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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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bereitete sich gewissenhaft vor. Zum einen würde sie die Insel nicht alleine verlassen. Ihre Leibsklavin Claudia, die mit dem Bruder in Noricum, würde sie begleiten. Sie hatte die junge Frau in langen, nächtlichen Gesprächen ins Vertrauen gezogen. Nicht nur hatte sie ihr die Freilassung versprochen, es hatte sich eine Freundschaft zwischen den beiden Frauen entwickelt. Julia musste sich eingestehen, dass erst ihr verändertes Verhalten zu Sklaven, ausgelöst durch manches kritische und leidenschaftliche Wort ihres Geliebten, dazu geführt hatte, so mit Claudia umgehen zu können. Nicht dass es in ihrem Elternhaus eine Kultur des Missbrauchs von Sklaven gegeben hätte – selbst ihre starrsinnige und aufbrausende Mutter Lucia hatte die Bediensteten immer korrekt behandelt, und körperliche Züchtigung galt als verpönt und wurde, wenn überhaupt, nur sehr sparsam eingesetzt. Aber nichtsdestoweniger waren es die unsichtbaren Barrieren gewesen zwischen einer freien römischen Adelsfamilie und Sklaven, Gegenständen des Hauses gleich, die Julia nicht richtig betrachtet und hinterfragt hatte. So manches in ihrem Leben hatte sich verändert, seitdem sie Thomas Volkert kennengelernt hatte, und dies war nur ein weiterer Aspekt.
    Ein zweiter Teil ihrer Vorbereitungen bestand seit geraumer Zeit in der diskreten Anhäufung leicht transportabler Reichtümer. Martinus Caius war ein spendabler Mann, allerdings vornehmlich in Richtung seiner bevorzugten Tavernen und Huren. Julia hatte mehrmals energisch auf ihre Stellung als Hausherrin hinweisen müssen – und die damit verbundenen Kosten –, ehe sich Caius dazu hatte hinreißen lassen, ihr ein entsprechendes Budget zur Verfügung zu stellen. Da er aber ansonsten alle ihre Bedürfnisse klaglos erfüllte, war es ihr gelungen, die Summe anzusparen. Dazu kamen gewisse Barmittel sowie Schmuckstücke, die sie mitgebracht und erfolgreich vor ihrem Mann hatte verbergen können. Caius hatte sich auch nicht sonderlich darum gekümmert, er lebte das Leben eines Mannes, der niemals Geldsorgen gehabt hatte und offenbar davon ausging, dass dieser Zustand sich auch nie ändern würde, egal wie wenig er für den Erhalt dieses Vermögens zu tun gedachte. Angesichts der Reichtümer, die sein Vater mit harter Arbeit aufgehäuft hatte, konnte er da tatsächlich richtig liegen – außer, so eine Kleinigkeit wie ein Krieg kam dazwischen, und das war in diesen Zeiten leider schon eher die Regel als die Ausnahme.
    Julia hatte eine kleine Schatulle mit Münzen gefüllt. Weitere, leicht transportable Besitztümer hatte sie bereits zur Seite geschafft, mit der Absicht, das eine oder andere in ihre Kleidung einzunähen – Claudia hatte dafür ein Talent. In der Schatulle bewahrte sie auch die Besitzurkunde Claudias auf, die es ihr ermöglichen würde, sie so schnell wie möglich freizulassen. Hinzu kam der Schmuck, wobei sich Julias Auswahl auf leicht zu veräußernde Stücke konzentrierte.
    Der dritte und damit wesentliche Aspekt ihrer Flucht stellte sie vor das größte Problem. Es war nicht völlig unmöglich, aber letztlich doch ungewöhnlich, ja sogar gefährlich, ohne männliche Begleitung zu reisen. Zu leicht würden sie in diesen unsicheren Zeiten Opfer von Straßenbanden werden, denen sie nur mit Glück lebend entkommen könnten. Es war absolut notwendig, sich schlagkräftiger männlicher Begleitung zu versichern, alleine schon zum Zwecke der Abschreckung. Außerdem zogen zwei alleine reisende Frauen weitaus mehr Aufmerksamkeit auf sich.
    Nicht dass die Reise weit wäre. Julia gedachte, nach Konstantinopel zu gelangen. Zum einen wusste sie, dass die Hauptstadt des Ostens Brennpunkt zukünftiger Ereignisse werden würde, zum anderen war sie sich sicher, in der Metropole einigermaßen untertauchen zu können, wenn sie sich bedeckt hielt. Hier konnte sie die Entwicklungen abwarten, saß am Knotenpunkt zahlreicher Informationswege und konnte abpassen, wann sich Volkert wieder zeigen würde, um mit ihm in Kontakt zu treten.
    Daran, dass er in den Wirren sterben würde oder vielleicht gestorben sein könnte, verschwendete sie keinen Gedanken.
    Unbewusst ahnte sie schon, dass diese Fokussierung auf einen Deserteur zweifelhafter Herkunft sich letztlich als sehr gefährlich erweisen mochte – aber sie war, wie auch ihre Mutter, eine Frau von bemerkenswertem Starrsinn.
    Es dauerte eine Weile, bis sie sich die Optionen zurechtgelegt hatte, die ihr auf der Insel zur Verfügung standen. Da waren erst

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