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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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und er die
Saarbrücken
wie gehetzt von einer Ecke des östlichen Reiches in die andere gefahren hatte, ohne große Fortschritte zu machen, fortwährend defensiv, immer auf der Flucht, das nagte sehr an ihm. Er wollte wieder die Initiative ergreifen, das war wichtig, alleine schon, um vor den Augen seiner Gefolgsleute nicht wie ein ewig Getriebener dazustehen.
    Er diskutierte noch einige Details mit dem Präfekten, ehe dieser sich verabschiedete und in den Palast zurückkehrte. Rheinberg stand für wenige Augenblicke an der Reling der
Saarbrücken
und beobachtete die Wiederaufbauarbeiten an den Zerstörungen, die ihr letzter Besuch verursacht hatte. Man hatte diese fast abgeschlossen. Die Wunden würden in Kürze nicht mehr zu sehen sein. Rheinberg hoffte, so bald keine neuen schlagen zu müssen. Es ermüdete ihn, gegen Menschen kämpfen zu müssen, mit denen er eigentlich auf der gleichen Seite gegen ganz andere Herausforderungen streiten sollte: Ignoranz, Aberglaube, innere Zerrissenheit, Rückständigkeit, Unterdrückung. Und die Hunnen, die da draußen lauerten und auf ihre Chance warteten. Sie waren näher als erwartet, das war eine der schlechten Nachrichten vor ihrem Aufbruch aus Ravenna gewesen. Doch warum zögerten sie noch?
    Und
warum
waren sie näher als gedacht?
    Rheinberg versank ins Grübeln, als ein Ruf von der Kaimauer ihn aus den Gedanken riss. Er schaute hoch. Am Fallreep wachten zwei Wachsoldaten, ein Deutscher und ein Römer, und bewachten den Zugang zum Schiff. Der Matrose der Stammbesatzung winkte Rheinberg zu. Dieser schaute genau hin. Zwei Personen standen dort bei den Soldaten, offensichtlich Frauen.
    Neugierig geworden spazierte er das Fallreep entlang. Schon auf halbem Wege hielt er für einen Moment überrascht inne. Die eine der beiden jungen Frauen kannte er. Es war Julia, die Tochter des Michellus, des Senators, der sich derzeit zu Besprechungen im Kaiserpalast aufhielt und gedachte, mit der Flottille nach Afrika aufzubrechen, sobald es so weit war. Als er zuletzt von Julia gehört hatte, war das indirekt gewesen: Michellus hatte sie verheiratet. An wen, daran konnte er sich nicht so recht erinnern.
    Julia, die Flamme von Thomas Volkert, dem Deserteur. Rheinberg seufzte, dann ging er weiter. Diese Geschichte ging ihm jetzt doch ein wenig zu Herzen. Und als er sah, dass die Julia ein Baby im Arm hatte, das trotz des Trubels friedlich schlummerte, ahnte er Böses.
    Er stellte sich vor die Frauen und deutete eine Verbeugung an.
    »Julia, Tochter des Michellus, wenn ich mich nicht irre«, sagte er nach knapper Begrüßung.
    »Trierarch Rhein… nein, Heermeister Rheinberg«, erwiderte Julia, indem sie sich schnell selbst korrigierte. »Wir haben uns lange Zeit nicht gesehen.«
    »Ich freue mich, dass es Ihnen gut geht«, meinte Rheinberg höflich. »Sie wollen sicher Ihren Vater sprechen. Er hält sich im Palast auf, wird aber bald auf die Gratian zurückkehren, wo er Quartier genommen hat.« Er wies auf den unweit vor Anker liegenden Dampfsegler.
    Julias Blick folgte seinem Finger nur für einen Moment, dann heftete er sich wieder auf Rheinberg.
    »Danke, Heermeister. Ich werde ihn mit Freuden aufsuchen.«
    »Sie sind mit Ihrem Ehemann hier?«
    »Mein Ehemann hat mich und meine Tochter verstoßen.«
    Julia gab ihm diese Tatsache mit emotionsloser Stimme preis, als ob das ein völlig selbstverständlicher Vorgang sei, mit dem man allzeit hätte rechnen müssen. Rheinberg jedoch fühlte sich alarmiert. Ein altes, vergessen geglaubtes Problem erhob sich aus der Vergangenheit und klopfte an seine Tür, beinahe buchstäblich.
    »Ich möchte aber einige Worte mit Ihnen wechseln, Heermeister. Wenn Sie es erlauben. Es wird nicht lange dauern.«
    Julia sah ihn geradeheraus an, mit dem Mut … nein, nicht einer Verzweifelten, aber einer sehr entschlossenen Frau. Ihre Begleiterin, wahrscheinlich eine Dienerin, verfolgte den Austausch schweigend und mit großen Augen.
    Rheinberg räusperte sich und machte eine einladende Handbewegung.
    »Seien Sie mein Gast!«, sagte er und ließ ihr den Vortritt. Die beiden Soldaten wechselten vielsagende Blicke, stellten die Grimassen aber sofort ein, als Rheinberg sie eisig ansah. Sie waren sehr schnell mit etwas anderem beschäftigt.
    Rheinberg wies Julia den Weg in die Kapitänskajüte. Auf dem Weg dorthin begegneten sie Langenhagen, der die Senatorentochter sofort erkannte und überrascht die Augenbrauen hochzog, sowie Aurelia, die Julia nur vom Hörensagen

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