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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Autoren: Dirk van Den Boom
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Maschinengewehren nicht weit helfen. Stattdessen hatte von Klasewitz, sehr zur anfänglichen Belustigung der unterwiesenen Römer, gezeigt, was zu tun war, wenn die Waffen der Zeitenwanderer losschlugen: sich flach auf den Bauch werfen, so eng wie möglich an den Boden pressen und dann, wenn sich die Salve von der eigenen Position fortzubewegen schien, auf dem Bauch weiter in Richtung des Feindes zu robben, um ein möglichst kleines, im Gebüsch oder höherem Gras bestenfalls nicht sichtbares Ziel darzustellen. Er hatte es ihnen demonstriert, doch sie hatten es erst begriffen, als er damit begonnen hatte, mit seinem Gewehr Schüsse über ihren Kopf hinweg abzugeben. Dann hatte sich ihre Lernbereitschaft rapide erhöht.
    »Wenn die Instruktionen, die ich gegeben habe, gut umgesetzt worden sind«, setzte der Freiherr fort, »dann sollten die Männer wissen, was zu tun ist, wenn sie unter Feuer geraten. Ich kann einem Kavalleristen nicht sagen, er soll vom Pferd steigen und sich hinlegen, vor allem, weil er danach wahrscheinlich kein Pferd mehr haben wird, das er wieder reiten kann. Nein, lassen wir die Kavallerie aus dem Spiel. Sie wird uns hier nichts nützen. Ein entschlossener Vormarsch der Legionäre, die auf Handgranatenreichweite herankommen müssen, und das von mehreren Seiten gleichzeitig – das ist unsere Taktik.«
    Von Klasewitz hatte sich nicht ereifert. Seine Anmerkungen waren von kalter Präzision gewesen. Andragathius und Maximus konnten sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Mann wusste, wovon er sprach. Schließlich war es der Comes, der nickte und sagte: »Das überzeugt mich. Andragathius, wir schichten die Legionen entsprechend um. Führe bereits jetzt eine Truppe um die Stellungen der Gegner herum, damit sie rechtzeitig angreifen können. Reite Störangriffe mit der Kavallerie, um die feindlichen Späher zu irritieren oder, noch besser, auszuschalten. Aber keine Reiterei im direkten Angriff gegen die Stellungen der Zeitenwanderer. Wir setzen das Gros der Hilfstruppen am anderen Ende des Schlachtfeldes ein.«
    »Sehr gut«, kommentierte von Klasewitz. »Die Feinde haben eine wichtige taktische Entscheidung getroffen, die uns jetzt entgegenkommt: Ihre Infanterie ist an einer Stelle konzentriert. Der Vorteil ist, dass man von dort einen großen Schaden anrichten kann und ein eindeutiges Schussfeld hat. Auch ist man schwerer zu überwältigen, wie wir feststellen werden. Der gravierende Nachteil ist die mangelnde Flexibilität. Die Reichweite der MGs ist erheblich, ja, und auch die Gewehre bestreichen das ganze Schlachtfeld. Dennoch werden die weiter entfernten Teile unserer Legionen deutlich weniger unter dem Beschuss der Feinde leiden. Dort werde ich auch das Feuer unserer Kanonen konzentrieren. Wir müssen die eine Flanke halten und uns langsam auf die Stellung der Zeitenwanderer zuarbeiten, mit der anderen müssen wir offensiv vorgehen.«
    Der Freiherr skizzierte das Szenario auf der Karte. Er hatte dieses Argument schon so oft vorgebracht, doch er wurde nicht müde, es erneut zu wiederholen. Natürlich verfolgte er damit noch ein weiteres Ziel: Seine Geschütze mussten ihre Wirksamkeit und ihren Sinn in der Schlacht überzeugend unter Beweis stellen. Von ihrer Effektivität hing die weitere Stellung des Freiherrn im Machtgefüge des Maximus ab. Daher wollte er seine Artillerie so gut wie möglich einsetzen, um an Prestige und Einfluss zu gewinnen. Sein Ziel musste es sein, neben Andragathius mindestens als gleichwertiger Heerführer anerkannt zu werden.
    Die Besprechung dauerte nicht mehr lang. Die Grundlinien des Vormarsches waren klar und die Aufstellung der Legionen beinahe abgeschlossen. Schließlich verabschiedete sich von Klasewitz, trat aus dem Feldherrenzelt in den taufrischen Morgen und marschierte sogleich auf seine Artilleriestellungen zu. Er bemühte sich, Zuversicht und Selbstbewusstsein zu verbreiten, wenngleich auf seine eigene, eher herrische Art. Dass da Zweifel an ihm nagten, verbarg er, so gut er konnte. Eine Schlacht, das hatte er während seiner Ausbildung gelernt, war absolut unvorhersehbar, hatte sie erst einmal begonnen und ihre eigene Dynamik entfaltet. Das galt umso mehr für diese hier, wo bisher ungewohnte und ungeübte Elemente in die Gleichung einbezogen wurden. Das war normalerweise das Rezept für heillose Verwirrung und Probleme bei der Koordination. Es war aber auch die Chance, eine neue taktische Doktrin zu etablieren und ihre Wertigkeit
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