Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
und wir dürfen auch keine Zeit mit unnötigen taktischen Manövern verschwenden. Wir dürfen nicht schwach erscheinen. Wenn wir zu lange zögern, werden weitere sich auf die Seite des Maximus schlagen.«
Er wandte sich an seine Offiziere und wirkte entschlossener denn je.
»Wir müssen eine schnelle und eine eindeutige Entscheidung zu unseren Gunsten herbeiführen. Wir dürfen uns nicht auf einen endlosen Feldzug mit einer Vielzahl von Schlachten und damit auch Verwüstungen einlassen. Keiner von uns, weder Maximus noch ich, haben großartige Reserven. Die Armeen des Ostens sind nach dem Einfall der Goten weiterhin nur ein Schatten ihrer selbst. Ich habe die Legionen Westroms, und die habe ich nur ein einziges Mal. Wenn mich die Niederlage Valens’ vor Adrianopel etwas gelehrt hat, dann, dass man seine Truppen nicht wegwerfen darf. Aber gleichzeitig wird uns zu große Vorsicht den Sieg kosten. Die Dynamik der Entwicklung ist auf Maximus’ Seite. Wir müssen ihm das nehmen, und das so schnell wie möglich. Dann werden sich die Wankelmütigen wieder auf unsere Seite stellen, haben wir das Momentum und werden wir diesen Bürgerkrieg schnell und so schmerzlos wie möglich beenden.«
Gratian sah sich um. Niemand schien ihm zu widersprechen wollen, bis Richomer die Hand hob. Der Imperator nickte ihm zu und setzte sich wieder.
»Augustus … ich hatte die wenig erfreuliche Aufgabe damals, Eure Vorhut zu Valens zu führen und selbst miterleben zu dürfen, wie dieser die gesamte Armee des Ostens in den Untergang geführt hat.«
»Ich weiß.«
»Ich möchte wirklich darauf drängen, die Vorbereitungen so gründlich wie möglich zu machen. Ihr habt sicher recht, dass die Armee des Ostens erst wieder im Aufbau ist. Aber wenn wir uns defensiv verhalten und zumindest jene Truppenteile heranziehen, die wir in Thessaloniki haben, würden wir unsere Chancen auf den Sieg erhöhen. Seit Thessaloniki kennen diese Soldaten die Art und Weise, wie die Waffen der Zeitenwanderer wirken. Sie werden sich nicht durch die Legionäre der Deutschen irritieren lassen und auch, wenn die Aufständischen über Kanonen verfügen, werden sie nicht wie panische Hühner davonrennen. Wir können diesen harten Kern erfahrener Männer gut gebrauchen, sie behalten die Nerven und sie sind den Zeitenwanderern und vor allem Rheinberg gegenüber sehr loyal. Ich schlage daher vor, dass wir die westlichen Truppen in Richtung Osten verlegen, die Einheiten aus Thessaloniki uns auf halbem Wege entgegenkommen und wir dann die von Euch genannte Entscheidungsschlacht suchen.«
Gratian hatte sich den Vortrag Richomers mit ausdruckslosem Gesicht angehört. Es war ihm jedoch anzumerken, dass alles in ihm dem Vorschlag des Generals widerstrebte. Dennoch hielt er sich mit einem direkten Kommentar zurück.
»Ich bin der gleichen Meinung wie Richomer hier«, erhob nun Malobaudes das Wort. »Wir dürfen nichts überstürzen. Egal, ob wir jetzt losmarschieren oder nicht, das Einzige, was wir riskieren, ist, dass sich gallische Truppen Maximus anschließen werden. Das wird seine Stärke aber nur unwesentlich vergrößern. Letztlich werden wir, wenn wir Richomers Vorschlag folgen, im Osten Verstärkung einsammeln können, die uns letztlich viel besser nützen wird als ein paar Limitanei. «
Richomer nickte bestätigend. Arbogast hingegen, als einziger General, der bisher keine Meinung geäußert hatte, schien nicht überzeugt.
»Ich habe mehr für den Vorschlag des Imperators übrig«, sagte er schließlich. Niemand würde ihm diese Zustimmung als übertriebene Schleimerei auslegen, denn er hatte Gratian zu anderer Gelegenheit bereits vehement widersprochen und galt als respektvoll, aber auch als jemand, der seinen eigenen Kopf hatte. »Wir vergrößern Maximus’ Stärke. Und das ist nicht alles. Wir haben Berichte, nach denen sich Priester in verschiedenen Städten offen für den Usurpator ausgesprochen haben. Sie verbreiten Gerüchte, nach denen der Kaiser unter den unheilvollen, hexerischen Einfluss der Zeitenwanderer geraten und damit nicht mehr der Herr seiner Sinne sei. Das Volk wird aufgewiegelt. Wenn Maximus weiter voranschreitet und wir uns ihm nicht schnell und entschieden entgegenstellen, werden die Worte der Aufrührer auf fruchtbaren Boden fallen. Wenn sich das Volk in der Masse gegen Gratian wendet, haben wir ein massives Problem, das sich möglicherweise auch nicht mehr militärisch lösen lässt.«
Richomer stieß einen Fluch aus und schlug mit der
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