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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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meisten?«
    Andragathius’ Gesichtsausdruck bekam etwas Lauerndes. Dann grinste er. »Ich denke, da ließe sich etwas arrangieren …«
    Von Klasewitz grinste zurück.
        
     

7
     
    Godegisel ahnte, wie er aussah.
    Für einen Moment blieb er stehen, schaute auf seine verdreckten Stiefel hinab. Der beständige Regen lief ihm den Nacken hinunter, doch fast nahm er dies schon nicht mehr wahr. Seine Kleidung war völlig durchnässt und verdreckt, nach mehreren Tagen im Freien, ohne jeden Schutz vor der Witterung und getrieben von der Angst, verfolgt zu werden.
    Er musste sich eingestehen, dass er keine Verfolger erblickt hatte.
    Dennoch marschierte er unentwegt weiter. Er vermied die großen Straßen, die die Städte miteinander verbanden und meist über Militärposten verfügten. Wer wusste, welche Nachricht die Verräter, die Mörder des Valens, verbreitet hatten. Ein flüchtiger gotischer Rebell, ein gewalttätiger Barbar, der sofort zu ergreifen und zu töten sei? Möglich war es.
    Godegisel war sich sicher, dass nicht einmal seine Mutter ihn in seinem derzeitigen Zustand wiedererkannt hätte. Sein Bart war verwildert und ungepflegt. Seine Haare klebten an seinem Kopf und schimmerten. Seine Haut wirkte fahl und seine Wangen eingefallen. Viel hatte er in den letzten Tagen nicht essen können. Hier und dort hatte er sich von dem ernährt, was die Natur ihm bot. Nur mit einem Schwert bewaffnet, ließ es sich nicht leicht jagen und seine Fähigkeiten als Fallensteller waren begrenzt – außerdem hatte er nicht die Zeit, darauf zu warten, dass ihm ein Hase willig entgegenlief, um sich als Mahl zu präsentieren. Beeren und Früchte hatte er zu dieser Jahreszeit vergeblich gesucht. Von einem Gehöft hatte er frisches Brot gestohlen, das jemand zum Abkühlen in das offene Fenster gestellt hatte. Es war das beste Mahl seit Langem gewesen, doch nunmehr auch schon wieder zwei Tage her.
    Wasser gab es genug – Gott segnete Gallien mit einem Dauerregen, nicht sehr intensiv, aber beständig, der alles durchdrang und die Feldwege, die der junge Gote benutzte, zu beinahe unpassierbaren Matschstrecken machte. Durst war das Einzige, an dem Godegisel nicht litt. Doch der bohrende Hunger, der sich schmerzhaft meldete und zu seinem Begleiter geworden war, schwächte ihn mit jedem Schritt mehr. Er fühlte sich an die Ankunft seines Volkes an der römischen Grenze erinnert, vor einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit erschien und doch keine zwei Jahre her war. Auch damals waren sie alle sehr hungrig gewesen, erschöpft von der Flucht vor den Hunnen. Hunger war Godegisel wohlbekannt, und er hatte das Gefühl inbrünstig zu hassen gelernt.
    Er würde bald etwas essen müssen. Wenn nicht, konnte er seinen Weg nicht fortsetzen.
    Seinen Weg.
    So ganz sicher war sich der junge Gote nicht darüber, wohin ihn dieser eigentlich führte. Maximus und die Seinen hatten großen Einfluss und würden ganz sicher ihre Männer an wichtigen Schaltstellen platziert haben. Godegisel wusste nicht, wem er sich anvertrauen konnte. Letztlich blieb ihm kaum eine Wahl: Entweder er konnte direkt mit dem Kaiser sprechen, was er für eher unwahrscheinlich hielt, oder er kehrte zu Fritigern zurück, zu seinem Volk, und ließ die Dinge ihren Lauf nehmen. Doch Godegisel war kein Narr: Ganz Rom würde unter dem Bürgerkrieg leiden, der unweigerlich ausbrechen würde, sobald Maximus seinen Plan in die Tat umsetzte.
    Der Lauf der Dinge konnte sich dann für sein Volk als ausgesprochen unangenehm erweisen, vor allem dann, wenn sich herumsprechen würde, dass Valens die Schlacht von Adrianopel überlebt und von den Goten an die Feinde Gratians ausgeliefert worden war. Godegisel wollte Fritigerns Plan verfluchen, sagte sich aber selbst, dass er die Gelegenheit zum Widerspruch hatte verstreichen lassen, als sich ihm die Möglichkeit dazu geboten hatte.
    Dann also …
    Natürlich konnte er direkt mit den Zeitenwanderern Kontakt aufnehmen.
    Godegisel fühlte sich nicht recht wohl bei dem Gedanken.
    Es war sein Schwert gewesen, das einen der Führer der Zeitenwanderer getötet hatte. Er war dafür nicht bestraft worden und durfte nach dem Abschluss des Friedensvertrages zu den Seinen zurückkehren, doch es wäre dumm anzunehmen, dass man sich nicht genau an ihn erinnern würde.
    Andererseits: Wenn der Gote, der einen Führer der Zeitenwanderer getötet hatte, nun kam und vor großer Gefahr warnte – würde das nicht bei einem klugen und verständigen Mann wie dem neuen

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