Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Grüße!«, sagte der Mann etwas atemlos.
»Und?«
»Der Befehl zum Angriff wird um 8:30 Uhr gegeben, sollte Maximus nicht den ersten Schritt machen.«
»Danke! Wir sind bereit.«
Der Mann nickte, warf sich wieder auf sein Reittier und stob davon.
Von Geeren blickte auf die Uhr. Noch eine Neuerung für die römische Schlachtfeldtaktik: Rheinberg hatte auf der Saarbrücken alle funktionierenden Uhren einsammeln lassen, ob nun am Arm getragen oder an einer Kette. Es war eine ordentliche Zahl zusammengekommen. Einige davon waren an wichtige Offiziere der Römer verteilt worden, die sich über die Exaktheit der Zeitmessung sehr erfreut gezeigt hatten. Seitdem wurden taktische Befehle mit Zeitangaben versehen, die unmissverständlich waren. Es erleichterte die Koordination immens, wenngleich der Vorteil mit Beginn einer Schlacht sofort rapide abnahm. Das größte Problem blieb die Schlachtfeldkommunikation, bei der man auf Melder und akustische Signale angewiesen war. Dahms hatte vorgeschlagen, weithin sichtbare Flaggensignale einzuführen, mit einem Mast auf dem Feldherrnhügel, sodass der Feind die Signale nicht oder nur schwer deuten konnte. Leider war man damit nicht fertig geworden, bevor es nun zu dieser Schlacht gekommen war. Also waren die Flötisten und Trompeter wieder am Zuge, und deren Signalfolgen waren Maximus wohlbekannt. Keine Möglichkeit zur Überraschung hier.
Von Geeren winkte seinen Leutnants zu. Die nickten nur. Alle wussten Bescheid. Der Hauptmann sah, wie der MG-Schütze in seiner Nähe ein letztes Mal den Sitz des Patronengurtes prüfte und sich dann förmlich in die mächtige Waffe hineinlegte, das Ziel fest im Auge. Andere Infanteristen, in selbst gegrabenen Schützenpositionen, um dem gelegentlichen Pfeil oder anderen Wurfgeschossen nicht schutzlos ausgeliefert zu sein, hielten es ähnlich. Von Geeren hatte den Befehl gegeben, wo möglich, Offiziere der Feinde ins Visier zu nehmen. Sie waren eindeutig an ihren Uniformen und vor allem den Helmen gut zu erkennen. Je mehr es davon erwischte, desto schwieriger würde es für den Feind sein, den eigenen Angriff sinnvoll zu koordinieren.
Von Geeren wollte dieses aber auch nicht überbewerten. War die Schlacht erst einmal richtig im Gange, ging es nur noch nach vorne und Einheiten hatten die Tendenz, sich im Gewirr der Schlacht aufzulösen. Gute Führer spielten dann sicher noch eine wichtige Rolle, aber nicht mehr die wie zu Beginn des Gemetzels.
Dennoch wurde jeder kleine Vorteil gerne genommen.
Und dann, als wäre es nicht ausreichend vorher angekündigt worden, schreckte von Geeren zusammen, als er das Trompetensignal hörte. Er hätte auf die Uhr sehen sollen, ermahnte er sich.
»Ziele anvisieren!«, rief er laut und die anderen Offiziere gaben den Befehl weiter. Er war an sich unnötig – die Männer taten seit einer halben Stunde nichts anderes –, aber er kündigte an, dass sogleich der nächste Befehl folgen würde.
In Maximus’ Armee kam Bewegung. Die Männer Gratians dagegen blieben stehen, und das aus gutem Grund: Sie wollten nicht in die Feuerlinie der Infanteristen geraten. Von Geeren hob den Feldstecher und runzelte die Stirn. Ein ganzer Flügel der gegnerischen Armee hatte die Marschrichtung geändert. Tausende von Soldaten marschierten entschlossen … auf ihn zu.
»Feuer! Feuer!«, brüllte er, lauter als nötig.
Die Infanteristen gehorchten. Ein ohrenbetäubender Lärm ertönte, als die Gewehre und MGs ihre tödlichen Geschosse auf den Weg schickten. Von Geerens Augen klebten am Okular. Er sah Legionäre fallen, förmlich niedergemäht, Bilder, die ihn an Thessaloniki erinnerten. Doch dann sah er, wie viel mehr zu Boden sanken, als getroffen sein konnten, und er fühlte, wie in ihm gleichzeitig Furcht wie auch Respekt spürbar wurde.
Die Legionäre, wie ein Mann, fielen in Deckung, legten sich flach ins Gras.
Und dann robbten sie, beinahe als hätte sich ein gigantischer Teppich in Bewegung gesetzt, mit verbissener Langsamkeit auf die Stellung der Deutschen zu.
Ja, die Infanteristen trafen. MGs pflügten durch die Reihen der Angreifer. Schreie der Getroffenen hallten über das Feld. Die Angreifer leisteten einen großen, schmerzhaften, grausamen Blutzoll.
Doch er war nicht halb so groß, als wenn die Legionäre weiter aufrecht auf sie zumarschiert wären. Von Klasewitz hatte die Männer des Maximus gut instruiert. Sie würden große Verluste erleiden, aber es würde geschehen, was von Geeren insgeheim befürchtet
Weitere Kostenlose Bücher