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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Betonung gestellt, fast geschäftsmäßig. Godegisel wunderte sich über seine eigene emotionale Reaktion, spürte plötzliche Scham in sich.
    »Nichts. Ich war das nicht. Ich streifte durch den Wald auf der Suche nach Essbarem. Ich fand deinen Vater hier liegen, er war bereits tot. Sieh selbst. Ich habe ihn nicht angerührt. Er ist nicht verletzt.«
    Sie schaute den Leichnam wieder an, schien ihn jetzt das erste Mal richtig bewusst wahrzunehmen. Sie machte einen Schritt nach vorne, erinnerte sich an die Kanne in ihrer Hand, stellte sie unbeholfen ab. Ein weiterer Schritt, dann beugte sie sich über den leblosen Leib, betrachtete ihn eingehend.
    Dann wieder der Blick in Godegisels Gesicht. Traurigkeit immer noch, aber etwas weniger Hoffnungslosigkeit. Das war es zumindest, was der Gote sehen wollte.
    »Es kann sein, dass du recht hast«, murmelte sie. »Er war krank, mein Vater. Der ständige Husten. Doch der Meiler musste beaufsichtigt werden und ich sollte zum Markt, die Kohle verkaufen. Seit Mutter tot ist …«
    Godegisel nickte nur. Dann wies er auf den Meiler.
    »Der brennt gleich. Wir sollten …«
    Er musste gar nichts mehr sagen. Die junge Frau drehte sich sofort um, nahm ein Werkzeug zur Hand, betrachtete den Meiler mit fachmännischem Blick und begann, einige der Öffnungen im Bauwerk zu schließen, die Luftzufuhr zu verringern und damit die Feuergefahr einzudämmen. Godegisel sah ihr einige Minuten dabei zu, betrachtete den schlanken, fast dürren Körper, wie er sich, die Muskeln angespannt, entschlossen und konzentriert um den Meiler bewegte. Dann gesellte er sich wortlos zu ihr, ebenfalls eine bronzene Schaufel in Händen, und tat, wie sie ihm hieß. Zwanzig Minuten, dreißig vielleicht, kämpften sie um die Holzkohle im Meiler, deren Wert die junge Tochter, nun auf sich allein gestellt, sicher einige Wochen würde ernähren können.
    Dann hielt die junge Frau inne, wischte sich rußgeschwängerten Schweiß von der Stirn und sah den Goten an. War da ein gewisses Maß an Anerkennung, ja Dank in ihrem Blick?
    Godegisel mochte sich täuschen.
    Dann standen sie wieder vor dem Leichnam des Vaters. Als die Tochter den Körper an den Schultern ergriff und Godegisel auffordernd ansah, nahm dieser die Füße und sie schleppten den Leib fort. Die junge Frau hatte eine bemerkenswerte Kraft und kannte sich hier ausgezeichnet aus. Nur mit gelegentlichen Blicken hinter sich führte sie den Goten, verbunden durch den Leichnam, einen schmalen Pfad entlang bis zu einer grob gezimmerten Hütte, die auf einer weiteren Lichtung stand. Dann ließ sie den Körper zu Boden gleiten. Godegisels Blick folgte dem ihren. Etwas entfernt von der Hütte erkannte er einen einfachen Grabstein, aus Sandstein gehämmert, das krude Abbild eines Meilers hineingemeißelt. Keine Schrift. Godegisel vermutete, dass der Vater ihn für die verstorbene Frau hergestellt hatte – und dass er weder lesen noch schreiben konnte und es daher bei einem einfachen Bild belassen hatte. »Wir begraben ihn dort.«
    Es war keine Frage gewesen, mehr eine Feststellung. Ob die junge Frau nun weiterhin annahm, der Gote sei für den Tod des Vaters verantwortlich, und nun versuchte, sein schlechtes Gewissen auszunutzen, solange es ging – oder ob sie schlicht gar nichts mehr erwartete, erhoffte, sondern einfach Dinge tat und jede Hilfe akzeptierte, die ihr gegeben wurde, vermochte Godegisel nicht zu ermessen.
    Er tat einfach, wie sie.
    Es war ein formloses, aber nicht unwürdiges Begräbnis. Godegisel sagte nichts, er blieb schweigend neben der nunmehr frischen Grabstätte stehen. Die Familie des Köhlers waren Christen gewesen, wie er nun feststellte, denn die Tochter holte ein Holzkreuz aus der Hütte und stellte es auf den Grabstein und sprach ein Gebet, soweit er das Gemurmel deuten konnte. Sie band den Mann nicht darin ein.
    Godegisel vermutete, dass die nächste Gemeinde ziemlich weit entfernt war und sich die Tochter eine richtige Begräbniszeremonie schon aus Kostengründen ersparen wollte. Der Gote sagte ein stummes Gebet, aus Respekt vor der Tochter.
    »Der Meiler!«, sagte sie schließlich. »Wir müssen nach ihm sehen.«
    Widerstand regte sich in Godegisel. Er war nicht hierher gekommen, um die Arbeit eines Köhlers zu tun. Für ihn standen größere Dinge auf dem Spiel.
    »Es ist Suppe da«, ergänzte die Frau mit Blick in sein hungriges Gesicht. »Brot und Käse. Cervisia. Ich teile mit dir.«
    Das war ein Argument, dem der junge Mann nichts

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