, so viele von denen mitzunehmen, die er offenbar für das Ende seiner Familie verantwortlich machte, wie er nur konnte. Ein undurchsichtiger Mann, der von allen gemieden wurde und jeden mied. Und da war schließlich Rechiar, der Reiter, der mit seinem Pferd verwachsen zu sein schien, mehr noch, als es der fanatischste Hunne sein konnte. Er lebte auf seinem Pferd, er aß dort und schlief, er würde dort Kinder zeugen, wenn eine Frau jemals Gefallen an der verwachsenen, buckligen Gestalt finden sollte. Er sprach mit den Pferden, mehr als andere Reiter, billigte ihnen eine höhere Intelligenz und Einsicht zu als den Menschen. Rechiar war gebildet, konnte lesen und schreiben, und wenn er seinem Tier aus der Bibel vorlas, fanden sich oft noch andere Zuhörer, die der Rezitation lauschten, vom Reiter völlig ignoriert. Es gab Leute im Lager, die ihn für einen Heiligen hielten, doch die meisten erachteten die verwinkelte, hässliche Gestalt als verrückt, und das hatte ihn beinahe schon automatisch für Godegisels Truppe qualifiziert. Rechiars Glaube, dass sein Leben unverletzlich sei, solange er sich nur auf einem Pferderücken aufhielt, machte ihn hinreichend furchtlos und daher zum idealen Kandidaten für die Mission des Adligen.
    »Ihr folgt meinen Befehlen. Ihr haltet Eure Augen

Weitere Kostenlose Bücher