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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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erklärte Andragathius und schüttelte zur Bestärkung den Kopf. »Gratian wird vielmehr eine schnelle Entscheidung suchen. Er hat die deutschen Legionäre auf seiner Seite und meint, dass er uns überlegen ist.«
    »Damit könnte er recht haben«, meinte Maximus. Man musste dem Comes lassen, dass er nicht zur gleichen chronischen Selbstüberschätzung neigte, unter der von Klasewitz litt – eine Selbsterkenntnis, die dem Freiherrn immer noch seelische Schmerzen bereitete, die ihm aber geholfen hatte, realistisch zu planen.
    »Wir werden es früh genug herausfinden«, meinte der General. »Gratian, so sehe ich das, wird das Bewegungsheer unter dem Kommando von Rheinberg in unsere Richtung schicken, so schnell es geht. Das ist ein Vorteil, denn der Zeitenwanderer hat keine Ahnung davon, wie er ein großes römisches Heer zu führen hat. Er ist ein Seeoffizier und ihm fehlt jede Erfahrung.«
    »Er hat Arbogast und Richomer an seiner Seite, möglicherweise auch Theodosius und weitere erfahrene Militärs«, erinnerte Maximus ihn. »Und wir mögen ja alle über den schändlichen Einfluss dieses Mannes einig sein, dass er den Ratschlag seiner Kameraden bewusst ignoriert, kann man ihm jedoch wahrlich nicht nachsagen.«
    »Dann wäre da noch der Kaiser selbst«, meinte der General. »Er wird nominell das Oberkommando führen, um die noch verbliebenen unentschlossenen Einheiten auf seine Seite zu ziehen. Etwas anderes bleibt ihm gar nicht übrig.«
    »Das ist das Klügste, was er machen kann«, sagte Maximus und ergänzte: »Es ist gleichzeitig das größte Risiko. Denn wenn Malobaudes ihn tötet, wird die Kommandostruktur dieses Heeres in sich zusammenfallen und gerade jene Einheiten, die sich nur unsicher für seine Seite entschieden haben, werden zu uns überlaufen.«
    »Es bleibt Rheinberg.«
    »Ja, das ist wohl wahr. Aber er genießt nur deswegen dieses hohe Amt, weil er Gratians Vertrauen hat. Das Misstrauen gegenüber dem Emporkömmling ist durchaus auch in jenen Kreisen der Militärverwaltung groß, die dem Imperator gegenüber loyal sind. Rheinbergs Legitimation stützt sich auf Gratian. Ist Gratian tot, bricht diese Stütze fort. Er wird sich nicht halten können. Deswegen rechnen wir ja damit, dass er in einem solchen Falle nach Ravenna auf sein Schiff fliehen wird. Das Heer Gratians wird dann endgültig in Auflösung geraten. Wir können durchmarschieren.«
    »Aber der Osten«, gab Andragathius zu bedenken.
    »Der Osten ist schwach. Ich kenne die Geschichte, die sich in der Vergangenheit der Zeitenwanderer abgespielt hat. Damals habe ich erst Jahre später losgeschlagen. Der Osten hatte Zeit, sich vom Einfall der Goten zu erholen. Theodosius konnte den Osten nutzen, um mich zu bekämpfen und am Ende zu besiegen. Doch diese Machtbasis hat er jetzt nicht mehr – er, oder wer auch immer es versuchen wird. Von der Kerntruppe, die von Valens’ Armee übrig geblieben ist, einmal abgesehen, gibt es einige frisch ausgehobene Einheiten, viele davon noch in den Dienst gepresst, bevor Rheinberg die Zwangsrekrutierung abgeschafft hat.«
    Maximus hielt inne. »Übrigens eine der Reformen des Zeitenwanderers, die ich beizubehalten gedenke.«
    Andragathius unterbrach ihn nicht. Seinem Gesicht war nicht anzusehen, was er von diesem zweiten Lob für den Gegner hielt. Er kannte Maximus seit vielen Jahren und wusste ihn einzuschätzen.
    »Dann ist eigentlich alles gesagt. Wir werden diese Diskussion sicher noch das eine oder andere Mal wiederholen. Ich möchte, dass wir das nach jedem weiteren Schritt tun, damit wir diskutieren können, ob sich an unserer Einschätzung irgendwas verändert hat. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass unsere Pläne perfekt sind oder durchgehend unveränderbar bleiben.«
    Der General wollte noch etwas erwidern, wurde aber abrupt unterbrochen. Atemlos stürzte ein Bote in das Zelt. Maximus hatte Befehl gegeben, dass er zu jeder Tages- und Nachtzeit ohne Ankündigung zu stören sei, wenn es wichtige Neuigkeiten gäbe.
    Der Mann war staubbedeckt und offenbar Alane. Ihm war anzusehen, dass er einen harten Ritt hinter sich hatte. Er verbeugte sich vor dem Comes, doch der winkte ab.
    »Was gibt es?«
    »Herr, Gratians Legionen. Sie sind von Trier aus aufgebrochen. Sie marschieren direkt auf unseren Standort zu.«
    Maximus sah den Boten einen Moment schweigend an, dann nickte er. »Wie erwartet. Er nimmt den direkten Weg und will die schnelle Entscheidung. Also müssen wir mit den Leuten arbeiten, die wir

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