Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
schuldet.«
Volkert erwiderte das Grinsen. Diese Sprache verstand er gut. Bei aller Sympathie, die er Feldmann durchaus abnahm, war auch ein gehöriges Maß Schlitzohrigkeit damit verbunden. Feldmann würde sich gut mit Zenturio Secundus verstehen.
Sie plauderten noch ein wenig, dann verabschiedete sich der Sanitäter und widmete sich wieder seinen Vorbereitungen. Volkert wollte sich gerade abwenden, als er ein Räuspern hinter sich vernahm. Er drehte sich um und erblickte Legionär Bertius. Der Mann trug, und das mit Würde, eine hölzerne Unterarmprothese, meisterhaft erstellt von einem Handwerker des Kastells, mit einer ausgestreckten, sorgsam geschnitzten Hand an ihrem Ende. Bisher hatte er sich als seine persönliche Ordonnanz ganz ordentlich angestellt, jedenfalls besser, als Volkert es erwartet hatte. Und die Dankbarkeit für diese Chance, in Diensten bleiben zu dürfen, war dem Invaliden durchaus noch anzumerken. Es war tatsächlich fraglich, was aus ihm geworden wäre, hätte man ihm die Entlassung nahegelegt.
»Ja, Bertius? Was gibt es?«
»Da fällt mir ein, was ich Euch schon während unserer Zeit im Lazarett fragen wollte, mir aber immer wieder entglitten ist.«
Volkert hob die Augenbrauen.
»Was wäre das?«
»Nun …« Bertius räusperte sich erneut, dann fiel sein Blick auf die Gruppe der deutschen Infanteristen, die letzte Hand an die Verladung ihrer Ausrüstung legten. Auch der Legionär hatte sehr positive Erinnerungen an Sanitäter Feldmann.
»Wie kommt es eigentlich, o Zenturio, dass Ihr die Sprache der Zeitenwanderer sprecht?«
Volkert starrte Bertius schweigend an. Natürlich. Daran hätte er denken müssen.
Bevor er den Mund zu einer Antwort – oder vielmehr einer schlechten Ausrede – öffnen konnte, hob Bertius abwehrend die gesunde Hand.
»Nein, im Grunde interessiert es mich nicht. Ich bin froh, in Euren Diensten zu stehen, Zenturio. Euch steht eine große Karriere bevor. Es ist gut, jemandem zu dienen, der für höhere Positionen bestimmt ist.«
Und damit wandte er sich ab.
Der Legionär hatte schlicht begriffen, was auch Feldmann instinktiv erkannt hatte: In diesen Zeiten war das Einzige, auf das man sich verlassen konnte, die Beziehung zu anderen Menschen.
Und solange es einem nutzen konnte, stellte man auch nicht zu viele Fragen.
32
»Ich danke Euch für diesen Vertrauensbeweis!«
Magnus Maximus streckte dem alten Zenturio die Hand hin. Der Mann musste kurz vor dem Ende seiner Dienstzeit stehen, ein kräftiger, leicht vornübergebeugter Soldat mit grauen Haaren. Obgleich er seine Brustplatte offenbar stundenlang hatte polieren lassen, wirkte sie abgestoßen und fleckig. Irgendwann vor vielen Jahren war die Karriere dieses Mannes abrupt in eine Sackgasse geraten, sei es, weil er nicht genügend politisch vernetzt war, oder weil er schlicht als nicht fähig genug für ein höheres Kommando angesehen wurde. Er hatte seitdem, davon war auszugehen, seinen Dienst treulich versehen, allen Widrigkeiten zum Trotz. Er wirkte wie eine ehrliche Haut, ein Veteran endloser Scharmützel mit germanischen Stämmen, der viele kleine Siege und Niederlagen miterlebt hatte. Von Klasewitz vermutete, dass er das Vertrauen seiner Männer genoss, die in etwa den gleichen Lebenslauf gehabt hatten und die mit ihm alt geworden waren.
Der Zenturio wollte sich verbeugen, doch Magnus legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Keine Verbeugungen, mein Freund. Ihr seid einen großen Schritt gegangen, der uns alle zu weiterer Größe führen wird. Ich bin derjenige, der Euch Respekt zollt, denn wir hätten uns jetzt genauso als Feinde gegenüberstehen können. Ihr habt Euch für Rom entschieden. Es geht hier nicht um mich. Rom steht auf dem Spiel. Und mein Respekt gilt Euch, Zenturio. Kehrt ein, im Nachbarzelt ist Wein und ein Essen bereitet, für Euch und Eure Offiziere. Lasst es Euch gut gehen. Ich werde mich gleich zu Euch gesellen.«
Der Zenturio lächelte erfreut. Er hatte offenbar eine andere Behandlung erwartet, distanzierter, eine kühle Dankbarkeit. Doch das war nicht die Art des Maximus, wie von Klasewitz hatte feststellen müssen. Es war ihm vor allem deswegen aufgefallen, weil es auch nicht seine Art war. Die Stärke des Comes lag darin, dass er sich um seine Männer kümmerte und ernsthaft an ihrem Wohlergehen interessiert war. Fehlte es an Nahrung, gab er aus seinen eigenen Vorräten. Er aß, was die einfachen Legionäre zu sich nahmen. Kam er an Wein, teilte er ihn
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