Kaiserkrieger 2: Der Verrat
offen. Ihr kämpft, wenn ich es sage, und rennt, wenn ich es sage. Wir müssen mehr erfahren und wir dürfen uns nicht ablenken lassen. Ist das klar?«
Es gab verschiedene Reaktionen. Jene, deren Verstand noch am klarsten waren und die sich nicht scheuten, auch mal etwas zu sagen, brummten in unterschiedlicher Lautstärke Bejahendes. Einige andere nickten oder grinsten. Agiwulf sabberte. Bilimer biss in einen Apfel. Godegisel wertete das als Zustimmung.
Es blieb ihm auch nicht viel anderes übrig.
Er zog sein Pferd zu sich heran, bereit aufzusteigen. Jeder seiner Männer war beritten, dennoch würden sie nicht allzu schnell vorankommen. Denn Bilimer hatte zwar auch ein Tier, das ihn zu tragen imstande war, aber es war ein massiges, schwerfälliges Pferd, das seinem Besitzer auf erstaunliche Weise glich. Es vermochte den Fetten fortzubewegen, aber über Geschwindigkeit musste man nicht allzu lange nachdenken. Godegisel war das soweit recht: Er hatte es zwar eilig, war aber gleichzeitig zum Erfolg verdammt. Würde er ohne wichtige Informationen zurückkehren, dann konnte er gleich dem gotischen Lager fernbleiben. Sorgfalt war ihm wichtiger als Eile und Bilimer war nicht nur furchtlos und kräftig, er besaß auch hervorragende Augen. Godegisel wollte auf ihn nicht verzichten.
Es dauerte dementsprechend, ehe sie sich auf den Weg gemacht hatten. Sie lenkten ihre Pferde in Richtung Thessaloniki, denn es war anzunehmen, dass die höchst beunruhigende Verstärkung sich dort zum Sammelpunkt der restlichen Armee begeben würde. Informationen über die Dämonen zu erlangen, war somit am ehesten in der Provinzhauptstadt möglich. Bei der Gelegenheit würden Godegisel und seine Männer auch die Vorhut des gotischen Hauptheeres bilden, das sich mit deutlich langsamerer Geschwindigkeit ebenfalls auf die Stadt zu bewegte, denn Fritigern hatte immer noch die Absicht, hier erneut die Schlacht anzubieten. Godegisel erwartete nicht, dass die Römer dieses Angebot annehmen würden – sie würden sich hinter den Mauern verschanzen, wohl wissend, dass diese für die Goten uneinnehmbar waren. Aber die Unterführer murrten und der Richter war zum Handeln gezwungen.
Es würde Tage dauern, bis Godegisels kleiner Trupp die Gegend der Stadt erreicht hatte. Dennoch mochte es sein, dass sie auf dem Wege auf Späher oder Patrouillen der Römer trafen. Sie hatten sich daher zu tarnen begonnen, den Pferden römisches Zaumzeug angelegt, sich wie heruntergekommene Kaufleute herausgemacht. Die Tatsache, dass sie Pferde besaßen, machte sie zu reichen Männern, doch Godegisel wollte den Eindruck erwecken, dass sie nur noch den Abglanz früheren Wohlstandes bei sich trugen, Opfer dieses Krieges und der gotischen Plünderungen waren. Godegisel selbst sowie Rechiar sprachen einigermaßen gutes Griechisch und würden sich leicht verständlich machen können. Der Adlige hoffte aber, dass es nicht nötig sein würde, ihre Tarnung auf die Probe zu stellen. Er würde es vorziehen, möglichst unbeachtet bis in die Nähe der Stadt vorzudringen.
Was dann zu tun war, würde von der Situation abhängen. Godegisel hatte sich darüber zwar Gedanken gemacht, aber keinen Plan zurechtgelegt. In die Stadt einzudringen würde wahrscheinlich das vielversprechendste Vorgehen sein, und da immer noch Flüchtlinge von überall her hinter die Stadtmauern eilten, mochte es ihnen sogar gelingen, sich unter diese zu mischen, wenn die Situation günstig war. Ansonsten blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf die Lauer zu legen und zu hoffen, dass die Dämonen auftauchten und ihre Fähigkeiten preisgaben, sodass die gotischen Späher darüber würden berichten können.
Godegisel richtete sich auf eine langwierige und potenziell sehr frustrierende Mission ein.
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Becker richtete sich auf eine lange und frustrierende Diskussion ein, doch er wurde angenehm überrascht. Als Flavius Victor ihn zu sich rufen ließ, fand er im Arbeitszimmer des Heermeisters auch General Arbogast sowie einige weitere Offiziere der römischen Armee vor. Er selbst hatte diesmal von Geeren mitgebracht, obgleich dieser noch jeden Abend über Latein- und Griechischlektionen schwitzte. Auf Bitten Beckers hatten die Römer Thessaloniki nach einigermaßen begabten Lehrern abgegrast und eine illustre Runde von rund 20 Männern präsentiert, die ihr Geld offenbar mit Schulstunden verdienten. Einen hatte Becker für die Offiziere reserviert und den Rest auf die Truppe losgelassen, was bei
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