Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Faust auf den Tisch. »Das verdanken wir Ambrosius und seinen Kumpanen!«
Gratian hob eine Hand. »Wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Der Bischof hat sich nicht erklärt. Zwar weisen Indizien auf ihn hin, aber es gibt keine Beweise. Ich weiß, was dieser Gote behauptet hat, und ich muss es in Erwägung ziehen. Aber er ist auch derjenige, der meinen Onkel entführt und Maximus ausgeliefert hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ihm zu trauen ist. Ambrosius ist nirgends in Erscheinung getreten, sondern weilt in Mailand und kümmert sich um Angelegenheiten der Kirche.«
Richomer schüttelte den Kopf. »Mein Augustus, Eure Vorsicht in allen Ehren, und auch ich weiß darum, dass Ambrosius eine wichtige und einflussreiche Persönlichkeit ist – aber gerade deswegen ist er ja so gefährlich. Er hat unmissverständlich deutlich gemacht, was er von unserer Allianz mit den Zeitenwanderern hält, und wir sollten das ernst nehmen. Maximus ist als treuer, ja fanatischer Trinitarier bekannt, er gehörte schon immer in das Lager des Ambrosius. Sie kennen sich gut. Dass jetzt die Priester aufrührerische Reden halten und Vorwürfe erheben, passt viel zu sehr in das Bild eines sorgsam ausgearbeiteten Aufstandes, als dass es ein reiner Zufall sein könnte.«
»Das stimmt!«
Alle Köpfe drehten sich zur Tür. Ein erschöpfter, staubbedeckter Rheinberg betrat den Raum, legte Helm und Mantel achtlos beiseite und schritt entschlossen auf den Tisch zu. Gratian nickte ihm nur zu. Rheinberg lächelte dem erleichterten von Geeren entgegen, dann stützte er seine Fäuste auf den Tisch, ohne sich hinzusetzen. Er blickte in die Runde.
»Ich vermute, Sie alle haben bereits die richtige Strategie für einen Gegenangriff diskutiert.«
»Wir sind uneins. Richomer und Malobaudes sind für eine defensive Strategie, um Zeit zu gewinnen und unsere Legionen zu verstärken, Arbogast und ich sind für ein entschiedenes Vorgehen.«
»Ihr seid der Imperator«, erinnerte Arbogast Gratian mit einem leicht tadelnden Unterton.
»Der Imperator würde gerne die Meinung des Magisters Militium hören«, entgegnete Gratian und sah Rheinberg auffordernd an.
»Meine Meinung ist ganz klar: Wir müssen angreifen, und das so schnell wie möglich.« Er sah Richomer und Malobaudes an. Der jüngere Mann, frisch befördert, schüttelte sachte den Kopf, schien sich aber damit abfinden zu wollen, dass sich die Stimmung gegen die von ihm vorgeschlagene Strategie verschoben hatte. Malobaudes jedoch gab die Schlacht noch nicht geschlagen.
»Bei allem Respekt, Heermeister …« Rheinberg gefiel nicht besonders, wie der Mann seinen Titel betonte. »Aber Ihr habt noch keine römische Legion in den Kampf geführt. Ihr wisst wenig über unsere Vorgehensweise. Eure Stärke mag die überlegene Kampfkraft Eurer Wunderwaffen sein und ich bin der Letzte, der die damit verbundenen Vorteile abstreitet. Aber wir reden hier über einen regulären, traditionellen Feldzug, mit bewährten strategischen Regeln, die unsere Vorfahren …«
»Das Problem ist aber, dass es eben kein traditioneller Feldzug mehr ist!«, unterbrach Rheinberg ihn mit Ungeduld in der Stimme. »Was die Vorfahren gelehrt haben, ist nur noch von begrenztem Wert. Maximus hat das offenbar schnell begriffen und die richtigen Maßnahmen ergriffen, indem er sich die Dienste des Meuterers versichert hat.«
»Das wissen wir nicht mit Sicherheit«, wand Malobaudes ein. »Die Berichte …«
»Sind lückenhaft. Und wir wissen mit Sicherheit, dass von Klasewitz bei den Aufständischen ist. Ich kenne ihn gut. Bei all seinen Makeln ist er ein ausgezeichneter Artillerieoffizier mit großer Sachkenntnis in diesem Bereich. Er wird diese spezielle Kenntnis Maximus zur Verfügung gestellt haben, wahrscheinlich im Austausch für das Versprechen, mindestens das Kommando über die Saravica zurückzuerhalten. Er kann Kanonen bauen. Da weiß er Bescheid. Hat er die notwendigen Hilfskräfte und Materialien bekommen, wird er sich mit Feuereifer auf diese Aufgabe gestürzt haben. Und wäre ich Maximus, dann hätte ich meine Waffen so weit wie möglich verborgen, ehe ich sie bei meiner ersten Schlacht zum Einsatz bringe – um genau das zu erreichen, was ihm offenbar bei Euch gelungen ist: Verwirrung zu stiften.«
Wenn Malobaudes über den darin enthaltenen stillen Vorwurf erbost war, zeigte er es nicht. Tatsächlich schien er sich dieses Argument sorgfältig zu überlegen. Jedenfalls seufzte er schließlich auf und legte die
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