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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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ihr Blick müde von durchwachten Nächten. Ihre Schönheit schien trotz ihrer Jugend bereits zu verblassen, aufgefressen durch das entbehrungsreiche Leben, das sie gelebt hatte. Eine Blume, die schnell verwelkte, und die nun, da sie wieder alleine war, noch schneller verderben würde. Sicher, sie würde versuchen, sich über Wasser zu halten, doch durfte sie den Besitz ihres Vaters formal nicht erben. Ihr größter Schutz war die Abgeschiedenheit ihres Lebens, die Tatsache, dass sie seit Jahren alle Besorgungen und Verkäufe für ihren Vater erledigt hatte und für eine Weile niemand ihn vermissen würde.
    Godegisel hätte ihr anbieten können, mit ihm zu gehen.
    Er war mehrmals kurz davor gewesen.
    Sie hätten einiges an Habseligkeiten und die letzte Ladung Holzkohle verkaufen können, was ein schönes Reisegeld erbracht hätte.
    Aber er hatte es nicht gesagt.
    Und Pina hatte nicht gefragt.
    Godegisel wusste, warum er dieses Angebot nicht geäußert hatte. Es war aus Angst geschehen, vor allem aus Angst davor, dass Pina, die Hoffnungsvolle, die Erschöpfte, durch ihn in einen politischen Strudel gezogen worden wäre, der ihren Tod oder zumindest die vollständige Enttäuschung all ihrer Wünsche und Träume bedeutet hätte. Ja, er ließ sie zurück, aber nicht, weil er sie nicht bei sich haben wollte, sondern weil er sich nicht sicher war, ob er sie nicht in den Tod führen würde.
    Er hätte auch einfach bleiben können.
    Er hatte es nicht gesagt. Pina hatte es ihm mehrmals angeboten.
    Es ging nicht einmal darum, dass er kein Köhler sein wollte. Der junge Mann traute sich manches Handwerk zu und hatte auf seiner langen Reise, geflohen vor den Hunnen, vieles gelernt. Aber da war dieses Gesicht, das ihn in seinen Träumen heimsuchte: das von Valens, dem Kaiser Ostroms, und dann der Leib eines dicken, aufgeblähten, alten Legionärs, der, ohne zu zögern, sein Leben für den alten Kaiser hingab, genau wissend, dass dieses Opfer nichts mehr ändern würde. Und dann die Gewissheit, dass Valens’ Tod nicht ohne jeden Sinn bleiben durfte. Gott hatte ihn nicht an diesen Ort geführt, damit er sich jetzt aus den Dingen heraushielt, die sich hier entwickelten. Godegisel spielte eine Rolle, das fühlte er, wenn er auch nicht wusste, was für eine.
    Wenn er sie gespielt hatte, so nahm er sich vor, würde er hierher zurückkehren und nach Pina suchen. Vielleicht ihren Traum erfüllen.
    Er versprach es ihr nicht. Sie würde ihm nicht glauben. Pina war keine Frau, die Versprechungen eines dahergelaufenen, abgerissenen Goten vertraute. Sie dachte praktisch. Sie weinte nicht.
    Ihm war zum Heulen.
    Auch ein Grund, warum er sich nicht umdrehen wollte.
    Und so marschierte er eine gute Stunde durch die Trampelpfade des Waldes, bis er an eine Straße kam, die Richtung Süden verlief. Er trug trockene Kleidung, die einst Pinas Vater gehört hatte. Feste Stiefel, ein wenig zu groß, auch aus dem Besitz des Verstorbenen. Einen Beutel, gefüllt mit wenigen Vorräten. Er hatte nicht mehr nehmen wollen, obgleich er sich alles hätte nehmen können.
    Doch er wollte tatsächlich zurückkehren.
    Auch, wenn die Köhlerstochter ihn vielleicht in diesem Augenblick bereits aus ihren Gedanken verbannt hatte.
    Er wollte sie nicht vergessen, so viel war er ihr schuldig.
    Er fühlte sich schlecht.
    Der ermüdende und monotone Marsch die Straße entlang half nicht, ihn abzulenken.
    Godegisel hatte für sein Alter bereits viel erlebt. Er hatte viele Menschen getötet und war nicht auf jeden Kampf stolz. Er erinnerte sich an einen römischen Zenturio von der Leibgarde des Valens, den er, ohne zu zögern, niedergemacht hatte, vor schon fast einer Ewigkeit. Er sah dessen überraschtes Gesicht, die jäh zerstörte Hoffnung, immer noch vor sich. Er war vom gleichen Schlag gewesen wie Belucius, der ebenfalls für seinen Kaiser gefallen war. Godegisel hatte sich zwischen dem Treffen mit diesen beiden so ähnlichen wie unterschiedlichen Männern offenbar sehr verändert. Der Tod des Zenturios damals erschien ihm nun in einem anderen Licht. Er verspürte so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Er mochte dieses Gefühl nicht sonderlich.
    Doch das war alles nichts gegen das, was er empfand, wenn Pina sich wieder in seine Gedanken schlich.
    Fast wäre er umgekehrt.
    Fast, nur fast.
    Doch unerbittlich lenkten ihn seine Schritte weiter gen Süden, auf einer Mission, die er auch der Frau nicht hatte erklären können, die nunmehr seine Gedanken beherrschte.
    Der junge

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