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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Gote war kein glücklicher Mann.
    Er hörte hinter sich das Geräusch eines Karrens. Er hielt inne, sah sich um, erblickte ein klappriges Gefährt mit einem ebenso wackelig aussehenden Esel davor und einer verhutzelten Gestalt auf dem Bock. So unbedrohlich wie möglich hob der Gote die Arme, signalisierte eine Bitte.
    Der Karren blieb stehen. Die zusammengesunkene Gestalt blickte ihn aus der Tiefe einer zugezogenen Kapuze an, sagte nichts, wies auf den leeren Platz neben sich. Godegisel lächelte, nickte, schwang sich nach oben und kauerte sich ebenso zusammen wie sein Gastgeber.
    Dieser war ebenso schweigsam, wie er hilfsbereit war.
    Godegisel war das nur recht.
        
     

16
     
    Der Weg nach Trier war lang und beschwerlich gewesen. Während der gesamten Reise hatte Rheinberg viel, vielleicht zu viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Wegen eines erneuten Kälteeinbruches war die Fortbewegung zu Pferd wenig angenehm gewesen. Das Klima verhielt sich nicht so, wie der Deutsche es vom Mittelmeerraum her kannte. Es war kühler und trockener. Daher war es wenig verwunderlich, dass die Ernteerträge sanken und man stark auf die Getreidelieferungen aus dem nördlichen Afrika angewiesen war. Rheinberg kannte sich nicht gut aus, was das Wetter anging, doch es erschien ihm nicht völlig abwegig, dass das ungewöhnliche kalte und trockene Klima etwas mit dem Niedergang Roms zu dieser Zeit zu tun haben musste. Bei aller Macht war das Römische Reich letztlich bloß ein Agrarstaat und seine Fähigkeit, etwas zu gestalten, hing extrem von den Ernteerträgen ab. Und so fielen zwei Entwicklungen zusammen und verstärkten sich gegenseitig: Die beendete Expansion und die wenigen Feldzüge außerhalb der Grenzen schnitten langsam den Zufluss von Sklaven ab, sodass es zum Arbeitskräftemangel kam – und das trockene Wetter, dessen negative Konsequenzen auf den Ernteertrag eigentlich nur durch eine Ausweitung der Anbauflächen kompensiert werden konnten, verstärkte die Problematik nur noch.
    Rheinberg versuchte, durch die graduelle Abschaffung der Sklaverei die Produktion zu steigern, was aber letztlich nur mit einer Landreform einhergehen konnte. Zu dieser waren viele Besitzende noch nicht bereit, und zwar auch solche nicht, die sonst als Unterstützer Gratians galten. Rheinberg konnte es sich nicht leisten, diese unnötig vor den Kopf zu stoßen. Stattdessen sah er eine Chance in der Mechanisierung der Landwirtschaft. Die Dampfkraft bot dafür gute Möglichkeiten, vor allem für umfassende Bewässerungssysteme, ebenso für die effektive Nutzung der Wasserkraft. Dahms arbeitete Tag und Nacht und erschloss sich dabei Wissensgebiete, die er als Marineingenieur bisher noch nicht hatte betreten müssen. Er scharte eine ständig wachsende Anzahl gescheiter Römer um sich, viele davon aus Alexandria, dem wissenschaftlichen Zentrum des Reiches. Seine Ideen wirkten auf begabte Zeitgenossen ansteckend und er tat alles, um sie zu verbreiten. Dahms ging geschickt vor, wie Rheinberg fand: Dort, wo er Potenzial in seiner Gruppe entdeckte, ermunterte er es. Wer Verbesserungsvorschläge machte, die dem Ingenieur aufgrund seiner mangelnden Kenntnisse über die bereits existierenden Technologien entgangen waren, stand bei ihm hoch im Kurs. Die Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen war etwas, was für viele Römer, selbst für die mit Vorbildung, eher neu war. Rheinberg hoffte nur, dass der Ingenieur sich nicht in einer zu großen Anzahl von Projekten verzettelte – und mit seinen eigenen Kräften nicht zu großen Raubbau betrieb. Bei seinem Besuch im »deutschen Dorf« hatte er auch sehen können, dass das Trockendock für die Saarbrücken fertiggestellt worden war. Den Kreuzer auf Kiel zu legen und gründlich neu zu streichen, war einer der Pläne, die ebenfalls auf Dahms’ völlig überladenem Schreibtisch lagen. Rheinberg wünschte sich, zehn Stück von der Sorte des Ingenieurs zu haben. Ach was, zwanzig. Hundert. Archimedes hatte einst gesagt, dass er die Welt aus den Angeln heben könne, wenn man ihm nur einen festen Punkt für seinen Hebel gäbe. Dahms war so ein Hebel, und hier, an dieser Stelle, war der Punkt, an dem er zum Einsatz kam – wenngleich er sich selbst wohl anders beschreiben würde.
    An den Ingenieur zu denken, gehörte zu den angenehmeren Themen, die Rheinberg im Kopf umhergingen. Die Last der Herausforderungen war für den jungen Mann manchmal schwer zu tragen, trotz aller Hilfe, die er bekam. Er war dabei, die Geschichte zu

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