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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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für die hohen Gäste vorbereitet worden waren. Doch ehe der Kaiser das Mahl nicht eröffnete, würde niemand etwas von den dargebotenen Köstlichkeiten anrühren.
    Der alte Mann hob den Kopf und sah Berhan an.
    Sein Gesichtsausdruck wirkte nun hart und abweisend. Der Statthalter war sich sicher, dass Mehadeyis nun darangehen würde, die Gefangenen vor ihrer aller Augen foltern zu lassen. Es war offensichtlich, dass der Kaiser über den Anschlag auf seinen Thronfolger höchst erbost war.
    »Berhan.«
    »Ja, Herr?«
    »Du musst mich für sehr dumm halten.«
    »Ich … verstehe nicht …«
    Mehadeyis erhob sich. Er gab den Soldaten einen Wink. Diese holten Messer hervor und durchschnitten die Fesseln der Gefangenen mit schnellen, sicheren Bewegungen.
    Berhan schaute vom Kaiser zu den Soldaten und zurück. Er wusste nicht, was hier geschah.
    Einer der Wachmänner trat nun vor, er war bisher im Schatten verborgen gewesen. Er setzte seinen Helm ab.
    Berhan stieß einen Laut aus, unwillkürlich, wie ein verletztes Tier.
    Ouazebas stand dort, in aller Gesundheit, ein wenig müde vielleicht, aber ganz offensichtlich nicht mit dem Tode ringend.
    Der Statthalter von Adulis erhob sich taumelnd. Er brachte kein Wort hervor. Jetzt erkannte er, dass er das Opfer einer Scharade war.
    »Ich … Majestät …«
    »Du freust dich bestimmt, dass ich am Leben bin, Berhan?«, fragte Ouazebas mit einem gefährlichen Lächeln auf den Lippen. Er winkte die Zeitenwanderer herbei, die Römer. Africanus und der Arzt Neumann stellten sich neben den Thronfolger. Der massige, ältere Mann, Köhler mit Namen, gesellte sich zu ihnen. Sie sahen plötzlich gar nicht mehr so abgerissen, erschöpft und gequält aus.
    »Natürlich … ich verstehe nur nicht …«
    »Ah, ach so. Kein Problem. Mein Freund hier kann alles erklären.«
    Ouazebas winkte in die Gruppe der Diener. Ein Mann löste sich von ihr und schlug seine Kapuze zurück. Sein Gesicht war regungslos, ohne Empfinden, und Berhan kannte es nur zu gut.
    Haleb. Sein Giftmischer. Ein Verräter.
    Er reagierte schnell. Jetzt, wo alles zusammengebrochen war, galt es, einen letzten Triumph auszukosten, ehe er dem sicheren Tod entgegensah. Berhan war kein alter Mann und er war ein guter Kämpfer. Als Mann hohen Standes durfte er in Gegenwart des Kaisers eine Waffe tragen, doch machte er keinerlei Anstalten, das Schwert zu ziehen. Die Wachsoldaten wären dazwischen gewesen, ehe er einen Streich hätte führen können.
    Ein kleiner Wurfdolch lag in seiner Hand. Eine schnelle, gefährliche und zielsichere Waffe, wenn von einem Experten geführt.
    Ouazebas stieß einen warnenden Ruf aus. Der Thronfolger war zu weit entfernt. Wachsoldaten zogen ihre Waffen. Zu spät, zu weit weg.
    Berhan wirbelte herum, die Spitze des Dolches zwischen Daumen und Zeigefinger, gerichtet auf den alten Kaiser, der starr seinem Tod entgegenblickte. Mit einer fließenden, fast eleganten Bewegung holte der Statthalter aus.
    Dann ein Knall, krachend, laut.
    Eine unsichtbare Faust traf Berhan, warf ihn aus dem Gleichgewicht und stieß ihn zu Boden. Der Dolch entglitt ihm. Er sah an sich hinab und erblickte das Blut, das aus seinem Brustkorb trat. Dann der Schmerz. Dann nichts mehr.
    Köhler senkte die Hand mit der Pistole.
    Für einen Moment starrten alle Anwesenden auf die Leiche des Statthalters. Alles war so schnell gegangen, und vor allem für die Bediensteten des Berhan war die Wendung der Ereignisse bestürzend. Die Soldaten des Kaisers behielten die Bewaffneten gut im Auge. Doch der Herr von Adulis war tot. Keiner seiner Gefolgsleute machte auch nur andeutungsweise Anstalten, etwas Törichtes zu tun. Es mochte sogar sein, dass sich auf manchem Gesicht ein wenig Erleichterung zeigte.
    Neumann klopfte Köhler anerkennend auf die Schulter. Dieser hielt die Pistole mit unbewegtem Gesicht immer noch in der Hand. Er blickte weiterhin nur auf die Leiche.
    Ouazebas und Mehadeyis wandten sich dem Schützen zu, die Augen voller Respekt, Angst und Neugierde auf die kleine Handwaffe gerichtet. Köhler tat nichts, um die Pistole zu verbergen.
    Es war der Kaiser, der die neu entstandene Stille brach, indem er sich hinsetzte und auf den Leichnam des Statthalters wies.
    »Bringt das weg!«, befahl er knapp.
    Diener eilten herbei, die Anweisung zu befolgen.
    Dann sah er Neumann an. Dann Köhler, der ihm das Leben gerettet hatte. Und erneut den Arzt, den er wohl für den Sprecher der Gruppe hielt.
    »Kaffee, ja, Zeitenwanderer?«
    Neumann

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