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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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das Pergament und las. Las es ein zweites, dann ein drittes Mal. Sein Latein war nicht übel und er hatte es in den letzten Monaten durch täglichen Gebrauch perfektionieren können. Er wollte aber ganz sicher gehen, unbedingt sicher. Er las es ein viertes Mal, seine Lippen formten leise jedes Wort, testeten die Bedeutung, schmeckten die Grammatik.
    Doch, es bestand kein Zweifel. Magnus Maximus, Kaiser von Rom, teilte ihm mit, dass er, Freiherr von Klasewitz, mit sofortiger Wirkung zum Magister Militium, zum Heermeister des Reiches, dem Oberbefehlshaber aller Streitkräfte direkt nach dem Imperator, ernannt worden sei.
    Von Klasewitz fühlte, wie ihn eine plötzliche Hitze packte, die nichts mit den sommerlichen Temperaturen zu tun hatte. Er lächelte, ganz knapp, kaum sichtbar, doch der Triumph funkelte in seinen Augen. Maximus hatte begriffen, dass nur ein Zeitenwanderer in der Lage war, die Zeitenwanderer zu bezwingen. Maximus hatte begriffen, dass die neuen Waffen und Taktiken die Zukunft der Militärmaschinerie Roms waren. Maximus hatte begriffen, dass er jetzt diese wichtige Entscheidung treffen musste.
    Von Klasewitz nickte dem Boten zu.
    »Ich werde mich sogleich zum Palast begeben!«, teilte er ihm mit. Der Mann verneigte sich erneut und zog sich zurück, sodass der Freiherr wieder alleine am Kai stand, das Lächeln nun zu einem Grinsen verbreitert.
    Was Maximus nicht begriffen hatte, spann er seinen Gedanken weiter, war, dass er sich damit seinen eigenen Untergang in seine unmittelbare Nähe geholt hatte, den Mann, der ihn, sobald die wichtigsten Probleme gelöst waren, ablösen würde.
    Wer hätte das gedacht? Vor wenigen Monaten noch ein Ausgestoßener, ein Flüchtling, ein Verräter. Und jetzt ein Mann mit umfassender Macht, nur noch eine Handbreit von der letzten Stufe auf der Leiter entfernt, kurz davor, so kurz davor, sich selbst den Purpur umzulegen.
    Von Klasewitz beherrschte sich, bekam seine Mundwinkel unter Kontrolle.
    Obacht jetzt.
    Vorsichtig sein.
    Ganz, ganz langsam.
    Er hatte nur diese eine Chance.
    Er durfte es jetzt nicht vermasseln.
    Von Klasewitz rollte die Nachricht sorgfältig zusammen und wandte sich ab. Er musste sich angemessen anziehen, wenn er dem Kaiser gegenübertrat, um Treue und Gehorsam zu schwören.
    Treue und Gehorsam.
    Vorsichtig.
    Ganz, ganz vorsichtig.
        
     

40
     
    Thomas Volkert hatte wieder den schwankenden Boden eines Schiffsdecks unter den Füßen und fühlte sich wohl dabei. Er holte tief Luft, sog gierig die salzige Seeluft ein, schloss die Augen in der sanften Brise, versank im Schreien der Seevögel. Seine Hände hielten die Reling umklammert, die das Achterdeck des Schiffes vom Rest des Fahrzeugs trennte. Die Taue des Mastes knarrten im Wind, als das Hauptsegel hochgezogen wurde, um die Ruderer der großen Transportgaleere zu unterstützen. Der Wind stand gut, war nicht zu kräftig und die rudernden Soldaten würden im Einklang mit der Natur eine gute Geschwindigkeit vorlegen. Die wunderbare Atmosphäre, die ein aus dem Hafen gleitendes Schiff für Thomas Volkert erzeugte, diese Mischung aus Bestimmung und Aufbruch, aus ruhiger Gewissheit, das Element zu beherrschen, und dem kalkulierten Risiko, doch vom Element beherrscht zu werden – das war auf dieser Galeere viel intensiver als auf dem massiven, metallenen Schiffsleib eines Kleinen Kreuzers. Die Wellen wurden unmittelbarer spürbar, die Geräusche des Holzes, der Taue, der Ruder klangen anders als das Stampfen der Maschinen auf der
Saarbrücken,
es war alles – ruhiger, weniger hektisch, gelassener, sehr entspannt.
    Volkert wusste, dass er sich einer gefährlichen Illusion hingab. Diese große Galeere war kein Neubau, keine der Verbesserungen moderner Schiffsbaukunst war in diesem Schiff zu erkennen, kein größerer Tiefgang, weder ein ordentlicher Kiel, der die Stabilität auf den Wellen erhöhte, noch eine Takelage mit mehreren, den Windverhältnissen angepassten Segeln.
    Natürlich keine Dampfmaschine. Es war ein Getreidetransporter, der gerade überholt worden war, ein gutes Schiff, aber eben eines, das bei Sturm schnell leckschlagen und sinken würde, dessen niedrige Bordwände schnell überspült wurden und das nicht gegen den Wind kreuzen, sondern nur gegen ihn anrudern konnte.
    Aber Volkert war froh, hier zu sein. Es half ihm, die Erinnerung zu verdrängen. Das ruhige Gesicht des Sedacius, der sich in sein eigenes Schwert gestürzt hatte, wie es von ihm zu erwarten war, zählte zu diesen

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